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nicht beim Kaninchen gefunden), erhält man dagegen ziemlich leicht Injection der abführenden Lymphgefässe; bei
Thieren scheinen also die letzteren mehr entwickelt zu sein. Wir haben diese abführenden Lymphgefässe vorzugsweise
bei Hunden und Kaninchen studirt. Durch dieselben erhält man oft Injection der L3miphstämme des Halses,
sowohl der tieferen als der oberflächlicheren. Die zu ihnen leitenden Lymphstämme verfolgten wir nicht nur durch
das Foramen jugulare hinaus sondern auch mit der Carotis durch den Canalis caroticus, und scheinen sie mithin
die grösseren Gefässe bei ihrem Austritt aus der Schädelhöhle zu begleiten. Ausserdem haben wir oft bei Kaninchen
im Gesicht Injection eines grösseren Lymphstammes erhalten; dieser läuft dann von der Orbitalgegend vor dem
Masseter den Unterkiefer hinab, und dadurch hat sich eine kleine Lymphdrüse am Mundwinkel gefüllt; seinen Verlauf
bis zu dem Subduralraum gelang uns doch nicht ganz sicher darzulegen. Besonders reichlich füllt sich vom Sub-
duralraum ein prachtvolles Lymphgefässnetz in der Nasenschleimhaut, welches Netz den grössten Theil der Maschen
zwischen den Blutcapillaren aufnimmt. Unten werden wir eine nähere Beschreibung von diesem Netz und seinem
Verhältniss zu den Blutgefässen und zu der Injection der Nerven, welche gleichzeitig erhalten wird, geben. In Zusammenhang
mit diesem Lymphgefässnetz der Nasenschleimhaut ist es uns einige Mal gelungen, eine sehr vollständige
Injection des Ljmrphgefässnetzes des Gaumens sowie Injection von Stämmen, die von diesen zu den Lymphdrüsen
des Halses führen, zu erhalten. Unten geben wir eine Abbildung davon. Der eben erwähnte Ablauf nach den Lymph-
gefässen der Nasenschleimhaut scheint uns bei Thieren einer der wichtigsten für den Subduralraum zu sein, insoweit
von dem directen Ablauf durch Lymphgefässe die Frage ist. Es versteht sich, dass derselbe gar nichts mit den Annahmen
der Alten über die Pituita und ihren Ablauf nach der Nase und dem Schlund, welchen sie sich in einer
ganz anderen Weise vorstellten, zu thun hat. Von dem Subduralraum des Rückenmarks konnten wir nie ableitende
Lymphgefässe finden. Schwalbe giebt an, dass in einem seiner Fälle die Glandulae lymphaticse auch hier injicirt
waren, und er glaubt, dass dieser Befund keine andere Deutung zulässt, als dass der Arachnoidalraum des Rückenmarks
auch direct mit dem Lymphgefässsystem in Zusammenhang steht; er hat sich aber in sehr unbestimmter Weise
geäussert und nicht einmal besonders angegeben, welche Lymphdrüsen injicirt wurden, sowie durch welche Lymphgefässe
dies geschah. Es mag deswegen sehr schwer sein, aus dieser allein stehenden Wahrnehmung bestimmte
Schlüsse zu ziehen. Auf Grund der in dieser Hinsicht stets negativen Resultate unserer Injectionen müssen
wir es als höchst problematisch ansehen, ob in der That einige Lymphgefässe von diesem Theil des Subduralraums
abgehen. Es scheint sogar etwas schwer einzusehen, wo sie abgehen würden, da man an die Beschaffenheit
der Stellen denkt, wo die Lymphgefässe vom Subduralraum des Gehirns abgehen und hiermit die Verhältnisse am
Rückenmark, welche davon ganz verschieden sind, vergleicht. Am Gehirn gehen diese Gefässe ja nur mit den grösseren
Blutgefässen und mit den Zweigen des Nervus olfactorius; mit den übrigen Nerven treten sie aber nicht hinaus
, und am Rückenmark finden sich keine ein- oder abgehenden grösseren Blutgefässe. Aus Allem geht hervor,
dass nach unserer Ansicht, obwohl wir die Möglichkeit ihres Vorhandenseins nicht leugnen wollen, besonders die
negativen Resultate unserer zahlreichen Injectionen in hohem Grade dagegen sprechen.
Die dritte Art, in welcher der Subduralr aum des Gehirns und Rückenmarks sich nach aussen verbindet, ist,
wie wir gezeigt haben, sein wichtiger Zusammenhang mit den serösen Bahnen des peripherischen Nervensystems
bis in die letzten Verzweigungen desselben hinaus. Schon oben haben wir gezeigt, dass der Subduralraum
an dem Austritt der Nervenwurzeln nicht geschlossen ist, sondern dass er innerhalb der Scheide, welche die Dura mater
mit den Nerven sendet, sich fortsetzt. Durch Injectionen von dem centralen Subduralraum aus erhält man zuerst
diese Subduralräume der abgehenden Nerven gefüllt. Wie diese Räume sich in den Ganglien und den peripherischen
Nerven im Allgemeinen zu den mit den Nerven sich auch fortsetzenden Subarachnoidalräumen verhalten, werden wir
unten in einer besonderen Abtheilung schildern. Hier mag nur aus der obigen Historik das Wichtigste von dem
erinnert werden, welches wir schon in früheren Arbeiten mitgetheilt haben. Von dem centralen Subduralraum aus
erhielten wir durch die Ganglien und Nerven eine fortlaufende Injection, so dass dadurch eine in verschiedenen
Fällen mehr oder weniger ausgebreitete Füllung sämmtlicher abgehender Nerven entstand; so z. B. mit allen Augennerven
und mit den Zweigen des Olfactorius, mit dem Acusticus und Facialis, mit dem Hypoglossus bis zu seinem
Eintritt in die Zunge, mit dem Trigeminus, dem Ganglion Gasseri vorbei, in seine Zweige hinaus u. s. w. So auch an
den Rückenmarksnerven weit nach aussen von den Ganglien, z. B. mit den Intercostal-, Lumbal- und Sacralnerven,
und dies zuweilen in sehr vollständiger Weise. Für die eingehendere Beschreibung dieser Verhältnisse weisen wir
aber auf das betreff. Capitel hin.
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