Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1875-1/0130
114

nämlich je eine am vorderen Ende der beiden Recessus laterales, wo die Plexus chorioidei an der Innenseite des
Flocculus aus dem Ventrikel austreten, vorhanden sind. Diese Oeffhungeii waren zwar schon vorher von Luschka
aufgefunden und erwähnt; als aber Reichert auf das bestimmteste ihre Existenz geleugnet und sie für Kunstproducte
erklärt hatte, scheint es, als ob man der Darstellung Luschkas keine Aufmerksamkeit geschenkt, sondern im Gegentheil
allgemein angenommen habe, dass hier keine normale Communication sei. Es ist in der That sehr merkwürdig,
dass so wichtige Verhältnisse so wenig beachtet worden sind. Vielleicht trägt Luschka selbst zum Theil die Schuld
daran. Zwar hebt er in seiner Arbeit über die Adergeflechte die grosse Bedeutung der betreff. Oeffimng hervor,
da man bei manchen Thieren, wie beim Pferde, das untere Ende des vierten Ventrikels völlig verschlossen findet,
übrigens schildert er aber dieselben mehr im Vorbeigehen, während er aber das Foramen Magendii sehr ausführlich
bespricht. In seiner Anatomie des Menschen beschreibt er dann an einer Stelle das Verhältniss in Uebereinstimmung
mit seiner früheren Schilderung, an einer anderen Stelle (S. 254) spricht er aber nur über das Foramen Magendii
als die Verbindung zwischen der Cerebrospinalflüssigkeit und dem Hirnhöhlenwasser vermittelnd. Dass das Foramen
Magendii beim Pferde geschlossen war, hatte schon Renault gezeigt.

Wie allgemein man sonst auch in der letzten Zeit angenommen hat, dass die Hirnventrikel von den Sub-
arachnoidalräumen vollständig abgesperrt seien, zeigen am besten die Handbücher der Pathologie und der pathologischen
Anatomie. Ueberall, wo man vom tlydrocephalus internus oder von jeder anderen Veränderung des Inhaltes der Hirnventrikel
liest, findet man, dass diese Veränderungen immer als durch einen krankhaften Zustand in der Umgebung
der Ventrikel selbst verursacht angesehen sind. Wenn die seröse Flüssigkeit vermehrt ist, lässt man dies immer
durch eine vermehrte Secretion, sei es von den eigentlichen Wänden oder von den Adergeflechten, hervorgerufen sein;
die Ursache kann dann eine Hyperämie sein oder ein entzündlicher, acuter oder chronischer, Reiz, ein gehemmter
Venenabfluss, besonders aus den Adergeflechten, oder endlich eine abnorme Beschaffenheit, eine Vermehrung der
Zotten dieser Adergeflechte. AVenn die Flüssigkeit getrübt ist, leitet man dies immer von einer Zumischung von den
Wänden aus her, sei es dass diese von abgestossenem Epithel, von Erweichung, Maceration oder Entzündung herrührt;
wenn die Flüssigkeit mit Blut vermischt ist oder Blutgerinnsel in den Ventrikeln sich finden, dann meint man, dass
diese nothwendig auf Blutungen in ihrer nächsten Umgebung beruhen. Immer geht man hierbei von der Voraussetzung
aus, dass die mit einander zusammenhängenden Ventrikel gegen diejenigen serösen Räume vollständig verschlossen
sind, welche an der Oberfläche des Hirns und Rückenmarks liegen, nämlich die Subarachnoiclalräume, dass mithin
keine Flüssigkeit und keine abnorme Zumischungen aus diesen in die Ventrikel hineingelangen können. Man will
sogar durch chemische Analysen gefunden haben, dass eine wesentlich verschiedene Zusammensetzung der hydro-
cephalischen Ventrikelflüssigkeit und der Subarachnoidalflüssigkeit bei Oedema cerebri zukomme; darin hat man auch
eine weitere Stütze für die Ansicht gesucht, dass diese Flüssigkeiten in keiner Verbindung mit einander stehen. Es
ist leicht begreiflich, class man bei einer solchen Auffassung von dem vollständigen Verschlosscnsein der Hirnventrikel
ihrem serösen Inhalt unter normalen Verhältnissen keine wesentliche Rolle betreffs einer schnelleren Regulirung des
Hirndrucks zuschreiben konnte, da er bei einer Vermehrung dieses Druckes aus den Ventrikeln nach die Sub-
arachnoidalräume des Rückenmarks hin nicht ausströmen und ebensowenig bei vermindertem Druck hineinströmen
konnte. Die Ventrikelflüssigkeit war und blieb mithin im Inneren des Gehirns eingesperrt. WTie unrichtig diese Auffassung
ist, geht vollständig aus der folgenden Beschreibung hervor, welche hauptsächlich eine Uebersetzung
unserer vorigen betreff. Abhandlung darstellt.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1875-1/0130