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Beschreibung der Subarachnoidalräume.

Bei der Beschreibung der Subarachnoidalräume erscheint es uns am besten, von den Verhältnissen im Rücken-
markscanal auszugehen, weil eben diese die einfachsten sind. Zwischen der der Innenseite der Dura sich anschliessenden
Arachnoidea und der das Rückenmark eng umfassenden Pia befindet sich, die gange Länge des Spinalcanales
hindurch, der grosse Subarachnoidalraum des Rückenmarks, mit seinem Inhalt dieses Organ sowie die Cauda equina
und die austretenden Nervenwurzeln umspülend. Dieser grosse Zwischenraum, welchen wir das Spatium subarach-
noidale medullce spinalis nennen wollen, ist zwar überall zusammenhängend, wird aber doch nicht nur durch die
Ligamenta denticulata, sondern auch durch Subarachnoidalhäutchen verschiedener Art in gewisse Abtheilungen gesondert
. Anfangs werden wir dies aber nicht berücksichtigen, sondern statt dessen den Raum im Ganzen in Betracht
nehmen, dabei hauptsächlich auf die Querschnitte gestützt, welche wir in der Tafel II wiedergegeben haben.
Diese Querschnitte sind in der Weise dargestellt, dass wir zuerst an einer menschlichen Leiche eine Injection einer
mit löslichem Berlinerblau gefärbten, ziemlich dünnen Leimlösung unter Erwärmen der zu injicirenden Theile in den
Subarachnoidalraum bis zu mässiger Ausspannung desselben einfliessen Hessen. Dann wurde die Leiche in horizontaler
Stellung zum Frieren gelassen, wonach der Rückgrat im gefrorenen Zustand durch alle Wirbel ihrer
ganzen Länge hinab nach und nach durchgesägt wurde. Die Abbildungen ebenso wie alle Masse sind an diesen
Querschnitten, während sie noch gefroren waren, ausgeführt; dann wurden die Präparate in Müller'scher Flüssigkeit
und Weingeist erhärtet und die Abbildungen sowie die Masse noch einmal an denselben controllirt. Die Figuren
1—16 stammen alle von derselben Leiche her; sie mögen also geeignet sein, die relative Räumlichkeit u. s. w. des
Subarachnoidalspatium an verschiedenen Stellen und in mässiger Ausspannung wiederzugeben. Die Figuren 17—19,
welche die Querschnitte einer anderen in derselben Weise behandelten Leiche, wo aber die Ausspannung grösser war,
darstellen, sind zum Vergleich beigefügt. An solchen Querschnitten tritt im Allgemeinen nicht die äusserst dünne
Arachnoidea zwischen der blauen Leimmasse und der Dura hervor, weswegen sie, ebenso wie die feinen Subarachnoidalhäutchen
und Balken, in den Abbildungen nicht wahrzunehmen ist.

Erfahrungen spreche, nur die Benennungen 'Dura' und 'Pia' anwenden, denn heut zu Tage versteht fast Jeder etwas Anderes, wenn er
von 'der Arachnoidea' spricht, ohne dass doch die Berechtigung dieser verschiedenen Anschauungsweisen hier erörtert werden könnte».
Da aber Hitzig die ganze Haut Pia nennt, so kann dies nicht eben eine gute Wahl heissen; wenn er z. B. von einer Läsion der Pia
spricht, weiss man nicht, ob nur die Subarachnoidalräume geöffnet sind oder die Läsion die ganze Haut bis zur Hirnoberfläche betrifft.
Aus Allem geht hervor, dass man nothwendig eine bestimmte, gut präcisirende Terminologie feststellen muss.

Um zu einer solchen beizutragen, gaben wir in einer unseren älteren Mittheilungen (Nord. Med. Arkiv 1870) an, dass wir den
Namen »Arachnoidea» nur auf die äussere Verdichtungsschicht beschränkten, den Namen »Pia» der inneren Verdichtungsschicht gaben
und dass wir »Subarachnoidalgewebe» alles zwischen den beiden erwähnten Schichten befindliche Gewebe nannten. Diese Bezeichnungen
scheinen uns immer die nöthige Präcisirung darzubieten.

Indessen wäre es jedenfalls wünschenswerth, eine alle Schichten zusammenfassende Benennung der innerhalb der Dura mater be
findlichen Hülle zu haben. »Pia mater» wäre jedenfalls die geeignetste, aber dann müsste man der inneren Verdichtungsschicht einen
neuen Namen geben, und dies würde vielleicht neue Verwirrunnen veranlassen. Deswegen scheint uns am besten eine andere Ueber-
setzung des alten Namens f.irjviy% fj XsTrrt) als eine die ganze Hülle umfassende Benennung anzuwenden. In dieser Hinsicht bietet sich
die in der älteren Literatur vorkommende »Meninx tenuis» oder im Deutschen »die weiche Haut» an. Diese Bezeichnung würde also
immer die ganze weiche Hülle, also die Arachnoidea, das Subarachnoidalgewebe und die Pia mater umfassen Eine Benennung, welche
sich sonst gut eignete, wäre »die eigene Haut» des Gehirns und Rückenmarks oder Membrana propria cerebri et medullär
spinalis. Da jeder neue Name, wenn nicht allgemein angenommen, nur beschwerlich ist, wollen wir nicht auf die Einführung dieser
Bezeichnung bestehen; wir schlagen sie indessen den Verfassern vor und werden dieselbe vielleicht das eine oder andere Mal anwenden.

In Zusammenhang hiermit gestatten wir uns eine andere Bemerkung, nämlich betreffs der Bezeichnung »Arachnoidalraum».
Derselbe stammt eigentlich aus der Zeit her, wo man die Arachnoidea als einen serösen Sack ansah, und er soll wie bekannt den Raum
zwischen Dura und Arachnoidea bezeichnen. Indessen findet man nicht selten bei den Verfassern, dass darunter auch Räume unter
der Arachnoidea, also Subarachnoidalräume, bezeichnet wurden. Dies muss nothwendig zu mancherlei Missverständnissen Anlass geben,
und das ist in der That mehrmals geschehen; Beispiele davon wären leicht anzuführen. Oft weiss man nicht sicher, was der eine oder
andere Verfasser mit dem Namen Arachnoidalraum meint. Um in dieser Hinsicht jeder Möglichkeit einer Verwechselung zu entgehen,
haben wir (Nord. Med. Ark. 1870) vorgeschlagen, diesen Namen vollständig zu verwerfen, und statt desselben den Raum unter der Dura,
zwischen ihr und der Arachnoidea, »den Subduralraum», sowie, wie gewöhnlich, die Räume unter Arachnoidea, zwischen ihr und der Pia,
mit »Subarachnoidalräume» zu bezeichnen.


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