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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1875-1/0123
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darstellen. Bei Gehirnen, welche in den inneren Theilen nicht besonders gut erhärtet sind, kann man über
diese Verhältnisse wenig schliessen, besonders wenn sie einige Zeit aufbewahrt sind und das Dach der Ventrikel
gegen den Boden gedrückt liegt, wobei besonders der Fornix sehr unregelmässige Formveränderungen erleidet.
Die abnorme Lage des Fornix, welche die Fig. 2 der Taf. VII wiedergiebt, haben wir auch dann und wann an den
in Weingeist gut erhärteten Gehirnen gesehen.

Die beiden Abtheilungen jedes Seitenventrikels, welche das obere Blatt des Plexus verursacht, sind, wie
aus der obigen Schilderung hervorgeht, von einander bei weitem nicht vollständig getrennt. Erstens liegt das
obere Blatt dem Dach nur lose an; eine Flüssigkeit kann also von der einen Abtheilung zur anderen, und dies,
wie es scheint, viel leichter von der medianen zur lateralen als umgekehrt, passiren. Wenn man sich denkt,
dass die äussere Abtheilung stärker gefüllt ist als die innere oder dass eine stärkere Flüssigkeitsabsonderung hier
stattfindet, so scheint daraus zu erfolgen, dass das obere Blatt dem Dach inniger angedrückt wird und mithin einen
genauen Schluss hier bewirken mag; die Flüssigkeit muss dann nach vorn längs der Rinne des Plexus bis zur Nähe
des Foramen Monroi strömen, wo die Rinne aufhört und die beiden Abtheilungen frei unter einander zusammenhängen
, ebenso wie hier durch diese Löcher Ablauf zum dritten Ventrikel vorhanden ist. Dass in der That während
des Lebens eine stärkere Absonderung in der lateralen als in der medianen Abtheilung stattfindet, dafür spricht
die weit reichlichere Zottenbildung in jener; vorn sitzt sogar die ganze Hauptmasse der Zotten in der äusseren
Abtheilung. Der Umstand, dass das obere Blatt des Plexus hinten, wie erwähnt wurde, nach innen auf der Fimbria
gebogen liegt, spricht dafür, dass es auch hier von der äusseren Seite her mehr als von der inneren dem Druck
ausgesetzt ist, was aber auch durch eine stärkere Secretion der äusseren Abtheilung erklärt wird. Wenn eine grössere
Anströmung oder Vermehrung von Flüssigkeit in der inneren Abtheilung der Seitenventrikel stattfinde, scheint
diese Flüssigkeit leicht allerwärts in die äussere, zwischen das Dach und das obere Blatt des Plexus, ausweichen
zu können. Wie dem auch sei, verdienen die erwähnten Verhältnisse Aufmerksamkeit.

Das oben Angeführte erklärt den Umstand, dass bei Subarachnoiclalinjectionen die Flüssigkeit durch das ganze
Velum verläuft, in die eigentlichen Plexus chorioidei laterales aber nicht eindringt. Ganz dasselbe Verhältniss
findet an dem medianen Plexus statt, welcher in den dritten Ventrikel von dem Theil des Velum eindringt,
das sich über diesen Ventrikel ausspannt und das Dach desselben bildet. Auch hier dringt die Injection nicht in
die Zotten hinein, obwohl sie in diesem medianen Theil des Velum gewöhnlich sehr stark wird. Wie bekannt sendet
das Velum jederseits an der abhängigen Fläche des Thalamus eine an der Tsenia thalami optici sich befestigende Falte
oder ein Gebräme (Taf. IV Fig. 4 T) hinab. An der inneren Seite dieses Gebrämes sitzen jederseits die beiden Stränge
der medianen Plexus, vorn dichter an einander geschlossen, hinten mit einer zwischen ihnen befindlichen, offenen
Rinne. Hier ist es nicht das untere Piablatt des Velum, von welchem diese Zotten direct ausschiessen. Dieses Blatt
ist nämlich nach dem Ventrikel zu — um den für diese Verhältnisse bezeichnenden Ausdruck Reicherts zu benutzen —
von dem häutig gebliebenen Rest der ursprünglichen Ventrikelwand überzogen. Dies geht aber, wie das Chorioidalgewebe
von der Fimbria des Fornix, auch im vollständig entwickelten Gehirn jederseits von der Tcenia thalami
optici hinaus und bildet mehr oder weniger ein kleines Gewölbe über den dritten Ventrikel, von welchem die Zotten
ausschiessen. Das untere Piablatt des Velum ist mit dieser dünnen Wand innig vereinigt, und ausserhalb oder oberhalb
der Pia findet sich im Velum das Subarachnoidalgewebe mit seinen Blutgefässen, welche den Zotten ihre Zweige
abgeben. Das in dieser Weise gebildete Dach des dritten Ventrikels läuft nun mit seiner Befestigung jederseits
längs der Tsenia fort. Auch PIenle bemerkt über das Verhalten zwischen diesen, Tsenia und Plexus, dass die Tsenia
»sich in diesem Plexus öfters ebenso verliert wie der Ponticulus in die Tsenia chorioidea des Kleinhirns». Mit den
Tgeniee setzt sich die Befestigung der Tela chorioidea auf die Pedunculi. conarii fort, wonach sie am ausgebildeten
Gehirn, wie wir in der Regel gefunden haben, jederseits längs den Seitenrändern des Conarium verläuft, an der Spitze
oder an der oberen Fläche des Conarium etwas vor der Spitze zusammentreffend. Oben wurde schon der in dieser
Weise entstandene, den dritten Ventrikel abschliessende Recessus suprapinealis (R. supra conarium) geschildert, in
welchen die beiden Stränge des Plexus jenes Ventrikels hinten zusammenlaufen.

Da nun nach der obigen Beschreibung Velum trianguläre in seiner ganzen Ausdehnung nur als eine Duplicatur
der Pia mit zwischenliegendem Subarachnoidalgewebe betrachtet werden kann und da es mithin keine eigentümliche
Beschaffenheit besitzt, sowie es nicht selbst in die Ventrikel eindringt, um die Plexus chorioidei zu bilden, so erweist
sich auch die Bezeichnung »Tela chorioidea» für dasselbe wenig geeignet. Es scheint uns, dass es der Nomenclatur
ein Gewinn sei, wenn man hiernach aufhörte, diesen Namen als Synonym des Velum trianguläre oder interpositum


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