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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1875-1/0141
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Histologische Beschreibung.

Da wir theils wegen des fraglichen Gegenstandes selbst, theils und vielleicht noch mehr im Interesse der
Bindegewebsfrage dem Gewebe der Häute des Rückenmarks und Gehirns ein eingehenderes Studium gewidmet haben,
mag hier, bevor wir zur Darstellung des in dieser Richtung Gefundenen übergehen, eine kurze Skizze der von uns
angewandten Untersuchungsmethoclen Platz finden. Dass die Kenntniss vom feineren Bau dieser interessanten
Bildungen bisher nicht weiter vorgeschritten war, hat wohl eben, wie wir unten zeigen werden, zum grossen Theil
in den gebrauchten Methoden seine Ursache.

Von Wichtigkeit ist vor Allem, frisches Material zur Untersuchung zu nehmen. Die zarteren Gewebstheile
werden nämlich ziemlich bald nach dem Tode zerstört und fast unkenntlich gemacht. In Wasser untersucht,
sieht man sie anfangs recht gut; bald geht aber ein solches Bild verloren. Besser gelingt es, wenn man das Gewebe
mit Jodserum oder andere, mehr indifferente, Flüssigkeiten behandelt. WTeil die zarteren Theile schon bei gelinder
Zerrung und sonstiger Berührung sehr leicht zerspringen, ist es aber viel vortheilhafter das ganze Gewebe zu erhärten
als es in frischem Zustande zu untersuchen. Weingeist passt nicht gut dazu. Chromsaures Kali ist aber von
guter Wirkung, indem es die Gewebsbestandtheile hier wie anderswo in mehr unveränderter Form erhält; wir haben
es am meisten als Müller'sche Lösung angewandt. Nach etwa achttägiger Behandlung mit dieser Lösung kann man
indessen mit grossem Vortheil das Gewebe in Weingeist erhärten; dann ist es zur Untersuchung fertig. Immer
muss man sich aber vor Zerrung und Spannung achten. Die beste Erhärtungsmethode ist aber die mit der Ueber-
osmiumsäure. Dadurch werden auch die zarteren Theile in ihrer eigentlichen Gestalt bewahrt, und die leicht grünlich
graue bis schwärzliche Färbung erleichtert das nähere Erkennen ihrer Beschaffenheit, indem sie dadurch schärfer
hervortreten; man kann die Säure in halb- sowohl als in viertel- oder zehntelprocentiger Verdünnung anwenden;
man braucht aber hier wie überall einer hinreichenden Menge der Säurelösung. Mit besonders gutem Erfolg haben
wir die Ueberosmiumsäure auf das Gewebe in seiner natürlichen Lage durch Auftröpfelung angebracht. Dadurch werden
die sonst beim Herausnehmen meistens zusammenschnellenden elastischen Gewebstheile in schöner ausgespannter
Gestalt erhärtet und bewahrt. Die übrige Technik betreffs der Ueberosmiumsäure enthält sonst aber nur Bekanntes,
so dass wir sie hier übergehen können. Man untersucht die Präparate in Wasser. Zur Färbung wandten wir am
meisten das Rosanilin an, welche Färbung wie bekannt nur den Nachtheil hat, nicht aufbewahrt werden zu können;
nach wiederholter Färbung der inzwischen in Glycerin liegenden aber jedesmal vor der erneuten Färbung ausgewaschenen
Präparate wird dieselbe schöner und schärfer. Wenn man die mit Anilin gefärbten Präparate in essigsaurem
Kali bewahrt, geht die rothe Farbe aus dem Protoplasma und den Kernen mehr an das fibrilläre Gewebe über.
Mit Chlorgold erhält man in gewissen Beziehungen (Protoplasma, elastische Fasern u. s. w.) anwendbare Präparate;
man muss sich aber vor den durch die eintretende Schwellung entstehenden Trugbildern in Acht nehmen. Durch
Essigsäure erhält man hier, wie sonst am Bindegewebe, diese Schwellung des fibrillären Gewebes, nur aber in viel
ausgedehnterer Weise; für die Untersuchung der feineren elastischen Fasern bietet sie gute Vortheile. Man darf
sich aber keineswegs auf solche Bilder beschränken, wie bisher zu oft geschehen ist, weil sie gar nicht die natürliche
Beschaffenheit des Gewebes wiedergeben. Dasselbe gilt auch betreffs der Carminfärbung mit Esssigsäurebehandlung u. cl.;
den früher gegebenen Abbildungen der Subarachnoidalbalken, wie den Bindegewebsfiguren im Allgemeinen, haben sie oft
ihren Stempel aufgedrückt. Es ist sogar in mancher Hinsicht diese übermässige Anwendung von Säuren (bes. Essigsäure
), welche die nähere Kenntniss des Bindegewebes des Nervensystems sowie des Bindegewebes im Allgemeinen
verhindert hat. Eben um die dadurch entstehenden Trugbilder zu vermeiden, haben wir, wie erwähnt, das Anilin
in ausgedehnter Weise angewandt; die Essigsäure selbst aber sowie die Carminfärbung gebrauchten wir nur mit
Vorsicht und zur Controlle sowie zu gewissen speciellen Zwecken. Mit Silbersalpeter kann man in gewöhnlicher Weise
die Zellengrenzen am Endothel der serösen Räume des centralen Nervensystems darlegen; es gelingt aber doch
nicht immer; wenn es gelingt, werden die Bilder gewöhnlich schön und ganz deutlich; durch Injection von Silberlösung
in die serösen Räume haben wir die Färbung der Endothelgrenzen in grosser Ausdehnung erhalten.

Key und Eetzius. Studien in der Anatomie des Nervensystems. 32


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