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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/jolles1906/0101
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gegen berichtet Plinius, class Lysipp von sich selbst ge~
sagt habe, „seine Vorgänger hätten die Menschen dargestellt
, wie sie waren, er dagegen, wie sie sich dem
Auge zeigen" {vulgo dicebat, ab Ulis factos quales essent
homines, a se quales viderentur esse. XXXIV 65).
Was nun auch die genaue Bedeutung dieser Aeußerungen
sei, sie bestätigen uns jedenfalls, dass zwischen der
taktischen und der mimetischen Richtung ein Streit vorhanden
war1.

Irren wir uns nicht, so musste dieser Streit sich
noch verschärfen in einer Zeit, da man in der bildenden
Kunst anfing, ein größeres Gewicht auf äußere Naturwahrheit
zu legen. Die adiectiones und detractiones
sind in der bildenden Kunst selbstverständlich weniger
gesetzmäßig und leicht berechenbar als in der Baukunst.
Die Gefahr, wenn man sich von der strengen Ta£t? auf
die Dauer entfernt, überhaupt nur für den Schein zu
arbeiten, ist in der Skulptur und der Malerei weit
größer. So erklärt es sich, dass man zu gleicher Zeit
mit immer weiter fortschreitenden eurythmischen Milderungen
auch- immer stärkere Betonung naturalistischer
Details findet. Von demselben Pythagoras, der zum ersten-
mal Rhythmus und Symmetrie kombiniert haben soll, lesen
wir bei Plinius, dass er mit mehr Akribie Muskeln,
Adern und Haare behandelt hape, also im ganzen naturalis
! ischer als seine Vorgänger gearbeitet zu haben scheint.

Ueberhaupt zeigen uns, wie ich glaube, die vielbesprochenen
„Künstlerurteile" auf das deutlichste den
Kampf zwischen Mimetikern und Taktikern. Auf der einen

' Vgl. Kekule, Ueber einen angeblichen Ausspruch des
Lysipp, Jahrb. d. 1. VIII 39, wö auch die Meinungen 0. Müllers,
II. Meyers und II. Brunns über diesen Ausspruch eingehend besprochen
werden. Vgl. auch Arch. Auz., 1S92, S. In.


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