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Zellen in vollem Zusammenhang mit den Balkenscheiden sich über sämmtliche Lücken ausspannen. Man erhält
also das Häutchen aus zwei Lagen ausserordentlich dünner Zellen gebildet, zwischen welchen Lagen Fibrillenbündel
in netzförmiger Anordnung verlaufen. Mit Silberfärbung bekommt man die Zellengrenzen scharf markirt. In diesen
Verhältnissen liegt eigentlich der Schlüssel für die Lösung vieler der am meisten verwickelten Punkte der Binde-
gewebsfrage, ja man hat hier den Prototypus der Balken- und Häutchenbildung des Bindegewebes, und diese letztere
ist viel allgemeiner als man angenommen hat.
Nach demselben Plan ist auch die äussere Begrenzungshaut, die eigentliche Arachnoidea, gebaut. Sie besteht
aus Balkennetzen, gewöhnlich in mehreren Schichten, welche sich reichlich, mit netzförmiger Anordnung der
Balken, verbinden. Die Lücken werden von Häutchenzellen mehr oder weniger ausgefüllt. Die innersten Schichten
sind nach Art eines durchbrochenen einfachen Häutchens gebildet. Im Boden ihrer Lücken findet man eine tiefere
Schicht mit ihren Häutchenzellen. An der äusseren Fläche ist die Arachnoidea von einer zusammenhängenden Lage
solcher Zellen überzogen. Bisweilen ist die ganze Membran nur von einem Paar Balkenschichten mit ihren doppelten
Zellenhäutchen gebildet. Die Subarachnoidalbalken gehen direct in die Arachnoidea über und breiten sich darin
aus, diese Membran dadurch stellenweise verstärkend, während ihre Scheiden in die Zellenhäutchen selbst übergehen.
In den Subarachnoidalräumen sind Nerven und Gefässe aufgehängt oder an der Innenseite der Arachnoidea und der
Oberfläche der Pia durch mehr oder weniger durchbrochene, bisweilen wirklichen Spinnennetzen ähnelnde Häutchen
angeheftet. Oft sieht man in den Balken elastische Fasern in der Scheide verlaufen. Blutgefässe gehen in langer
Strecke in den Balken eingeschlossen, gewöhnlich dicht umschlossen von einem fibrillären Bindegewebshäutchen,
und dies ist auswendig von einem, mit dem Silberreagenz eine schöne Zellenzeichnung gebenden Zellenhäutchen
umgeben; hie und da setzen sich an diese frei im serösen Räume laufenden Blutgefässe Bindegewebsbalken an,
welche das Gefäss an den umgebenden Theilen befestigen. Hie und da findet man auch Nervenfasern in kürzerer
oder längerer Strecke ihren Weg durch die Subarachnoidalbalken nehmen. Rings um die Pia spinalis finden sich
ausser den frei in den Subarachnoidalräumen verlaufenden und an ihr sich ansetzenden Häutchen und Balken noch
andere umspinnende Membranen und Balkennetze, in welchen die gröberen Gefässe angeheftet liegen. Von allen
diesen Bildungen laufen dann zahlreiche Balken in die Pia hinein, und die Grenze ist oft schwer zu bestimmen.
Doch markiren sich, als die Pia selbst ausmachend, mehr oder weniger deutlich zwei Lagen, von welchen die innere
bei verschiedenen Thieren sich ziemlich gleich bleibt, während die äussere sehr an Mächtigkeit wechselt. Die äussere
wird von longitudinal und ziemlich parallel verlaufenden, mehr oder weniger groben, fibrillären Bindegewebsbündeln
und dünnen fibrillären Häutchen gebildet. Sie ist von einem äusserst dünnen, schwach körnigen durch Silberbehandlung
eine schöne Endothelzeichnung zeigenden, kernführenden Zellenhäutchen überzogen, welches den aus der
Arachnoidea und dem Subarachnoidalgewebe geschilderten ähnlich ist. In inniger Verbindung mit dem Zellenhäutchen
, an ihrer unteren Fläche, findet man hier ein sehr interessantes elastisches Fasernetz. Ausser den genannten
Balken und Häutchen geht in die äussere Pialage auch das Ligamentum denticulatum über. Dies ist durch und
durch cribrirt und aus gröberen und feineren, in mehreren Schichten liegenden Bindegewebsbalken gebildet, welche
von Zellenscheiden umgeben sind, die sich hie und da zu Membranen in den Lücken zwischen den Bündeln ausspannen
. Einerseits gehen die Bündel am Rückenmark in die äussere longitudinale Pialage, sich darin ausbreitend,
über, andererseits sammeln sie sich am freien Rande zu dem gröberen Randstrang, von welchem die von Balken
gebauten Zacken auslaufen, eine räumliche trichterförmige Hülle von der Arachnoidea erhaltend und direct in die
Bindegewebsbündel und Lamellen der Dura übergehend.
Die innere Lage der Pia, die von uns sog. Intima pise, ist eine sehr dünne, feste und gut begrenzte Haut,
die sich vom Rückenmark sehr leicht ablöst und aus drei Schichten zusammengesetzt ist. Die äusserste derselben
ist ein Zellenhäutchen mit einem mehr elastischen, im Allgemeinen longitudinalen, äusserst feinen Fasernetze; nach
Wegfallen der Zellen bleibt hier ein äusserst dünnes, fast homogenes Häutchen mit einem elastischen Netz zurück.
Unter diesem Häutchen findet sich eine Mittelschicht mit steifen, stark glänzenden, hauptsächlich circulären, in der
Regel einander rautenförmig kreuzenden Fasern. An ihrer Innenseite werden wieder diese Fasern von einem äusserst
dünnen, nach dem Rückenmark hin abschliessenden Zellenhäutchen bekleidet, welches ebenfalls mit einem feinen
elastischen Netz, nach der circulären Schicht zu, versehen ist.
Diese Intima piee ist mit dem Rückenmark durch eine dünne Flächenschicht von Neuroglia lose vereinigt,
aber doch so innig, dass kein freier Zwischenraum (His, Epispinalraum) hier vorhanden ist. Die Neuroglia befestigt
sich, ohne Modifikation ihres Gewebes zu erleiden, an der gegen sie übrigens scharf und gut als Haut begrenzten
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