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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/jolles1906/0107
Schluss.

Wir haben nunmehr mit Hilfe der griechischen Ausdrücke
, welche Vitruv seinen lateinischen Uebersetzungen
beigab, gesehen, dass sich im Altertum überall Spuren
von der Aesthetik fanden, die uns der römische Baumeister
als Ganzes überliefert.

Es ist, wie wir gleichfalls sahen, keine Schönheits-
lehre, welche ausschließlich auf die Kunst angewandt
werden kann, sondern die Kunst gehört in jene Reihe
von Gebilden, welche nur durch eine gewisse Anordnung
zu stände kommen, ihren Zweck erreichen und Schönheit
erlangen. Nur insoweit ein Kunstwerk für das
menschliche Auge oder das Ohr berechnet ist und also
im Gegensatz zu andern Zusammensetzungen speziell mit
den Eigentümlichkeiten des Auges oder des Ohres zu
rechnen hat, tritt es aus der Reihe jener andern Gebilde
heraus. Das Weltall, der Staat, die Haushaltung, ein
Gebäude, eine Tragödie, ein Gewebe, ein menschlicher
Körper, eine Statue usw. sind alles Zusammensetzungen,
welche nach diesem System angeordnet sind; insoweit
sie wohlangeordnet sind, das heißt, insoweit die Quantität
der Teile wohl berechnet ist und sie nach ihrer Qualität
wohl komponiert sind und alle zueinander und zu dem
Ganzen in dem richtigen Verhältnis stehen oder zu stehen
scheinen, sind diese Gebilde an und für sich schön; insoweit
sie sich zu andern Gegenständen aus der Umgebung
oder zur Idee, die sie zum Ausdruck bringen sollen, richtig
verhalten, kann man von einer zweiten Schönheit sprechen
— die erste Schönheit heißt eurythmia, die zweite decor.


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