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ausgebildeten Gehirn ziemlich schnell mit dem Rande der Fimbria aufzuhören und in der Wurzel des Plexus oder
in seinen beiden Blättern sich nicht fortzusetzen scheint. Die Grundmasse der letzteren besteht, wenn man von den
Zotten absieht, aus einem fibrillären Gewebe mit verhältnissmässig grossen, protoplasmatischen Zellen. Dies Gewebe
tritt in der Wurzel als eine unmittelbare Fortsetzung des Randes der Fimbria sowie des Ependyms ihrer oberen Fläche
hervor. Die beiden Blätter sind übrigens überall an ihren freien Oberflächen von einem Epithel überzogen, welches
eine Fortsetzung des Ependymepithels ist und auf die von den Blättern hinausschiessenden Zotten übergeht.
Die geschilderten Verhältnisse stimmen sehr gut mit der Entwickelungsgeschichte überein, welche, wie oben
hervorgehoben wurde, angiebt, dass die Plexus chorioidei sich in den Ventrikeln, von der Pia unabhängig, entwickeln.
Reichert (a. a. 0.) äussert unter Anderem hierüber: »Wohl allgemein verbreitet ist die Ansicht, dass die Plexus
choroidei als Wucherungen der Pia mater anzusehen seien. Gerade die erste Entstehung und Bildung der Plexus
choroidei hat gelehrt, dass dieselben aus dem Ependyma hervorwuchern und mit der Pia mater nur durch Gefässe
communiciren». Man findet nun, dass auch die vollkommen ausgebildeten Plexus das Gepräge einer solchen Entwicklung
bei sich tragen.
Bevor wir die von uns bisher nur berücksichtigten Plexus laterales verlassen, möchten wir noch auf einige
Umstände bei ihrer allgemeinen Anordnung die Aufmerksamkeit lenken. Das untere oder Bodenblatt hat seine
stärkste Entwickelung und seine grösste Breite in den vorderen Theilen des Plexus. Es ist hier weit reicher an
Zotten als das obere oder Dachblatt. Der äussere, am Thalamus sich befestigende Rand ist vorn unmittelbar bei
und hinter dem Foramen Monroi etwas mehr von der Stria terminalis entfernt, nähert sich aber doch bald derselben
und läuft dann parallel und mehr oder weniger nahe an ihr, in einer solchen Weise, dass der Gedanke entstehen
muss, die eigenthümliche Stria terminalis mit der unter ihr befindlichen Vene stehe in etwaigem Entwickelungsver-
"hältxiiss zu diesem unteren Blatt des Plexus. Nach hinten, wo der Plexus mit der Fimbria in das Unterhorn hinabläuft
und der Rand der Fimbria sich der Stria terminalis immer mehr nähert, wird die Breite des unteren Chorioidal-
blattes in einer entsprechenden Weise kleiner und wird allmählig zu einem schmalen, zottentragenden Rand reducirt,
welcher sich zwischen der Fimbria und dem Grenzstrang (Stria terminalis) ausspannt. Das obere Blatt ist hingegen
in seinen vorderen Partien weniger stark entwickelt; es beginnt etwas hinter dem Foramen Monroi, wie die Fig. 5
der Taf. IV bei a zeigt, als ein spitz auslaufendes Gebräme am Rande des Fornix. Wenn es wie gewöhnlich an nicht
gut erhärteten Gehirnen vom Dach abgelöst ist und auf dem unteren Blatte hinabgesunken liegt, sieht man es als
ein feiner Schleier mit einem- stärkeren Rande das untere Blatt bedecken (Vergl. die angef. Fig.). Es wird bald
breiter und erreicht seitlich vom Thalamus im engeren Theil des Ventrikels eben den Seitenrand des Ventrikels
(Fig. 4). In den vorderen Partien ist es an Zotten arm; solche finden sich doch von ihm ausschiessend an seinen
beiden Flächen; am reichlichsten an dem vorderen, sich verschmälernden Rande sowie dicht bei der Befestigung am
Fornix und an den äusseren Partien des Blattes. Nach hinten wird dies Blatt immer mehr entwickelt, und der Theil,
welcher Glomus genannt wird, gehört ihm vollständig an. Im Unterhorn hat es eine verhältnissmässig bedeutende
Breite, spannt sich auch hier immer durch das Lumen der Cavität zum Dach oder der demselben entsprechenden
Fläche hinüber und biegt sich dort nach aussen; es besitzt indessen hier eine weniger bedeutende Ausbreitung nach
der Seite hin längs dem Dache, an welchem es mit einem wulstigen, sehr zottenreichen, nach aussen gebogenen
Rande endigt. Weil aber nun das untere Blatt an Breite sehr reducirt ist, das obere hingegen die erwähnte starke
Entwickelung und Gestalt erhalten hat, so ähnelt der Plexus im Unterhorn bis zu einem gewissen Grade und
besonders mit Rücksicht auf die Gestalt einer in der Länge gespalteten Eisenbahnschiene. Der halbirte Fuss wird
von dem unteren, zwischen der Fimbria und der Stria sich ausbreitenden, schmalen Blatte gebildet; der übrige Theil
der halbirten Schiene wird von dem oberen Blatte mit dessen Biegung nach aussen am Dach repräsentirt. Gewöhnlich
liegt das obere Blatt daneben etwas nach innen auf der Fimbria zurückgeschoben, so dass es, gewissermassen wie
Henle von dem Plexus dieser Stelle bemerkt, mehr oder weniger die obere Fläche der Fimbria bedeckt.
Ein Blick auf die Fig. 4 der Taf. IV zeigt, dass durch die beschriebene Beschaffenheit des Plexus lateralis
jeder Seitenventrikel von dem vorderen Theil des Thalamus opticus hinaus in zwei Partien getheilt wird, eine äussere,
welche nach aussen von der Fimbria des Fornix liegt und durch den rinnenförmigen Plexus, d. h. eigentlich durch
dessen oberes Blatt von der inneren Partie des Ventrikels, welche zwischen dem Körper des Fornix und den Balken
liegt, abgegrenzt wird. Wie weit auch diese letztere Abtheilung sein kann, erhellt am besten aus der Fig. 2 der Taf. VII,
welche nach einem gefrorenen Präparate mit gelinder, durch die Injection bewirkter Ausspannung des Ventrikels
gezeichnet wurde, sowie aus den Fig. 3 u. 4 der Taf. IV, welche Weingeistpräparate ohne jegliche Ausspannung
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