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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1875-1/0018
mark noch eine dritte mächtige sehnige Membran die übrigen nmgiebt. Galenus nimmt an, dass das Gehirn pulsirt,
das Rückenmark aber nicht, und dass deswegen an jenem der erwähnte Zwischenraum vorhanden sei, an diesem
nicht. Die dritte Membran schützt das Kückenmark bei den Bewegungen des Rückgraths und ist auch auswendig
von einer viscösen Flüssigkeit umgeben *). Betreffs der aus dem Gehirn stammenden Nervenwurzeln spricht sich
Galenits 2) entgegen der Auffassung von Erasistratus aus, welcher sie nicht vom Gehirn, sondern eben aus den
Membranen ihren Ursprung erhalten liess. Jeder Nerv ist nämlich nach Galenus mit drei Substanzen versehen.
Der mittlere und grössere Theil entsteht aus dem Gehirn selbst; er wird erstens von einem Fortsatz der dünnen,
zweitens von einem der dicken Membran rings umfasst; Erasistratus mag also nach Galenus nur diesen äusseren,
von der dicken Membran stammenden Theil der Nerven gesehen haben.

Die vorderen Ventrikel des Gehirns stehen, nach Galenus, durch eine Oeffnung mit dem Ventrikel des hinteren
Gehirns, oder des Cerebellum, in Verbindung. Der Spiritus animalis, der in dem vorderen Ventrikel bereitet werde,
könnte durch diese Oeffnung in den letzteren hineinkommen. Die Purgation der Ventrikel von den überflüssigen und
excrementiellen Theilen geschehe durch Oeffnungen der Hirnhäute und des Schädels nach der Nase und dem Gaumen
hin. Galenus sagt, dass die Ventrikel von dem Spiritus animalis gefüllt sind; Wasser scheint er aber in der That
nicht, soweit wir es finden können, in den Ventrikeln gesehen und erwähnt zu haben.

Vesalius 3) sagt bei der Beschreibung der Membrana dura cerebri, dass ihre »innere Fläche von einer wässrigen
Flüssigkeit viel mehr benetzt ist als die äussere und viel mehr weissglänzend». Er schildert die Cavität der Membrana
dura als ein wenig räumlicher als die Gehirnmasse selbst zusammen mit der Membrana tenuis; dies eben, um nicht
die Ausdehnung und Zusammenziehung der Gefässe der Membrana tenuis zu hindern. Mit den austretenden Nerven und
mit der Medulla dorsalis sendet auch nach Vesalius die Membrana dura Fortsätze wie Häute um dieselben hinaus.
An der inneren Schädelfläche findet sich kein besonderes Periost. Mit dem Pericranium steht diese Membran, wie
schon Galenus gesagt, durch die Suturen in Verbindung. Die Membrana tenuis bedeckt überall die Oberfläche des
grossen und kleinen Gehirns mit Ausnahme des Corpus callosum, und sie sendet Fortsätze in alle Furchen des
Cerebrum und Cerebellum, sowie auch in die Ventrikel des Cerebrum. Diese Membran wird an ihrer äusseren Oberfläche
von einer wässrigen Flüssigkeit benetzt4). Betreffs der Ventrikel endet ihr absteigender Gang (ductus) nicht
in das Geruchsorgan oder in die Sehnerven, noch weniger perforirt er das Geruchsorgan in dessen Continuität,
sondern führt den Schleim (pituita) durch das Infundibulum in die Glandula pituitaria hinab, von wo dieselbe schon,
mittelst zwei Paar Ausführgänge, das vordere Paar durch dieselben Canäle des Schädels wie das das zweite Nervenpaar
durchlassende, das hintere durch die Foramina lacera (?), nach dem Gaumen und der Nasenhöhle geführt wird. Die
Ventrikel sind nicht, wie Galenus gesagt, der Sitz des Geruchsorgans. Der Schleim wird gar nicht, was ganz unrichtig
ist, durch den im Dach der Nasenhöhle befindlichen, wie ein Sieb oder ein Schwamm durchlöcherten Knochen,
durch die hohlen Geruchsorgane, wie durch einen Canal, herabgeleitet. Die ganze Ventrikeloberfläche ist schlüpfrig
und mit einer wässrigen Flüssigkeit überzogen, und bei Dissectionen erscheint sie (der Ventrikel?) zuweilen mit derselben
gefüllt. Die Ventrikel des grossen Gehirns haben zwei Ausführgänge (meatus); der eine ist der schon erwähnte,
durch das Infundibulum gerade nach dem Cyathum führende, der andere ist der Gang, der nach den vierten Ventrikel
führt; sie werden beide von ihm in ihren Beziehungen zu den umgebenden Theilen ziemlich genau beschrieben.
Der vierte Ventrikel hält nur wässrige Flüssigkeit, die übrigen drei aber noch dazu Plexus. Die Ventrikel des
grossen Gehirns sind nach ihm nicht, wie Galenus und seine Nachfolger es beschrieben haben, von einer Membrana
tenuis, wie das grosse Gehirn selbst, bekleidet.

Vesalius betrachtet sonst die Ventrikel nur als Cavitäten und Sinus, in welchen die durch die Inspiration
eingezogene Luft und der vom Herz nach ihm übergesandte Spiritus vitalis durch die besondere Materie und Beschaffenheit
des Gehirns in den Spiritus animalis verwandelt wird, welcher dann in die verschiedenen Nerven ausströmt
und ihnen ihre specifischen Functionen verleihet.

1) Diese viscöse Flüssigkeit Galen's befand sich also nach aussen von der dritten, die Dura umgebende, Membran, und nicht
nach innen von der Dura, wie Jodin (Magendie: Kecherches physiol. et cliniques sur le liquide cephalorachidien 1842) es aufgefasst hat.
Sie hat also gar nichts mit der Cerebrospinalflüssigkeit zu thun, 2) 1. c. T. V. p. 602. 3) Opera omnia anatomica et chirurgica.
Cura Boerhave & Albini. De corporis humarii Fabrica Lib. VII p. 537 & sequ. 4) Bei Magendie wird, nach Dr d Aremberg, erwähnt,
dass Vesalius schon die Existenz der Arachnoidea durch die Flüssigkeit, welche sie secernirt, erkannt hatte. Dies ist aber nicht richtig.
Vesalius spricht nicht von einem besonderen Blatt der Membrana termis, sondern sagt nur, dass ihre Oberfläche von einer wässrigen
Flüssigkeit benetzt ist.


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