http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1875-1/0094
78
zu den Subarachnoidalräumen und Ventrikeln, während andere Verfasser noch lange Zeit nach den Mittheilungen
Magendies in den von der Bichafschen Lehre stammenden Ansichten mehr oder weniger befangen waren (Krause,
Valentin u. A.). Durch Ecker, Kölliker, Virchow, Bruns, Luschka u. A. wurde doch endlich die Lehre von der Lage
der äusseren Cerebrospinalnüssigkeit in den Subarachnoidalräumen vollkommen festgestellt. Ja, man kam sogar zu
der Ansicht, dass während des Lebens keine oder eine nur minimale Flüssigkeit im Subduralraume vorhanden sei,
oder auch unterschied man ausser der Ventrikelflüssigkeit einen Liquor arachnoidalis und einen subarachnoidalis;
die Ansichten wechselten sehr darüber, ob diese Flüssigkeiten vollständig getrennt seien oder ob sie unter einander
in offener Verbindung ständen. Betreffs der näheren Verhältnisse in dieser Hinsicht weisen wir zu der allgemeinen
Historik und zu der speciellen Historik des Subduralraums, sowie zu der folg. speciellen Historik über die Frage
von dem offenen Zusammenhang der Ventrikel mit den Subarachnoidalräumen.
Allein nicht nur in Betreff der eben erwähnten Verbindung entstanden verschiedene Ansichten. Man hat auch
bezweifelt oder geleugnet, dass die Subarachnoidalräume selbst in ununterbrochenem Zusammenhang unter einander
stehen, sowie dass sie überall vorhanden sind; ebenso sind verschiedene Meinungen darüber entstanden, ob etwaige
von den Subarachnoidalräumen getrennte Lymphbahnen vorhanden sind oder nicht.
E. H. Weber nahm an, dass die Arachnoidea auf der Oberfläche der Windungen des grossen und kleinen
Gehirns unzertrennlich der weichen Haut anliege, und Kölliker sagt, dass sie hier mit der Pia »verklebt und selbst
verwachsen)) ist, und da sie ausserdem, wo dies nicht der Fall war, durch viele Fortsätze mit ihr vereinigt sei, »so
findet sich auch am Gehirn kein zusammenhängender Unterarachnoidalraum, sondern viele grössere und kleinere,
nur zum Theil communicirende Räume)). Die grossen Räume an der Basis des Gehirns gehen nach ihm clirect in
den Subarachnoidalraum des Rückenmarks über, während die kleineren, entsprechend den Sulcis, »zum Theil wohl
unter einander, aber, wenigstens die meisten, nicht mit den erwähnten grösseren Räumen zusammenhängen». Diese
Ansichten dürfen bei weitem die bis zu der letzten Zeit vorherrschenden gewesen sein. Eine wichtige Stütze
erhielten sie dadurch, dass Virchow fast in derselben Richtung sich aussprach und als Grund hierfür einen von ihm
zusammen mit Kölliker gemachten Versuch anführte. Betreffs der Auffassung Virchows von den serösen Räumen
um das Rückenmark mag auf die specielle Historik des Subduralraums hingewiesen wTerden. Auch Bruns, welcher
den weitesten Stellen des Subarachnoidalraums am Gehirn den Namen Sinus subarachnoidales gab, äusserte Zweifel
über den überall offenen Zusammenhang der Räume. Den Zusammenhang zwischen den Subarachnoidalräumen des
Rückenmarks und des Gehirns, nicht nur denjenigen an der Basis des letzteren sondern auch den über der Convexität
befindlichen, also die offene Verbindung der Subarachnoidalräume im Allgemeinen, suchte Luschka durch Injectionen
und andere Versuche darzulegen; wie überzeugend auch seine Versuche erschienen, haben sie doch nicht die verdiente
Anerkennung erhalten. Luschka widmete übrigens auch den Subarachnoidalräumen ein umsichtiges Studium. Er sucht
die Selbstständigkeit der Arachnoidea um das ganze Gehirn aufrechtzuhalten, und äussert, dass diese Haut auch
über den Windungen durch einen »zu einem verhältnissmässig engmaschigen Netzwerk verbundenen Zellstoff, ein
subseröses Bindegewebe, mit Pia vereinigt» wird, so dass die dünne Cerebrospinalnüssigkeit durch jenes Gewebe
fliessen kann. Die an der Grundfläche des Gehirns befindlichen, sehr umfänglichen Subarachnoidalräume, Magendie's
Zusammenflüsse, nennt er mit Bruns »Sinus subarachnoidales» und unterscheidet unter ihnen drei unpaarige, in
der Mittellinie gelegene und drei paarige, seitlich gelegene. Betreffs seiner Schilderung von der Lage und Ausbreitung
derselben mag hier auf die allgemeine Historik hingewiesen werden.
Reichert erkennt keine Sonderung zwischen Arachnoidea und Pia mater, weder am Gehirn noch am Rückenmark
, sondern betrachtet beide als ein untrennbares, einheitliches Ganze, eine Haut, deren äussere Grenzschicht
(die Arachnoidea) durch ein bindegewebiges Stroma mit der inneren Grenzschicht (die Pia) vereinigt ist. Seine Auffassung
von den Subarachnoidalräumen war nicht geeignet, die Verhältnisse zu erhellen (s. o.).
Nach Luschkas Arbeiten erschienen keine wichtigere Beiträge zur Kenntniss dieser Räume, bis zu den
Untersuchungen von His. Bevor wir zu diesen übergehen, müssen wir doch einen Rückblick auf die älteren Ansichten
betreffs besonderer Lymphbahnen in der weichen Haut werfen. Schon Pacchioni sagt, dass Lymphgefässe die Blutgefässe
dieser Haut begleiten; dann findet man, dass verschiedene Verfasser entweder solche wahrgenommen zu
haben glaubten oder auf theoretische Gründe hin ihr Vorhandensein theils in der Pia, theils in der Arachnoidea,
theils in dem diese vereinigenden Zellgewebe, theils endlich an mehreren dieser Bildungen auf einmal annahmen;
manche Verfasser haben indessen von solchen Lymphgefässen nichts zu melden. Soemmering lässt ihre Existenz
unentschieden; Boyer erklärt, dass hier noch keine Lymphgefässe gefunden sind; Barba sah in der Arachnoidea
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1875-1/0094