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die grösste Vorsicht beim Einführen der Canüle zu beobachten. Nicht selten, wenn man bei Subduralinjection
die Arachnoidea nicht beschädigt zu haben glaubt, ist dies doch geschehen, und man erhält dann eine gemischte
Injection, wodurch man, sofern sie nicht controllirt wird, einen natürlichen offenen Zusammenhang zwischen den
Subdural- und Subarachnoidalräumen annehmen könnte; andererseits geschieht es auch leicht bei Subarachnoidal-
injectionen, dass die Oeffnung in der Arachnoidea zu gross wird, um die eingeführte Canüle dicht zu umschliessen,
und man erhält auch dann eine gemischte Injection. Zuweilen ist es schwierig, besonders bei kleinen Thieren und
bei Injection vom Rückgrat aus, durch die feine Oeffnung in der Dura zu sehen, ob die darunter liegende Arachnoidea
beschädigt ist oder nicht. Als Merkmal in dieser Beziehung können wir anführen, dass wenn die Arachnoidea
unbeschädigt ist, sie im Allgemeinen durch die feine Duraöffhung als ein helles Häutchen sich blasenartig hervorbaucht
, besonders wenn man den entgegengesetzten Körpertheil des zu injicirenden Individs etwas erhebt; wenn
man an Menschen oder Thieren, bei welchen schon ein Paar Stunden nach dem Tode verflossen sind, operirt, fliesst
auch dabei keine Flüssigkeit heraus. Bei Subduralinjectionen hat man dann die Canüle vorsichtig zwischen den
beiden Häuten nach oben oder nach unten einzuführen. Bei Subarachnoidalinjectionen dagegen fasst man mit einer
scharf greifenden Pinzette die in der Oeffnung der Dura befindliche Arachnoidea und macht einen nur sehr kleinen
Schnitt in die so gefasste Falte; die Subarachnoidalflüssigkeit fliesst dann sogleich durch die Oeffnung heraus; man
führt durch diese den einen Griff einer sehr feinen Pinzette, der andere Griff wird ausserhalb der Dura gehalten;
in dieser Weise fixirt man den Rand der Arachnoidalöffnung am Rande der Duraöffhung. Es ist gut, auch den
anderen Rand der Arachnoidalöffnung in derselben Weise zu fixiren, während ein Gehülfe die Injectionscanüle
hineinführt und sie in die Duraöffhung befestigt. Wenn die Oeffnung in der Arachnoidea zu gross wird
oder wenn die Canüle zurückweicht, strömt die Flüssigkeit auch in den Subduralraum hinaus, und die Injection
wird gemischt.

Wir sind in der Beschreibung dieser eigentlich so äusserst einfachen Manipulationen etwas umständlich gewesen
; dies geschah aber hauptsächlich, um eben die Wichtigkeit hervorzuheben, sich gegen unrichtige Resultate
der Injectionen mit aller möglichen Vorsicht zu schützen. Bei den Injectionen Quinckes an lebenden Thieren gelang
es ihm nicht vom Rückenmark aus den Subduralraum allein zu injiciren, sondern er erhielt dabei immer Injection
der Subarachnoidalräume. Dies beruhte darauf, dass er Einstichinjection mit spitziger Canüle machte, wobei man
eben schwerlich vermeiden kann, die Arachnoidea zu beschädigen. Wir haben auch schon seit Anfang dieser Untersuchungen
bei lebenden Thieren (Hunden, Kaninchen) nach Wegnehmen eines Verteberbogens in oben beschriebener
Weise reine Subduralinjectionen ausführen können, wenn auch zuweilen bei ihnen wie auch bei todten eine Läsion
trotz aller möglichen Vorsicht eintreffen kann. Aus der oben gegebenen Schilderung der Verbindungen zwischen
Arachnoidea und Dura geht hervor, dass die Subduralinjection am besten am Rückgrat unterhalb des Cervicaltheils
ausgeführt wird, weil die am letztgenannten Theil vorkommenden zahlreichen Balken Zerreissungen der Arachnoidea
beim Einführen der Canüle leicht verursachen. Die Arachnoidea kann aber auch schon durch ein zu heftiges Einströmen
der Flüssigkeit in den Subduralraum oder durch einen während des Verlaufs der Injection angewandten zu
starken Druck entstehen, wodurch eben die Arachnoidea an den Anheftungsstellen der Balken und Gefässe an der
Innenseite der Dura zu gewaltsam gespannt wird und zerreist. Sonst ist es für ein glückliches Resultat der Subduralinjection
ganz gleich, ob sie vom Kopf oder vom Rückenmarkscanal ausgeführt wird. Die Subarachnoidalinjectionen
werden dagegen, besonders wenn man sie mehr umfassend wünscht, am besten und sichersten vom
Rückenmarkscanal aus gemacht, weil das räumliche Subarachnoidalspatium dort ein bequemes Einführen der Canüle
ohne Verletzung der Pia und ohne Zerreissungen der Blutgefässe gestattet. Solche können aber sehr leicht entstehen,
wenn man Subarachnoidalinjectionen vom Gehirn aus unter constantem Druck ausführt, weil man dabei die Canüle
durch die kleine Oeffnung in der Dura und Arachnoidea einschiessen muss, ohne zu wissen, wie man sie in dem
hier kleinräumigen und gefässreichen Subarachnoidalgewebe vorwärts schiebt. Mehr partielle Subarachnoidalinjectionen
gelingen aber sehr leicht durch Einstich unter der Arachnoidea eines entblössten Gehirns, besonders über den Furchen,
sei es, dass dies Organ in situ liegt oder herausgenommen ist.

Bei Injectionen zwischen Dura und Arachnoidea, in der angegebenen Weise ausgeführt, findet man, wie die
Flüssigkeit unbehindert in dem ganzen Subduralraum über Gehirn und Rückenmark sich verbreitet, sei es, dass die
Injection von diesem oder jenem aus gemacht wurde. Der Subduralraum wird hierdurch erweitert, die Arachnoidea
wird mehr oder weniger von der Dura entfernt, um das Rückenmark wird allmählig das Durarohr ausgespannt, und
das Blut wird aus den betreff. Venen gepresst, um der Ausdehnung des Raumes Platz zu geben. Hierdurch wird


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