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Thieren diese Haut, besonders die des Rückenmarks, in grossen Strecken durchmustert haben, bei Kaninchen,
Katzen und Hunden fast in ihrer ganzen Ausdehnung.

Auf Grund alles Angeführten müssen wir also annehmen, dass der Subdural räum selbst, um Gehirn
sowohl als um Rückenmark an keiner Stelle in unmittelbarem, offenem Zusammenhang mit den Sub-
arachnoidalräumen steht, sondern dass die Arachnoidea hier überall ein geschlossenes Grenzhäutchen zwischen
beiden bildet. Anders verhält es sich, wie unten näher gezeigt werden soll, in den peripherischen Bahnen, durch
welche nämlich die beiden Raumsysteme sich verbinden.

Wenden wir uns jetzt zu der Frage, ob der Subduralraum mit den Ventrikeln zusammenhängt,
und wie es sich in der That mit dem Canalis Bichati verhält, dessen Vorhandensein so viele Verfasser bestätigen
zu können glaubten. Die Hauptfrage selbst wird sehr leicht durch directe Injectionen entschieden. Nie dringt
bei reinen Subduralinjectionen Flüssigkeit in die Ventrikel des Gehirns hinein, nie tritt bei Injectionen von den
Ventrikeln aus Flüssigkeit in den Subduralraum hinaus. Ein offener Zusammenhang kann also nicht vorhanden sein.
Welcher Art sind denn die Verhältnisse, die Bichat und andere Forscher verleitet haben, einen so bedeutenden Canal,
wie der Canalis Bichati sein sollte, anzunehmen? An sich sind diese Verhältnisse zwar ziemlich einfach, aber
doch so beschaffen, dass sie leicht zu Missverständnisse Veranlassung geben können; sie scheinen uns auch bisher
noch nicht vollständig erläutert zu sein.

Beim Herausnehmen des Gehirns, bei dem Zerren, welche das Abtragen des Schädeldachs von der Dura verursacht
, oder beim Zurückschlagen der Dura von der Oberfläche des Gehirns, oder überhaupt bei jeder Dehnung der
Stelle, wo eine Vene von der Arachnoidea zur Dura übergeht, berstet äusserst leicht jene Haut rings um das Gefäss,
da, wo sie sich von der Venenwand zur Dura hinüberschlägt; durch diese Berstung entsteht rings um das Gefäss ein
Loch in der Arachnoidea, welches oft so äusserst ebene Ränder hat, dass man nur durch Kenntniss vom Entstehen
solcher Berstungen und durch eine sehr genaue Untersuchung sich überzeugen kann, dass hier ein Kunstproduct
vorliegt. Dies Loch leitet in das Subarachnoidalgewebe hinein. Da nun die gröberen Venen dieses Gewebes, wie
unten näher gezeigt werden soll, theils frei in röhrenförmigen, ziemlich weiten Subarachnoidalräumen, theils mehr
oder weniger an deren Wänden befestigt verlaufen, so scheint, nach einer solchen Berstung der Arachnoidea um
die Vene, der Subduralraum in weite, die Gefässe umgebende und begleitende Canäle, in das Subarachnoidalgewebe
hinein sich fortzusetzen. Eben auf diese Weise sind die Beschreibungen und die Annahme eines Canalis Bichati
entstanden, welcher Canal die Vena Galeni umgeben und einen offenen Zusammenhang zwischen dem Subduralraum
(resp. Arachnoidalsack) und dem dritten Ventrikel darstellen sollte. In der That sind die Bilder, welche man in
der Fissura transversa beim Eintritt der genannten Vene vom unteren Rand des Tentorium cerebelli in das Gehirn
erhalten kann, äusserst verleitend, in Folge davon, dass Berstungen oben beschriebener Art hier nur mit der aller-
grössten Vorsicht vermieden werden können. Die leichteste Dehnung oder Verschiebung des Gehirns nach vorn,
nach hinten oder nach den Seiten gegen das am Schädel fixirte Tentorium reicht hin, um Berstungen hervorzurufen.
Wenn man in der üblichen Weise das Gehirn in Zusammenhang mit dem Kleinhirn, unter Zurücklassen des Tentorium
und Durchschneiden der Vena Galeni an ihrem Austritt aus dem Tentorium, herausnimmt, erhält man ein Bild, welches
mehr oder weniger dem in der Tafel 3. Fig. 9 dargestellten ähnelt. Die Vene ist an der Durchschnittstelle in drei
Zweige getheilt (Vv. cerebri int. dextra et sinistra, V. cerebelli sup. media), und in ihrer Umgebung finden sich verschiedene
Zerreissungen und Berstungen. Wendet man aber grössere Vorsicht an, schneidet man überall das Tentorium
bei seiner Anheftung los und lässt es bei der Herausnahme des Gehirns mitfolgen, so erhält man bei gelindem
Abheben des kleinen Gehirns vom grossen gewöhnlich ein solches Bild wie das in der Taf. 3. Fig. 10 dargestellte.
Die Vena Galeni scheint hier in einem nach dem Subduralraum offenen Canal oder trichterförmigen Raum, welcher
die Vene begleitet, zu verlaufen. Es sind eben solche Bilder, welche die Annahme eines Canalis Bichati veranlasst
haben; die zum Canal leitende Oeffhung wurde Foramen Bichati genannt. Auch Luschka hat dadurch sich verleiten
lassen, anzunehmen, dass die Arachnoidea selbst sich einsenkt, um die Vene scheidenförmig zu umgeben und Scheiden
um ihre Zweige mitzusenden, obwohl er verneint, dass die Canäle sich in den dritten Ventrikel öffnen. Er liess
die Arachnoidea sich allmählig in der Adventitia der inneren Gehirnvenen verlieren. In der That ist nun die Oeff-
nung ein Kunstproduct, auf die oben angegebene Weise durch Berstung der Arachnoidea an ihrer Befestigung an
der Dura rings um den Eintritt der Vene entstanden; der Canal oder Trichter, welchen man sieht, ist ein in dieser Weise
geöffneter, perivasculärer Subarachnoidalraum, welcher hier immer sehr stark entwickelt und mit mehr als gewöhnlich
starken und dichten Wanden versehen ist. Keine Injectionsmasse dringt bei Subduralinjectionen in denselben hinein.


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