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Ferner ist es leicht begreiflich, dass die Beschaffenheit der Flüssigkeit in den Ventrikeln keinen unmittelbaren
Schluss betreffs des Zustandes der Ventrikelwände znlässt. Eine Trübung oder ein puriformer Zusatz kann ganz und
gar auf einer Zumischung der von aussen her einströmenden Flüssigkeit beruhen, z. B. bei einer Basilarmeningitis,
wo also die Flüssigkeit in den Ventrikeln vermehrt sowohl als trüb oder von puriformem Aussehen sein kann, ohne
dass die Ventrikelwände an dem entzündlichen Zustand Antheil genommen haben; hiermit sei aber nicht gesagt,
dass nicht die Entzündung selbst sich oft nach innen fortsetzt, was besonders oft im Velum interpositum geschieht,
in dessen Subarachnoidalräume doch, wie aus den Injectionen hervorgeht, die Flüssigkeit auch von aussen her hineingelangen
kann; bisweilen füllt sich ja bei solchen Injectionen nur das Velum, und die Masse dringt nicht in
die Ventrikel hinein. Die Oeffnungen, welche wir in derartigen Fällen normalmässig ausgebildet fanden, sind dabei
aller Wahrscheinlichkeit nach von der von aussen her eindringenden Masse valvelartig geschlossen worden; dies
scheint auch anzudeuten, dass, wie oben hervorgehoben wurde, eine Strömung nach aussen leichter als nach innen
stattfindet.
Ferner ist es klar, dass eine blutige Zumischung, ja sogar wirkliche Blutgerinnsel in den Ventrikeln vorkommen
können, ohne dass die geringste Blutung in ihnen selbst stattgefunden hat. Das Blut kann von sehr weiter
Entfernung dorthin gelangt sein. Andererseits ist es auch klar, dass man allerwärts in den äusseren Subarachnoidal-
räumen unter der Arachnoidea krankhafte Zumischungen antreffen kann, welche aus den Ventrikeln herstammen;
so z. B. Blut bei Blutungen in diese letzteren hinein u. s. w. Schon Magendie führt solche Fälle an. Dass die Er-
kenntniss dieser Verhältnisse auch in gerichtlich-medizinischer Hinsicht von grösster Bedeutung sein kann, ist
deutlich und klar; es wäre leicht durch Beispiele diese Thatsache darzulegen; wir verweisen in dieser Rücksicht auf
einen betreffenden in unserem vorigen Aufsatz über den Zusammenhang der Hirnventrikel mit den Subarachnoidal-
räumen angeführten Fall.
Der feinere Bau der Häute des Gehirns und Rückenmarks.
1. Allgemeine Histologie der weichen Haut.
Historischer Rückblick.
Obwohl das Gewebe der Häute des Gehirns und Rückenmarks oft und in mehrfacher Hinsicht als Objekt
für Untersuchungen über den Bau des Bindegewebes gedient hat, blieb indessen die Kenntniss von seiner für
die Lösung der sog. Bindegewebsfrage so wichtigen feineren Zusammensetzung sehr beschränkt und mangelhaft.
Zwar beschrieb schon längst Henle diese Gebilde als aus den letzten Elementen des Bindegewebes, den feinen Fibrillen,
zusammengesetzt, welche meistens zu Bündeln vereinigt sind; er sah diese Bündel, bald parallel neben einander
liegend, bald in den verschiedensten Richtungen einander kreuzend, zu stärkeren Bündeln oder zu Membranen zusammentreten
; die meisten primären Bündel sind nach ihm ohne besondere Hülle, an vielen Stellen werden sie aber
von umspinnenden Fasern umwickelt; sonst sah er (in der Arachnoidea, unter dem Epithelium der Oberfläche) zwischen
den Maschen der Bündel eine feingranulirte, membranartig ausgebreitete Substanz. Hier erwähnt auch Kölliker
spindelförmige Kerne, Kernfasern und eine mehr homogene Bindesubstanz zwischen den netzförmigen Bündeln und
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