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Ventrikels der Vene folgen. Dort findet man wieder ein Verhältniss, welches sehr leicht zur Annahme eines offenen
Zusammenhangs mit dem Ventrikel verleiten könnte. Recessus suprapinealis — oder Recessus supra conarium,
wie er nunmehr, da der Name »Conarium» den der »Glandula pinealis» zu verdrängen scheint, heissen kann — findet
sich beim Schafe sehr stark ausgebildet; man sieht ihn an der Figur in einer nicht unbedeutenden Strecke hinter dem
Conarium ausschiessend, wobei er wie ein Blindsack in den unteren Theil des Subarachnoidalcanales der Vena Galeni
(Taf. IV Fig. 1 u. 2) hervordringt; bisweilen sieht man ihn zusammen mit der Vene in der ganzen unteren Hälfte
dieses Canales fortgehend. Er streckt sich im Allgemeinen nach hinten zu der Stelle, wo die Vene sich in ihre beiden
Zweige theilt, welche ihn umfassen und an deren Wänden, ebenso wie an der Spaltungsstelle der Vene, er mit seiner
Aussenfläche innig befestigt ist. Sehr leicht entstehen hier beim Schnittführen Berstungen in der Wand des Recesses,
und der Subarachnoidalcanal der Vene scheint sich dann direct in den dritten Ventrikel fortzusetzen, ja der eigentliche
Recess dieses Ventrikels kann als die unmittelbare Fortsetzung des fraglichen Canales erscheinen. Innerhalb
des Recesses sieht man den Plexus chorioideus bis zu seinem oberen Ende hinaufsteigend. Woraus wird nun die
dünne hintere Wand des Recesses, welche an ihrer Innenseite den Plexus chorioideus trägt, gebildet? Dies geschieht,
wenn man so sagen will, durch die Tela chorioidea, aber mit diesem Namen zu der Umfassung beschränkt, in welcher
sie nach unserer Ansicht immer genommen werden sollte. Eine Fortsetzung des Ependyms vom Ventrikel hinaus
überzieht die Wand an der Innenseite nicht nur mit Epithel sondern auch mit einer faserigen Schicht und von dieser
Schicht schiessen die Chorioidalzotten in das Innere des Recesses hinein. Auswendig wird diese innere, der Ventrikelwand
selbst ursprünglich angehörenden Schicht durch die Pia verstärkt und mit ihr innig verwachsen. Reichert,
welcher den Recess als eine ursprüngliche Ausbuchtung der eigentlichen dünnen Ventrikelwand schildert, äussert
betreffs dieser Wand bei älteren Individuen: »Der Recessus suprapinealis scheint beim ausgebildeten Gehirn nur von
häutiger Beschaffenheit zu sein, oder wenigstens nicht auffällig bemerkbare Nervensubstanz zu enthalten». Bei der
näheren Betrachtung der Fig. 2, findet man eine Andeutung dazu, dass die Wand, wie oben bemerkt wurde, an der
oberen Fläche des Conarium, innig mit ihr vereinigt, bis zum vorderen Rand des Conarium verläuft, von welchem
sie ursprünglich an der Tsenia recessus suprapinealis (Reichert) zurückgebogen wurde. Alles was nach hinten oder
aussen von der Wand des Recesses oder der Tela chorioidea mit ihrer von der Pia gebildeten äusseren Fläche liegt,
gehört dem Subarachnoidalgewebe mit seinen Räumen und Venencanälen an; dies Gewebe sieht man nun an den
angef. Fig. mit offenen Räumen oberhalb des Recesses nach vorn zwischen seiner Tela chorioidea und dem Splenium
corporis callosi mit dessen Piabekleidung sich fortsetzend 1).
Wir haben jetzt das Velum trianguläre berührt und werden nunmehr auf dasselbe übergehen. Da es indessen
nicht zu dem Plane dieser Arbeit gehört, näher auf den Bau der Plexus chorioidei des Gehirns einzugehen, werden wir
uns hauptsächlich nur auf die Verhältnisse im Bau des Velum trianguläre mit seinen ansitzenden Plexus beschränken,
welche mit unserem Gegenstand in näherem Zusammenhang stehen. Bezüglich der speciellen Historik über die Gefäss-
vorhänge und Plexus mag es deswegen uns auch gestattet sein, im Allgemeinen auf die betreff. Arbeit von Luschka
(Die Adergeflechte des menschl. Gehirns) hinzuweisen. Der obere Gefässvorhang, Tela chorioidea superior, Velum
interpositum, Velum trianguläre auctorum, wird betreffs seiner allgemeinen Form und Ausbreitung von den Verfassern
in einer beinahe übereinstimmenden Weise geschildert; wir weisen deswegen auf die betreff. Beschreibungen der ausführlicheren
Handbücher hin. Hier mag nur erinnert werden, dass das Velum durch die ganze Fissura transversa eindringt
, über dem unverhältnissmässig grössten Theil der Thalami optici ausgebreitet liegt, die Spalte zwischen ihnen
und der unteren Fläche des Corpus callosum mit Fornix und dessen Crura einnehmend (Taf. IV Fig. 4), sowie dass
es mit seinen Seitenrändern, an welchen die Plexus chorioidei laterales sitzen, dem Rande des Fornix folgt; in der
Mitte spannt es sich an der unteren Fläche des Corpus callosum und Fornix frei über dem dritten Ventrikel aus,
J) An der Taf. IV Fig. 1 u. 2 sieht man bei a; einen an der unteren Fläche des Splenium und Psalterium befindlichen, am Durchschnitt
birnförmigen Gyrus, welcher in dieser starken Bntwickelung beim Schafe constant zu sein scheint. Man sieht auch, wie er nach
hinten ein allmählig sich verdünnendes Blatt aussendet, welches sich rings um das Splenium biegt und dann an der oberen Fläche des
Corpus callosum bis zu dessen Mitte oder noch weiter sich fortsetzt, dort, wie es scheint, mit den Gyri der Hemisphären sich vereinigend.
Nähere Untersuchungen über diesen eigenthümlichen Gyrus haben wir nicht angestellt, sondern nur davon uns überzeugt, dass er aus
grauer Hirnsubstanz besteht. Wir werden hier nur erinnern, dass Andees Retzius (Skandin. Naturforskaremötets förhandlingar 1856 und
in Dublin Medical Press Dec. 1859 eine nähere Aufmerksamkeit auf das Vorhandensein von Gyri an der unteren Fläche des Fornix und
Splenium bei Thieren gelenkt hat, sowie dabei auch hervorgehoben, dass schon Vicq d'Azyk dieselben dargethan hatte. Retzius stellt
ferner dar, dass auch beim Menschen Andeutungen von diesen Gyri vorhanden sind. Vergl. auch Henle's Handb. d. System. Anat.
Bd. 3. 1871. Eine nähere Untersuchung dieser Verhältnisse wäre unzweifelhaft von Interesse.
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