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anzuwenden und statt dessen die Bezeichung »Tela chorioidea)) für die Stellen beschränkte, wo das Velum
an seiner Oberfläche durch eine häutige und zottentragende Lamelle des Gehirns selbst oder sogar des Epen-
dyms beiträgt, eine Wand des resp. Ventrikels und ein wirkliches, zottentragendes Gewebe zu bilden. Der Name
»Tela chorioidea» würde dann immer eine und dieselbe Sache bezeichnen und nicht wie bisher Undeutlichkeit und
Schwierigkeiten bei der Beschreibung veranlassen. Dann würde man sagen, dass das Velum nur in der Mittelpartie
über dem dritten Ventrikel und an den Rändern bei den Seitenventrikeln zur Bildung einer Tela chorioidea beiträgt.
Aus der obigen Schilderung geht u. A. hervor, dass man nicht jedes krankhafte, im Velum zu findende Product,
wie z. B. Blut oder puriforme Zumischung, als an der Stelle, wo es angetroffen wird, gebildet, ansehen darf. Es kann
nämlich sehr leicht aus den Subarachnoidalräumen der Umgebung oder aus recht entfernten Orten dorthin eingeführt
worden sein.
Nachdem wir also die grossen Cisternen an der Basis des Gehirns, ferner das Velum interpositum und das
Verhältniss der Cisterna ambiens zu dem Subarachnoidalgewebe im letzteren, ebenso wie die Verhältnisse des Velum
zu den Plexus chorioidei und den Ventrikeln geschildert haben, werden wir jetzt zu dem übrigen, an den Hemisphären
des Gehirns befindlichen Subarachnoidalgewebe und zu dessen Räumen übergehen. Schon
oben wurde bemerkt, dass die Arterien der Hirnbasis, wenn sie von den hiesigen grossen Cisternen hinaus in die Sulci
intergyrales eindringen, von ziemlich weiten, canalförmigen, sie umscheidenden Räumen umgeben sind. Diese canal-
förmigen Scheidenräume begleiten dann die Arterien während ihrer ferneren Verzweigungen; dabei schweben die
Arterien theils frei in denselben, theils werden sie den Wänden angeheftet, so dass das Blutgefäss nur von der einen
Seite her in das Lumen des Subarachnoidalraums hineinschiesst. In derselben Weise sind die der Pia zunächst
befindlichen Gefässe an diese Haut geheftet. Aber nicht nur die Arterien werden von den Cisternen der Hirnbasis
her mit solchen Scheidenräumen umgeben; an mehreren Stellen wurde oben hervorgehoben, dass auch
die Venen, besonders die grösseren, in derselben Weise mehr oder weniger von derartigen Subarachnoidalcanälen
umgeben sind. Bei Anschneiden eines gut erhärteten, uninjicirten, mit seiner weichen Haut versehenen Gehirns
sieht man schon mit blossem Auge und noch besser mit Loupe diese canalförmigen Räume oder, wie wir dieselben
bezeichnen wollen, »perivasculären Subarachnoidalräume oder Canäle» (Taf. IV Fig. 9). Es sind eben diese Räume,
welche Fohmann, Aknold, His und nach ihnen auch spätere Verfasser als wirkliche, die eigentliche Cerebrospinal-
flüssigkeit enthaltende, von den übrigen Subarachnoidalräumen abgetrennte Lymphgefässe aufgefasst haben;
nach His sollen sie ausserdem in offener Verbindung mit seinem Epicerebralraum unter der Pia stehen; für diese
Lymphgefässe, wie gross sie auch seien, hatte man indessen nie einen Ablauf gefunden. Wie wir gezeigt haben,
gehören sie ganz den Subarachnoidalräumen im Allgemeinen an. Dies geht schon aus ihrem soeben erwähnten, ganz
offenen Zusammenhang mit den grossen Basilarcisternen hervor; dadurch wird auch die unrichtige Annahme widerlegt,
dass diese letzteren mit den Subarachnoidalräumen an den oberen Partien des Gehirns nicht in offener Verbindung stehen.
Zwischen den die Blutgefässe umgebenden, canalförmigen Räumen besteht das ganze Subarachnoidalgewebe überall
aus kleinen Räumen, welche durch feine, vollständige oder mehr weniger durchbrochene Häutchen begrenzt
werden (Taf. V Fig. 1, 2 und 3); die eingehendere histologische Beschreibung dieser Häutchen wird ganz dem dazu
gewidmeten, unten folgenden Capitel überlassen. Diese Räume sind in ihrem Lumen frei oder theilweise von verzweigten
feinen Balken, welche in ihre Wände übergehen, durchzogen, theils besteht der Zwischenraum zwischen angrenzenden
Räumen oft grösstentheils aus einem solchen Balkenwerk. Theils lösen sich die Wände an gewissen Stellen
ganz und gar zu einem maschigen, lockeren, schwammigen Netzwerk einander kreuzender und unter sich anastomo-
sirender, verzweigter Balken auf, was besonders gegen die Oberfläche, d. h. nach der Arachnoidea hin sowie in
der Nähe der Arachnoidalzotten (Taf. XXVIII Fig. 1), der Fall ist. Uebergangsformen kommen auch zwischen
den eigentlichen Subarachnoidalräumen und den Balkennetzen vor, indem diese, wie wir schon oben in noch höherem
Grade beim Subarachnoidalspatium des Rückenmarks sahen, sich so anordnen, dass sie etwa kleine, unvollständige Räume
umgeben, um endlich in die die eigentlichen Räume begrenzenden Häutchen überzugehen. An den Querschnitten kann
man nicht die die Blutgefässe enthaltenden Räume oder diejenigen, aus denen die Gefässe herausgefallen sind, von
solchen unterscheiden, in welchen Blutgefässe nie vorhanden waren. Oft sieht man indessen die Blutgefässe nicht,
wie oben geschildert wurde, in wirklichen Räumen, mehr oder weniger frei oder auch seitlich angeheftet liegend, sondern
sie befinden sich (Taf. V Fig. 2 und 3) gleichsam in den Wänden eingewebt oder von einem Balkenwerk dicht
umsponnen; dies letztere findet besonders in der Nähe der venösen Sinus statt (Taf. VllI Fig. 1). Die angegebene
Beschaffenheit behält nun das zwischen Pia und Arachnoidea ausgespannte Subarachnoidalgewebe überall an den
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