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pituitaria spielte also hierbei eine mehr oder weniger wesentliche Rolle. Galenus, welcher das Vorhandensein von
Wasser in den Ventrikeln unter normalen Verhältnissen nicht angenommen zu haben scheint, glaubte, dass die Spiritus
animales, welche in den vorderen Ventrikeln bereitet wurden, durch die Oeffhung zum hinteren Ventrikel in diesen
hineinkommen könnten; die Purgation der vorderen Ventrikel von den überflüssigen und excrementiellen Theilen,
meinte er, geschähe durch Oeffnungen der Hirnhäute und des Schädels. Das Vorhandensein einer wirklichen Flüssigkeit
oder des Wassers in den Ventrikeln wurde doch von mehreren Anatomen beobachtet; so z. B. von Massa (Anat.
Cap. XXXVIII, nach Magendie—Jodin), Vesalius, Vidus Vidius (Anatom. T. III, nach Magendie—Jodin), Varoli
(Anatom., nach Magendie—Jodin), Willis, Vieussens, Pacchioni u. A. Diese Flüssigkeit betrachtete man im Allgemeinen
entweder als normalmässig vorhanden oder als eine krankhafte oder auch erst nach dem Tode entstandene
Vermehrung der unter normalen Verhältnissen nur in minimaler Menge abgesonderten Flüssigkeit, oder endlich als
ein Excrementum. Dass die Flüssigkeit bei gewissen krankhaften Zuständen vermehrt wäre, ebenso dass sie durch
eine Vermehrung derartige Zustände hervorrufen könnte, wurde ziemlich allgemein angenommen. Verduc (Usages
des parties, nach Magendie—Jodin) leugnete aber vollständig das normalmässige Vorhandensein einer Flüssigkeit in
den Ventrikeln, wobei er sich darauf stützte, dass man bei Hingerichteten in ihnen keinen Inhalt findet; wenn aber
eine Flüssigkeit dort vorhanden ist, so wird sie immer durch eine Krankheit oder durch die Todesart verursacht;
betreffs der Eigenschaft der Ventrikel, Behälter der Spiritus animales zu sein, bemerkt er, dass die neueren Verfasser
hervorgehoben hätten, die Flüssigkeit diene eher die Geister zu ertränken als sie zu transportiren. Vesalius leugnet,
dass der Inhalt der Ventrikel, Pituita, wie Galenus geglaubt hat, durch die Oeffnungen im knöchernen Dach der Nasenhöhle
geführt wird, sondern sie wird seiner Meinung nach durch das Infundibulum in die Glandula pituitaria hinabgeführt
und geht von da durch zwei Paar Ausführungsgänge nach dem Gaumen und der Nasenhöhle hin. Varoli soll
den Plexus chorioidei die Eigenschaft zugeschrieben haben, das in die Ventrikel ausgegossene Wasser aufzusaugen.
Willis liess die Venen eine sehr wesentliche Rolle bei der Resorbtion der Flüssigkeit spielen. Nach ihm hat wohl
die Glandula pituitaria dabei eine grosse Bedeutung, indem das Wasser durch das Infundibulum in diese Glandel
hineinfliesst, von da aber wird sie von den Blutgefässen aufgenommen. Zweifelhafter war der andere Ausflussweg
nach der Nasen- und Gaumenhöhle hin. Vieussens bekämpfte entschieden die Ansicht der Aelteren, dass die Membrana
pituitaria für den Abfluss der Ventrikularflüssigkeit bestimmt wäre, und erklärte es für einen Irrthum zu
glauben, dass bei einem Katarrh die Absonderung vom Gehirn stammte. Der überflüssige Theil derselben wird durch
die Glandula pituitaria aufgesammelt und fällt theils in die beiden Receptacula, die an den Seiten der Sella turcica
liegen, theils wird sie von den Venen in den vierten Sinus geführt. Pacchioni hielt es für nothwendig, eine Verbindung
zwischen der bei gewissen krankhaften Zuständen in den Ventrikeln angesammelten Flüssigkeit und der
Lymphe der Pia zu finden; er betrachtete es als wahrscheinlich, dass Lymphe in das innere Ohr hineingelangt und
von dort sowie auch durch die Nasenhöhle einen Abfluss habe. Mit Haller geschah ein bedeutender Fortschritt
betreffs der Auffassung der fraglichen Verhältnisse, obwohl er annimmt, dass der Ventrikelinhalt während
des Lebens im Allgemeinen nicht als Flüssigkeit sondern als ein Dampf vorhanden ist, welcher mit einer mässigen
Feuchtigkeit (Mador) die ganze Oberfläche benetzt. Sie wird von den Arterien exsudirt und von den Venen wieder
resorbirt; weil aber die Ausdünstung mässig ist, sammelt sie sich nicht immer zu Wasser und sie fehlt zuweilen
in den frischesten und unbeschädigsten Leichen. So oft aber die Venen in ihrem Dienste erschlaffen, wie in den
chronischen Krankheiten der Fall zu sein pflegt, häuft sich die gesammelte Flüssigkeit zu Wasser an und spannt
die Ventrikel mit einer bemerkenswerthen Masse aus, verschiedene Krankheitzustände hervorbringend. Durch das
Infundibulum hat die Flüssigkeit keinen Ablauf nach aussen und die Spiritus animales werden von Haller ihrem
Schicksal überliefert. »Dass nicht», äussert er, »das Dach des Ventrikels mit dem Boden verwachse, wird durch den
Dampf erreicht» u. s. w. Cotugno nimmt an, dass der ganz normale Ventrikelinhalt eine Flüssigkeit von derselben
Beschaffenheit ist wie die von ihm entdeckte äussere Cerebrospinalflüssigkeit, mit der sie sich auch vermischt. Wir
berühren hiermit die Frage, wie eine solche Mischung zu Stande kommen könne, was eben der Gegenstand dieser
Abtheilung unserer Arbeit sein soll. Schon bei Willis und Vieussens findet man Angaben über ein Austreten der
Flüssigkeit der Ventrikel auf die Oberfläche des Gehirns, wodurch wechselnde Krankheitzustände mit cerebralen
Symptomen hervorgerufen werden sollen. Da aber nun die angeführten Verfasser nicht das Vorhandensein der äusseren
Cerebrospinalflüssigkeit kannten, lässt sich wohl annehmen, dass sie in solchen Fällen, wo eine Flüssigkeit in der Umgebung
des Gehirns angetroffen wurde, angenommen haben, dass diese durch eine Berstung der Ventrikelwände entstanden
war; am höchsten bemerkenswert!! ist indessen die bestimmte Angabe Willis', dass es eben die feine, den unter


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