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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1875-1/0140
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hie und da als Hülle der Bündel selbst. Luschka sah ein Epithelium an den gegen einander gewandten Flächen
der Subaraehnoidalräume, welches aus einer höchst feinen Molecularmasse mit eingestreuten Kernen besteht. Dies
Epithelium wurde dann von Reichert beim Menschen geleugnet. Im Scheidenraum des Sehnerven fand Leber die
Balken von homogenen kernführ enden Scheiden umgeben, und er vermuthet, dass diese aus verschmolzenen Zellen
bestehen; dann beschrieb Schwalbe diese Endothelscheiden der Sehnervenbalken näher und fügte hinzu, dass
er von den Bindegewebsbündeln der Subaraehnoidalräume ebenfalls Endothelhäutchen abgehoben hatte. Von uns
wurden die die Arachnoidalzotten bildenden Balken und Balkennetze als von Zellenscheiden umgeben geschildert.
Eine Epithelscheide an den Balken und Flächen der Subaraehnoidalräume wurde dann auch von Henle erwähnt,
und sie fehlt nach ihm nur den feineren Bälkchen, an welchen sie durch Spiralfasern ersetzt wird. Boll hat vor
einigen Jahren eben die weiche Haut der Centralorgane zum Untersuchungsobject bei seinen Studien über der feineren
Bau des Bindegewebes gewählt; deswegen müssen wir seine Ansichten hier etwas ausführlicher recapituliren. Er
konnte nach Carminfärbung an fast allen gröberen Bindegewebsbündeln der Subaraehnoidalräume des Gehirns und
Rückenmarks die Existenz einer von der centralen Masse des Bündels gesonderten Scheide demonstriren, die meistens
dem Bündel unmittelbar anliegt, an vielen Stellen jedoch sich abhebt. Diese Scheide ist nur an wenigen Stellen
structurlos; sie zeigt nämlich fast allenthalben Streifen und Fasersvsteme, die meist quer auf dem Bündel stehen,
an einigen Stellen energisch ausgesprochen, an anderen aber äusserst zart sind. Nicht selten entdeckt man an den
Scheiden Kerne, welche die Knotenpuncte bilden, von denen aus die beschriebenen Fasersysteme strahlenförmig
nach verschiedenen Richtungen divergiren. Die Scheide ist aus kernhaltigen, sternförmigen Zellen zusammengesetzt.
Die sich mit einander verbindenden Fortsätze derselben stellen verdickte Streifen und Rippen in einer continuirlichen
Membran dar. Eine scharfe Grenze zwischen diesen Rippen und der Grundsubstanz ist nicht zu ziehen: beide bilden
eine wirkliche histologische Einheit. Die Scheide ist also ein Gewebe von ungleicher Stärke und Resistenzfähigkeit,
und so erklären sich auf das Einfachste die durch Essigsäurebehandlung entstehenden Einschnürungen (s. u.).
Bilder sind nach Boll nicht selten, die für ein wenigstens theilweises Durchbrochensein und Fehlen der Scheide zu
sprechen scheinen. Ferner kommen, wenn auch recht selten, Bilder vor, an welchen die Zellen der Scheide Fortsätze
auch in das Innere des Bündels hinein schicken scheinen. Auch finden sich Bilder, wo eine ziemlich regelmässige,
mehr oder minder vollständige Lage von abgeplatteten Zellen die Bündel unvollständig bekleidet, sowie Uebergänge,
die dieses Structurverhältniss mit dem oben geschilderten verknüpfen. Es ist, sagt er, im höchsten Grade wahrscheinlich
, dass die aus diesen abgeplatteten Zellen zusammengesetzte Hülle nicht immer eine vollständige ist.
Parallel mit der Form schwankt auch der Protoplasmagehalt der Zellen. Während die rundlichen Zellformen ein
deutliches körniges Protoplasma zeigen, ist dasselbe bei den mehr abgeplatteten Formen fast völlig verschwunden
und an die Stelle desselben eine klare elastische Platte getreten. Bald danach veröffentlichten wir ein Bericht von
unseren mehrjährigen Arbeiten über diesen Gegenstand. Da indessen hier unten eine ausführliche von vielen Figuren
veranschaulichte Darstellung unserer Befunde geliefert wird, können wir in diesem Resume des Geschichtlichen kurz sein.
Hier wollen wir nur das hervorheben, dass nach unserer Meinung die freien Bündel immer von einer vollständigen
Scheide umgeben sind, dass diese Scheide aus verschmolzenen dünnen Häutchenzellen besteht, deren Grenzen doch
zuweilen noch durch Silberlösung demonstrirt werden können, dass diese Zellen immer einen Kern führen, welche
von einer kleinen Körnchenzone, Protoplasma, umgeben ist, dass die so gebildeten Scheiden gewöhnlich mehr oder
weniger vom Bündel abstehen und an der Vereinigung mehrerer Bündel von dem einen zum anderen continuirlich
übergehen und endlich dass sie, wenn die Bündel Netze bilden, die Lücken häutchenförmig entweder vollständig oder
mehr oder weniger ausfüllen und in dieser Weise wirkliche bindegewebige, mehr oder weniger zusammenhängende
Membranen bilden, wobei die letzteren also an beiden Seiten mit Zellenhäutchen bekleidet sind, die in den Lücken
zwischen den Bündeln mit einander zu einem einzigen dünnen Häutchen verschmelzen. In einem späteren Aufsatz
haben wir die umspinnenden Fasern und die bei Essigsäurebehandlung entstehenden Einschnürungen beschrieben und
dabei gezeigt, dass diese keineswegs einfache Verdickungen der eben geschilderten Zcllenscheide sind, sondern von
dieser vollständig gesonderte, innerhalb ihr liegende, die Bündel umspinnende elastische Fasern sind; ausserdem
haben wir eine andere, vielleicht von Kölliker und Henle gesehene, Art Scheide, nämlich eine zusammenhängende
»Fibrillenscheide» der Balken beschrieben, welche, wenn vorhanden, auch innerhalb der Zellenscheide sich befindet.


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