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fernung oder unter andern Umständen anders empfindet,
wurde den Künstlern bald klar. Es handelte sich darum,
wie Damianos sich ausdrückt, gegen diese Täuschungen
„Abwehrmittel" ausfindig zu machen. Diese bestanden
darin, dass man nunmehr das Auge täuschte, indem man
die Sachen, die anders empfunden wurden, als sie in der
Wirklichkeit waren, so weit abänderte, bis sie dem, was
sie sein sollten, gleich zu sein schienen. Hiermit ver-
liess man natürlich das System der sich aus der Anordnung
notwendig ergebenden Schönheit und betrat das
Gebiet des „schönen Scheines", das Gebiet, auf dem sich
sowohl die Dichter als auch die bildenden Künstler in
späterer Zeit zum größten Teil bewegen.

Es existiert also eine Art Gegensatz zwischen m&q
und Symmetrie auf der einen und Eurythmie auf der
andern Seite, der zu Piatos Zeiten in Griechenland scharf
empfunden wurde.

Auch über die Dichtkunst finden wir in älterer Zeit
zwei getrennte Auffassungen nebeneinander. Bei Hesiod
heißt es schon, dass die Musen (j;£D§sa 7roXXd wissen
sTOfioiaiv 6[ioCa; demgegenüber steht Pindars Auffassung,
„dass Apollo in die Herzen, denen er die Muse mit ihr
geben will, friedliche Gesetzlichkeit eingeführt habe"
(Pyth. V 65)1. Für den einen also ein der Wahrheit ähnlicher
Schein, für den andern eine auf Maß und Gesetz
beruhende Schönheit.

Aristoteles versuchte diese beiden Auffassungen zu
vereinigen, indem er als Ursachen der Kunst sowohl eine
in der menschlichen Natur liegende Freude am Nachahmen
und am Nachgeahmten, als eine ebenfalls den
Menschen eingeborene Empfindung für Rhythmus und Har-

1 Vgl. Müller, Theorie der Kunst bei den Alten 1 15f.


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