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der Innenseite des Flocculus fortgeht. Die untere Wand des vierten Ventrikels mit ihren Tamien und Verstärkungs-
lamellen von Marksubstanz entspringt also im Ganzen genommen von den Seiten des Foramen Magendii an, vom erhobenen
Rande bei der unteren Grenze des Ventrikels am Marke, folgt diesem divergirenden Rande eine Strecke nach
oben und aussen bis zur Nähe der quer verlaufenden Stria?, acustica?, geht dann unterhalb dieser Stria? in einer mehr
queren Richtung nach aussen und vorn um die Seitentheile der Funiculi restiformes und kommt in dieser Weise
in die Nähe, ja sogar dicht zu den Wurzeln des Vagus und Glossopharyngeus (Fig. 13), geht dann hinter diesen fort
sowie läng-s dem hinteren Rande der Wurzel des Acusticus oder auf dieser Wurzel und läuft endlich oft eine weitere
oder kürzere Strecke auf dem Acusticus selbst fort. Die Fig. 13, deren Ausführung wegen der Vermis durchgeschnitten
und die beiden Seitenhälften des Kleinhirns nach vorn gebogen wurden, zeigt ziemlich vollständig die Befestigung
der Wand in ihren vorderen und seitlichen Theilen; speciell erscheint bei /, wie diese Befestigung sich
zn den Nervenwurzeln verhält und wie ein kleines Gebräme von ihr am Anfang des Acusticus fortgeht. Diese Wand,
spannt sich nun von der beschriebenen Befestigungsstelle am Mark zur unteren Fläche des Kleinhirns über, der Mitte
des Nodulus anhaftend, während hingegen in den Seitcntheilen, wo im Allgemeinen das Velum medulläre als ein
Hauptbestandteil der Wand auftritt, dieses am Stiel des Flocculus sich befestigt. Auf solche Weise wird der Ventrikel
mit seinen seitlichen Recessen unten von dieser Wand begrenzt, vorn aber kommt es nicht zum vollständigen
Verschliessen der letzteren, sondern die Wand hört jederseits mit einem etwas verschiedenartig gestalteten, gewöhnlich
aber halbmond- oder sensenförmigen Rand (Fig. 13 />, /) auf, welcher nach innen vom Flocculus etwas am Acusticus
hinauf läuft und davon bogenförmig zum hinteren äusseren Rande des Flocculus frei übergeht, Zwischen dem Flocculus
und diesem Rande entsteht also eine halbmondförmige Oeffnung, durch welche der seitliche Recess in die Subarach-
noidalräume ausmündet. . Diese Oeffnung wird aussen etwas durch den Plexus chorioideus verengert, welcher vom
Inneren des Recesses in den aussen befindlichen Subarachnoidalraum austritt und mit seinem etwas angeschwellten
Ende auf dem inneren Theil des Flocculus liegt. Der bogenförmige Rand der unteren Wand kann ziemlich dicht
am Plexus auf dem Floccnlns gedrückt liegen, nie aber sahen wir ihn am austretenden Plexus verwachsen und wir
bezweifeln auch, dass eine solche Verwachsung vorkommt. Als wir unseren vorigen betreff. Aufsatz veröffentlichten,
hatten wir noch nie eine Membran angetroffen, welche vom Rande der Wand sich über das Ende des Plexus ausspannte
und in der Umgebung befestigte, also einen blasenförmigen Abschluss des Recesses bildend; später fanden
wir aber ein solches Verhalten, doch nur einmal und nur an einer Seite. Es war hier eine Fortsetzung der Wand
selbst, welche die erwähnte Ausbreitung besass. Wie oben erwähnt ist und an der Fig. 13 (rechts) erscheint, gehen
die Glossopharyngeus und Vagus vor dem grösseren Theil oder sogar der ganzen Oeffnung, diese sowohl als den
hinteren Theil des Plexus chorioideus verbergend. Von diesen Nerven und von den in der Nähe liegenden Blutgefässen
geht eine Anzahl von Subarachnoidalbalken zu dem Velum medulläre und den übrigen Umgebungen;
diese Balken sind bald reichlicher, bald sparsamer, bilden aber keineswegs eine die Oeffnung verschliessende Wand.
Um die Oeffnung verschliessen zu können, würde eine solche Wand notwendiger Weise den Plexus vollständig
umhüllen und in ununterbrochenem Zusammenhang ringsum denselben sich befestigen. Nur in den seltenen Fällen,
wo die Wand selbst über den Plexus sich fortsetzt, wird dieser in dem dann nach aussen geschlossenen Seitenrecess
des vierten Ventrikels eingeschlossen; sonst liegt er aber mit seinem Ende ganz frei im Subarachnoidalraum. Eine
Flüssigkeit, welche vom Inneren des Ventrikels durch die Oeffnung zwischen dem Plexus und dem bogenförmigen Rande
der unteren Wand ausströmt, befindet sich, sobald sie diesen Rand passirt hat, im Subarachnoidalgewebe und dessen
Räumen. Oben wurde gezeigt, dass der betreffende Subarachnoidalraum eine unmittelbare Fortsetzung der Cisterna
magna bildet, welche hier übrigens in die grossen Cisterne seitlich vom Pons Varolii übergeht; in diese Cisterne
münden also die Seitenrecesse des vierten Ventrikels durch die beschriebenen Oeffnungen, welche wir die Apertura?
laterales ventriculi quarti zu benennen vorschlagen; in Zusammenhang mit dieser Benennung könnte man die
untere Oeffnung, das Foramen Magenclii, als Apertura inferior bezeichnen.
Dass die eben geschilderten Seitenöffnungen unter normalen Verhältnissen vorhanden sind, wird durch die
Injectionen in entschiedener Weise bestätigt. Bei diesen, ob sie nun von den Subarachnoidalräumen oder von
den Ventrikeln aus gemacht wurden, erhielten wir die erstarrte Masse vom vierten Ventrikel durch die Oeffnungen
sich fortsetzend und in ununterbrochenem Zusammenhang mit der Masse in den Subarachnoidalräumen stehend.
Bei Injectionen schnell erstarrender Leimmassen vom Aquosductus Sylvii her gelang es sogar, wenn die Injection bald
unterbrochen wurde, die Masse durch diese Oeffnungen sowohl als durch das Foramen Magendii in Gestalt von
Pfropfen austretend zu erhalten, welche nur wenig in die Umgebung ausschossen. Solche Injectionen liefern sehr
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