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eine Scheide abgiebt, welche von der verengerten Mündung aus sich erweitert, um einen grösseren Raum oder eine
Höhle zu bilden, worin das Ganglion Gasseri sehr räumlich placirt liegt, ebenso wie die Arachnoidea mit ihrem
Subarachnoidalgewebe mitfolgt und diese Höhle auskleidet. Ein ähnliches Verhältniss findet sich am Acusticus, wo
die Duralscheide den verhältnissmässig weiten Meatus acust. internus bekleidet und der Subduralraum mit ihr sich fortsetzt
. An der Taf. 1. Fig. 10 haben wir die Verhältnisse beim Austritt eines Spinalnerven dargestellt. Diese Figur stellt
den Durchschnitt der motorischen Wurzel eines solchen Nerven dar. An der eigentlichen Stelle, wo der Nerv austritt
und wo also seine Dural- und Arachnoidalscheide auch abgehen, ist die Arachnoidea gewöhnlich durch mehr oder
weniger zahlreiche Balken an der Dura befestigt, und derartige Balken kommen auch später mehr oder weniger
reichlich während des Verlaufs des Nerven vor. Die Hüllen gehen dann früher oder später und unter verschiedenen
Variationen in das Neurilem der Ganglien und Nerven über, während der Subdural- und Subarachnoidalraum in die
serösen Räume des peripherischen Nervensystems sich fortsetzt, wie wir es gezeigt haben und im Folgenden näher
beschreiben werden. Beim Austritt der Nerven ist also der Subduralraum keineswegs geschlossen.

Nachdem wir jetzt den Subduralraum betreffs seiner allgemeinen Verhältnisse geschildert haben, wollen wir
einige Fragen zu näherer Besprechung aufnehmen, welche nur durch Injectionen endgültig gelöst werden können,
nämlich mit Hinsicht auf die Verbindungen dieses Raums mit den Subarachnoidalräurnen, den Ventrikeln, den Blutgefässen
, dem serösen Spaltensystem der Dura, dem Lymphgefässsystem, den serösen Bahnen des peripherischen
Nervensystems u. s. w. Da wir aber unten an den betreff. Stellen auf die meisten dieser Fragen zurückkommen werden,
können wir uns hier lediglich darauf beschränken, dieselben nur ganz im Allgemeinen zu berühren. Zuerst mag
es indessen am besten sein, über die von uns sowohl bei den Injectionen des Subduralraums als bei
denen des Subarachnoidalraums angewandte Methode zu berichten.

Die von uns am meisten gebrauchte Injectionsflüssigkeit ist das Richardson'sche Blau ohne Leim, aber theils
mit, theils ohne Zusatz von Glycerin und Alkohol. Bei Doppelinjectionen haben wir gewöhnlich, nebst der genannten
Flüssigkeit für das eine System der serösen Räume, für das andere eine durch aufgeschwämmten Zinnober oder
durch einen neubereiteten Niederschlag von brauner Kupfereisencyanur gefärbte, sehr schwache Leimlösung angewandt
. Wenn wir erstarrende Injectionen wünschten, um die Räume fortwährend ausgespannt zu erhalten oder um
Abgüsse derselben zu bekommen, gebrauchten wir theils starke gefärbte Leimlösungen, theils Mischungen von Fettarten
(Paraffin, Cacaobutter und Baumöl). Wenn diese Massen angewandt wurden, haben wir natürlich die zu in-
jicirenden Gegenstände erwärmt; beim Menschen wurde dies durch eine anhaltende warme Douche über Kopf und
Rücken erreicht; durch einen warmen Wasserstrom um den Injectionsapparat wurde die Flüssigkeit während der
Injection warm erhalten.

Das eigentliche technische Verfahren ist sehr einfach gewesen. Der ganze Apparat bestand aus einem gläsernen
Trichter, welcher mittelst eines Kautschukrohres mit einer aus einem schmalen Glasrohr gebildeten Injectionscanüle
vereinigt war. Die Canüle war am freien Ende zu einer Spitze conisch ausgezogen, welche durch Schmelzung abgerundet
war, um Zerreissungen bei ihrem Einführen zu entgehen. In der Nähe der Canüle war das Kautschukrohr
mittelst einer eingeschobenen Glasröhre unterbrochen, theils um die strömende Flüssigkeit auf Luftblasen u. d.
zu controlliren, theils um als eine Befestigungsstelle der den Strom regulirenden Klammer zu dienen. Der Trichter
wurde so aufgehängt, dass er leicht gehoben und gesenkt werden konnte, je nachdem man den Druck zu erhöhen oder
zu erniedrigen wünschte. Beim Ausführen der Injectionen wurde die Flüssigkeit in den Trichter gegossen; wir Hessen sie
dann das Leitungsrohr durchströmen, bis die Luft ausgetrieben war; dann wurde die Strömung durch die Klammer
unterbrochen, wonach die Injectionscanüle zwischen Dura und Arachnoidea, wenn der Subduralraum, und durch Dura und
Arachnoidea, wenn die Subarachnoidalräume injicirt werden sollten, eingeführt wurde; dann wurde der Strom geöffnet
und die Flüssigkeit durch ihre eigene Schwere eingelassen. Anfangs wurde ein sehr geringer Druck angewandt;
während des Verlaufs der Injection wurde er allmählig gesteigert; wir haben indessen nur selten einen Druck von
mehr als 60 Mm. Quecksilber angewandt. Nachdem die Injection begonnen war, wurde sie während mehrerer, zuweilen
sogar vier und zwanzig Stunden fortgesetzt. Während des Verlaufs der Injection bedarf es keiner anderen Aufsicht
als Regulirung des Druckes und Anfüllung des Trichters. Man bedarf keines besonderen Verfahrens um die Canüle
zu befestigen, wenn man nur die Oeffnung in der Dura so fein macht, dass ihr Rand durch die conische Canüle
selbst erweitert wird, welche dadurch von der Dura dicht umschlossen und fest gehalten wird. Um reine Injectionen
des Subduralraums oder der Subarachnoidalräume zu bekommen, ist es natürlicher Weise nothwendig,
Key und Retziüs. Studien in der Anatomie des Nervensystems. 17


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