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Intima piee, und die steifen Fasern ihrer Mittelschicht treten keineswegs in die Neuroglia hinein. Mit den ins Rückenmark
eintretenden Gefässen senken sich wie am Gehirn trichterförmige, oft steife Fasern aus der Mittelschicht enthaltende
Fortsetzungen der Intima pia? hinein und gehen in die die Gefässe mehr oder weniger lose umgebende
Adventitialseheide über. In die Fissuren des Rückenmarks senkt sich nicht nur die Intima pise, sondern auch
Balken und Häutchen vom äusseren longitudinalen Piastratum, welche also hier den mittleren Theil bilden und
die Blutgefässe zwischen sich enthalten.

Bei Injectionen in die Subarachnoidalräume des Rückenmarks füllen sich zuerst diese, sowie die des Gehirns,
dann dringt die Masse auch in die äussere, longitudinale Pialage, zwischen ihre von Häutchenzellen überzogenen
Balken und Häutchen. Die Intima piee bildet allein überall eine Barriere zwischen der Masse und dem Rückenmark,
in die Fissuren geht die Masse auch auf ganz dieselbe Weise in die eindringenden Piaverlängerungen ein, aber die
Intima trennt sie auch hier an den Seiten von dem Rückenmark ab. Durch die geschilderten Piatrichter rinnt die
Flüssigkeit in die Gefässscheiden und läuft mit ihnen in das Rückenmark fort. Nie geht die Masse bei diesen Injectionen
zwischen die Intima pise und das Rückenmark oder zwischen den Gefässscheiden und dem Rückenmark
hinaus. Ein Epispinalraum im Sinne von His ist nicht vorhanden; ebensowenig andere perivasculäre Räume als
die von der Adventitia gebildeten. lieber das nähere Verhalten der Arachnoidea zu den austretenden Nerven wird
bei der Beschreibung des peripherischen Nervensystems berichtet. Hier soll nur hervorgehoben werden, dass wir
dieselbe sowie auch ein den subarachnoidalen Häutchen und Balken ganz ähnliches Gewebe bis in die spinalen
Ganglien verfolgt haben, ungefähr wie am Opticus. Hiermit stimmen auch die Injectionen überein.

Quincke1) injicirte bei lebenden Hunden eine Zinnoberemulsion in geringer Quantität (etwa 1 C.c.) in die Sub-
arachnoidal- und Arachnoidalräume des Rückenmarks und Gehirns. Nach dem Tode des Thieres, der zwischen
einem oder einigen Tagen bis Wochen oder Monate eintraf, suchte er durch die da vorhandene Verbreitung des Zinnobers
die Communication, die Abflusswege und die Richtung des normalen Flüssigkeitsstromes kennen zu lernen.
Am Gehirn wird die Arachnoidea durch eine capillare Flüssigkeitsschicht von der Dura getrennt ; am Rückenmark liegt
sie derselben so dicht an, dass die Injection eigentlich nur in den Subarachnoidalraum gelingt, Von diesem Raum
aus war in den meisten Fällen der Zinnober bis zur Schädelhöhle vorgedrungen und hatte sich vorzugsweise an der
Basis des Gehirns angehäuft, Ausserdem wurde er an sämmtlichen Hirn- und Rückenmarksnerven, soweit dieselben
in der Cerebrospinalhöhle verliefen, gefunden. In einer Anzahl von Fällen drang der Zinnober aber noch über den
Bereich der Cerebrospinalhöhle hinaus. So erschien er in etwa der Hälfte der Versuche an den Intercostalnerwn
bis zum Abgang der Rami communicantes zum Sympathious oder selbst noch einige Millimeter darüber hinaus.
An den Lumbarnerven war er in mehreren Fällen bis in den Bereich des Plexus lumbalis zwischen den Ursprüngen
des Psoas, sowie bis zum Plexus ischiadicus jenseits seines Eintritts in die Beckenhöhle zu verfolgen. Von den
Hirnnerven war der Olfaktorius nicht über die Siebplatte hinaus von Zinnober begleitet; anders verhielt sich der
Opticus, welcher constant in seiner Scheide Zinnober führte, und wo derselbe dicht vor seinem Eintritt in den Bulbus
angehäuft war. Das Ganglion des Trigeminus befand sich auch meist zinnobergefärbt. Bis über die Knochencanäle
hinaus konnte an den Hirnnerven (mit Ausnahme des Opticus) niemals Zinnober nachgewiesen werden. Im Labyrinth
fand er sich einmal (unter fünf untersuchten), und zwar in der Scala tympani der Schnecke. In der Mehrzahl der
Fälle wurde der Farbstoff in der Arachnoidalscheide der Carotis an ihrer Austrittstelle aus dem Sinus cavernosus
gefunden, sowie in der Rindensubstanz des hinteren oberen Theils der grossen cervicalen, einigemal auch in den. sub-
maxillaren Lymphdrüsen. Die Dura mater war an ihrer Innenfläche stets frei von Zinnober; nie fand er sich in dem
von Böhm beschriebenen Gefässnetz, wohl aber an bestimmten Stellen längs der venösen Sinus in den Pacchionischen
Granulationen; aus ihnen war er nie in die Venen ausgedrungen. Die Plexus chorioidei waren in der Mehrzahl
der Fälle frei von Farbstoff; in zwei Fällen enthielten die Epithelien aller vier Plexus den Farbstoff. In einem
Falle lag in der Höhle des vierten Ventrikels ein aus zinnoberhaltigen Lymphkörperchen bestehendes Gerinnsel.
Der Zinnober befand sich theils frei, theils in Lymphkörperchen aufgenommen. In der zweiten Reihe von Versuchen
wurde die Zinnoberemulsion in die Schädelhöhle gespritzt, und zwar sowohl in den Subarachnoidal- wie in den
Arachnoidalraum. Nach wenigen Tagen verschwindet der Zinnober aus dem letzteren »grösstenteils, findet sich aber
in den Subarachnoidalräumen und der Pia des Gehirns, gerade wie nach directer Einspritzung in diesen Raum».
In der Mehrzahl der Fälle dringt er in die Rückgratshöhle herab.

*) Archiv f. Anatomie, Physiologie u. wissensch. Medicin. Jahrg. 1872.
Key und Retzius. Studien in der Anatomie des Nervensystems. 13


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