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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1875-1/0069
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»In dem eben beschriebenen, locker-maschigen Bindegewebe zwischen Dura und Pia, dem subarachnoidalen
Bindegewebe der älteren Autoren, befindet sich eine Flüssigkeit (Liquor (cerebro-) spinalis), welche mit einer eben
solchen im Arachnoidal- und Subarachnoidalgewebe des Gehirns befindlichen communicirt und mit ihr zusammen als
Cerebrospinalflüssigkeit oder Cotugno'sche Flüssigkeit bekannt ist». »Sie befindet sich in dem lockeren zwischen
Dura und Pia gelegenen Bindegewebe (Henle), welches man bisher als subarachnoidales Gewebe bezeichnet. Hinsichtlich
ihrer Communication mit den Hirnventrikeln, so wird dieselbe gegenwärtig ziemlich allgemein als wirklich
bestehend angenommen».

Frey x) schildert die Subarachnoidalräume des Gehirns und Rückenmarks als »mehr oder weniger in Communication
» stehend. »Die beiden Zugänge zum Höhlensysteme des Gehirns, die hintere und vordere Querspalte, werden
durch die vorgespannte Pia mater geschlossen (Telse chorioideas)». Die Pia mater besitzt reichlich entwickelte lymphatische
Canäle. Unter der Pia mater, sowohl derjenigen des Rückenmarks wie Gehirns, existirt kein Hohlraum.
»Die von His behaupteten 'epispinalen' und 'epizerebralen' Räume sind Kunstpro du cte. Wir stehen nach eigenen
Erfahrungen nicht im mindesten an, diesen Ausspruch von Key und Retzius für vollkommen richtig zu erklären».
Nach Frey steht auch das perivasculäre Gefässsystem von His »auf schwachen Füssen»; nach eigenen neueren
Beobachtungen war er schon 1870 sehr geneigt sich der Ansicht anzuschliessen, dass es nur ein Artefact sei.
Ebensowenig, äussert er nun, giebt es einen »perivasculären Gefässraum, d. h. eine Lücke zwischen der Adventitial-
haut und der angrenzenden Neuroglia». Die Dura mater ist an Lymphbahnen sehr reich. »Sie laufen theils über
die Blutgefässe weg, theils scheiden sie die letzteren ein. Eine Ausmündung in den Raum zwischen Dura und
Arachnoidea ist sehr wahrscheinlich».

In Betreff der Frage vom Zusammenhang der Hirn Ventrikel mit den Subarachnoidalräumen
haben wir2) Mittheilungen über unsere Untersuchungen in dieser Richtung gemacht. Das hintere, hinter dem Lig.
denticulatum befindliche Subarachnoidalspatium des Rückenmarks, geht unmittelbar unter schneller Erweiterung in
eine grosse Cisterne an der Basis des Gehirns über. Die Arachnoidea liegt also frei über die Vallecula und, seitwärts
von derselben, über einen grossen Theil der unteren Fläche der Kleinhirnhemisphären. Spärliche, lange Sub-
arachnoidalbalken laufen zwischen ihr und der Pia der betreff. Gehirntheile. In dieser Ausdehnung befindet sich
hier die grosse Cisterne, die von uns sogenannte Cisterna magna cerebello-medullaris. Nach vorn setzt sie sich bis
zum vorderen Rande des Kleinhirns fort, mit der Grenze dicht nach aussen vom Flocculus. Sie geht weiter über
den Flocculus hinweg und breitet sich um die Medulla und den Pons aus. Die Tonsillen befinden sich in ihr, zwischen
ihnen nimmt sie die ganze Vallecula ein, ihr Inhalt bespült den Vermis inferior, die hintere Fläche der Medulla und
die untere Wand des vierten Ventrikels. Der Raum zwischen den Tonsillen, der Medulla und der unteren Wand des
vierten Ventrikels ist von ziemlich zahlreichen feinen, leicht zerspringenden Subarachnoidalbälkchen durchzogen. Es
gelingt doch ohne besondere Schwierigkeit das Gehi rn so herauszunehmen, dass dieses Balkenwerk vollständig beibehalten
wird. Hebt man dann die Medulla vom kleinen Gehirn ein wenig, so kann man ohne weitere Zerreissung
dieses Balkenwerks und ohne etwaige Verletzung der Ventrikelwand einen Blick auf die von Magendie beschriebene
Oeffnung an der Spitze des Calamus Scriptorius und durch dieselbe in den vierten Ventrikel hinein erhalten.
Diese Oeffnung ist im Allgemeinen rundlich, rundlich-oval oder rautenförmig mit abgerundeten Ecken. Sie ist von
wechselnder Grösse, misst im gespannten Zustand gewöhnlich etwa 5 Mm. in der Breite und etwas mehr in der Höhe,
ist aber nicht selten 6 Mm. breit und bis 8 Mm. hoch oder noch mehr. Die beiden seitlichen Ränder derselben bildet
die Tela chorioidea inferior, welche die untere Wand des vierten Ventrikels ausmacht, hier aber am Calamus die
fragliche Oeffnung frei lässt. Von diesen Seitenrändern läuft entweder ein feines Gebräme über den Rand der Calamus-
spitze (zum Obex) hinab, oder auch geht die Tela chorioidea von der Medulla erst in einiger Entfernung vom Obex aus,
wobei die Begrenzung der Oeffnung eine kleine Strecke von den Rändern der Fasciculi graciles gebildet wird. Den
oberen Rand der Oeffnung bildet auch die Tela chorioidea, aber in eigenthümlicher Weise. Von ihr biegt sich nämlich
ein triangulärer, spitzig ausgezogener Zipfel, oder wie man auch sagen kann eine zungenförmige Verlängerung,
welche anfangs gewöhnlich etwas concav, d. h. rinnenförmig ist, später immer mehr sich abflacht, indem sie in der
Breite sich verschmälert und an der unteren Fläche des Vermis inferior am Boden der Vallecula sich anlegt. Diese
zungenförmige Verlängerung befestigt sich hauptsächlich an der Uvula, geht aber nicht selten mehr oder weniger

!) Handbuch der Histologie und Histochemie des Menschen. 2 Hälfte. Leipzig 1874.
Nord. Med. Arkiv. Bd VI. N:r 5. 1874.

Key und Retzius. Studien in der Anatomie des Nervensystems.

-) Axel Key och Gustaf Retzius:

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