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Mensehengehirn vorhandenen. Bei anderen Thieren haben wir nicht volle Sicherheit betreffs des normalen Vorhandenseins
des Foramen Magendii erhalten und wollen deswegen hier nicht näher darauf eingehen.

Obwohl also in äusserst seltenen Fällen das Foramen Magendii auch am vollständig ausgebildeten menschlichen
Gehirn geschlossen sein kann, und dies bei gewissen Thieren wie beim Pferde (und vielleicht bei einer Menge anderer
Thiere) die Regel ist, werden doch die Hirnventrikel deswegen nicht von den Subarachnoidalräumen abgesperrt.
Constant finden sich nämlich zwei andere Oeffnungen, welche auch vom vierten Ventrikel aus in diese Räume münden.
Dieselben befinden sich an der Vorderseite jederseits vom oberen Ende des Markes nach innen vom Flocculus, zwischen
dem gewöhnlich halbmondförmigen Rande, womit die untere Wand des vierten Ventrikels hier endigt (Taf. III Fig. 13 6),
und dem Flocculus (Fig. 13 c); aus dieser Oeffnung treten die seitlichen Stränge des Adergeflechts des Kleinhirns
vom vierten Ventrikel hervor. Es ist eben diese Bildung, welche Bochdalek treffend das »Füllhorn» genannt hat.
Ueber diese Oeffnungen oder richtiger vor ihnen laufen jederseits die Wurzeln des Glossopharvngcus und Vagus, wie
an der Fig. 13 e links zu sehen ist, und die Oeffnungen werden scheinbar grösstentheils durch diese Nerven gedeckt;
sie werden aber durch sie keineswegs verschlossen, sondern sie münden frei unter oder richtiger hinter ihnen in den
Subarachnoidalraum hinaus. Wenn man die erwähnten Ncrvenwurzeln gegen das Mark hin zurückschlägt, liegen
sie zum Beobachten dar (Fig. 13, rechts). Um zu verstehen, wie diese Oeffnungen zu Stande kommen, müssen wir
etwas eingehender die anatomischen Einzelheiten berühren, ohne uns doch in dieselben mehr als nothwendig zu vertiefen.

Wie bekannt, sendet der vierte Ventrikel jederseits eine taschenförmige Verlängerung (Recessus lateralis, Reichert)
aus, welche unterhalb der queren Biegung des Funiculus restiformis (Grus cerebelli ad medullam oblongatam), bevor sich
dieser in das Kleinhirn einsenkt, sich an den Seiten der Medulla oblongata nach vorn wendet, sowie vorn am Flocculus,
zwischen diesem und dem Winkel des Rons und des Markes, endigt. Die untere Begrenzung des vierten Ventrikels
und seiner beiden seitlichen Verlängerungen, der Recessus laterales, besteht, wie bekannt, aus einer dünnen Wand,
Tela chorioidea inferior, deren Bau eben dem entspricht, was wir oben als charakteristisch für die Theile der Ventrikelwände
betrachten, auf welche wir diesen Namen beschränkten. Sie ist, wie Reichert äussert, das häutig
gebliebene Rest der ursprünglichen Ventrikelwand. Sie besteht also äusserst aus der Pia, welche beim unteren
Rande des Ventrikels das Mark verlässt, um die oberflächliche Schicht der Tela chorioidea zu bilden, deren innere
Schicht aus einer Fortsetzung des Ependyms nebst seinem Epithel besteht; an der inneren Fläche sitzt der Plexus
selbst (Taf. IV Fig. G). Diese Wand wird ausserdem auch im ausgebildeten Gehirn durch mehr oder weniger
entwickelte Marklamellen gebildet, welche von dem Marke ausgehen. Die ganze Befestigung am Mark längs
dem unteren Rand des vierten Ventrikels wird von dem sog. Tamia plexus chorioidei ventriculi quarti (Henle),
Taenia sinus rhomboidalis, Ligula, Ponticulus, Ala pontis (Reichert) nebst ihren Marklamellen, Ponticulus (im
engern Sinne, Henle) und Velum medulläre inferius, welche als dünne Platten sich mehr oder weniger weit in
die Tela chorioidea ausbreiten, bezeichnet; der Obex mag eigentlich auch, als ein Rest der ursprünglichen, in
die ganze untere Wand des Ventrikels sich fortsetzenden Markplatte darstellend, hieher gerechnet werden. Auf die verschiedenen
Ansichten über das Verhalten dieser Lamellen zur Tela chorioidea werden wir hier nicht eingehen, da
dies von der vorliegenden Frage mehr entfernt liegt. Oben angeführte Figur (Taf. IV Fig. 6), welche nach einem
feinen Schnitt von einem gefrorenen Gehirn ausgeführt ist, mag dies Verhältniss veranschaulichen. Man sieht dort
einen Durchschnitt der Tamia, ebenso, dass von ihrem Rande — ganz in derselben Weise wie oben betreffs der
Fimbria der Seitenventrikel dargestellt wurde — ein dünnes Stroma ausgeht, welches das Grundstroma des Plexus
bildet und sich fortsetzt, um die innere Schicht der eigentlichen Tela chorioidea zu bilden. Wenn man eine grössere
Verbreitung der Taenia oder ihrer Marklamellen vor sich hat, als bei diesem Präparat vorhanden war, wird das Verhältniss
zwischen den verschiedenen Theilen natürlicherweise immer dasselbe sein; vom Rande, wo die Lamellen enden,
setzt sich immer das Stroma der Tela fort; die Pia liegt an der Aussenseite der Lamellen, geAvöhnlich leicht ablösbar;
wo aber die Lamellen enden, ist sie inniger mit der Tela vereinigt. Zu den Marklamellen sendet sie wie gewöhnlich
trichterförmige Verlängerungen mit den eintretenden Gefässen hinein.

Was die eigentliche Tasnia und ihre Marklamellen übrigens betrifft, so adoptirt Henle den Namen Ponticulus
(im engern Sinne) für denjenigen Theil derselben, welcher der Spitze des Calamus scriptorius am nächsten liegt.
Dieser ist sehr verschieden entwickelt; er beginnt an der erwähnten Stelle schon am Rande des Foramen Magendii
oder in kurzer Entfernung davon. Dort, wo er aussen endigt, oder auch erst etwas weiter nach der Seite hin, bisweilen
aber in Verbindung mit dem Ponticulus, beginnt das Velum medulläre inferius (Füllhorn, Bochdalek), welches
als eine Verstärkung der unteren Wand in der oben geschilderten Weise bis zum vorderen Rande der Wand an


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