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oder weniger häutchenartig ausgebreitet oder mehr protoplasmareich und mit verzweigten und häutchenartigen Ausläufern
versehen sind. Man findet sie nämlich entweder mehr isolirt zwischen den Bündeln liegend oder die letzteren
mit mehr oder weniger protoplasmatischen Ausläufern in mancherlei Richtungen umspinnend; oft sieht man sie sogar als
ein zusammenhängendes protoplasmareiches Netz, die Dura nach allen Richtungen hin durchwebend (Taf. XXI Fig. 3;
Taf. XXII Fig. 2). Das letztere Verhältniss, welche wir in manchen Exemplaren der Dura des Menschen antrafen,
schien uns hie und da, aber möglicherweise nicht überall, mit einem chronischen Reizungszustand zusammenzuhängen,
wobei sogar zuweilen Andeutungen einer regressiven Metamorphose der protoplasmareichen Zellen zu beobachten waren.

Mit Rücksicht auf die vorliegende Frage, wie sich die Zellen eigentlich zu den Fibrillenbündeln verhalten,
können wir uns dahin äussern, dass die Zellen, soweit wir finden konnten, keine zusammenhängende Endothelhäutchen.
um die Bündel bilden. Wenigstens besitzt nicht jedes Bündel seine besondere Hülle; denn hier, wie in der embryonalen
Dura, beziehen sich die Zellen auf kein gewisses Bündel, sondern gehören ebensowohl den übrigen an-
stossenden an, obwohl sie in den spaltenförmigen Lücken oft der einen Wand inniger anliegen. Ob übrigens
die Bündel von einem ursprünglich von den Zellen herstammenden, aber von ihnen später abgetrennten, elastischen
Häutchen umgeben sind, konnten wir auch hier nicht mit voller Bestimmheit entscheiden. Indessen geben in dieser
Hinsicht die Querschnitte Bilder, wo man die Bündel von einer scharfen Contour begrenzt findet, welche möglicherweise
auf ein solches Häutchen hindeuten könnte. In den Lücken zwischen ihnen findet man hie und da die oben
erwähnten quergeschnittenen, oft sternförmig verzweigten Zellenkörper von diesen Contouren der Bündel scharf
getrennt, oft von ihnen jederseits abgelöst und mit zwischenliegenden Spaltenräumen versehen. Wenn aber die einzelnen
Bündel von feinen, elastischen, ihnen innig anliegenden Häutchen umgeben wären, scheint es uns, dass man
nach der Zerzupfung der Bündel Reste solcher Häutchen wahrnehmen sollte; dies gelang uns nie. Jedenfalls liegt
hier eine Frage vor, die einer endgültigen Lösung bedarf, wenn es in der That möglich ist, diese Frage mittelst
unseren jetzigen Methoden mit voller Bestimmtheit zu lösen.

Unsere Auffassung betreffs der Zellen der erwachsenen Menschendura ist also die, dass diese Zellen eine
äusserst wechselnde Gestalt und Anordnung, je nach dem verschiedenen Verhalten der Fibrillenbündel, darbieten
können, dass sie aber nicht besondere, nicht einmal vollständige Hüllen um die einzelnen Bündel bilden, sondern
mehr zwischen ihnen reihen- oder flächenweise zerstreut liegen und dabei oft in grosser Ausdehnung untereinander
netzförmig zusammenhängen, die Bündel in mannigfacher Weise umspinnend. Sobald aber, wie an manchen Stellen
der inneren Oberfläche der Dura und im Allgemeinen bei Cribrirung des Duragewebes, wie z. B. in der Regel
im vorderen Theil des Sicheis, einzelne Balken aus ihr sich auslösen und frei verlaufen, erhalten sie immer vollständige
Scheiden, welche aus zusammenhängenden Häutchenzellen gebaut sind.

Um die Verhältnisse beim Menschen mit denen bei Thieren zu vergleichen, haben wir auch einige Untersuchungen
in dieser Richtung ausgeführt. Besonders schien uns die Dura kleinerer Nagethiere dabei von Interesse,
weil man hier ohne Zerzupfung die Form und Verbreitung der Zellen sehr gut überblicken kann. An der Taf. XXII
Fig. 10, 11 haben wir diese Verhältnisse bei der Maus wiederzugeben versucht. Man sieht hier die Zellen zwischen
den Bündeln zerstreut liegen; sie haben im Allgemeinen eine geplattete, oft ziemlich viereckige Gestalt, zuweilen sind
sie etwas verzweigt, bieten ein recht protoplasmatisch.es Aussehen dar und umfassen oft einen Theil des Umkreises
der Bündel, nie aber ganz. Zuweilen liegen mehrere beisammen und können dann das Bündel etwas reichlicher
umfassen; nie sahen wir sie aber vollständige Scheiden um die Bündel bilden. Diese Zellen gehören nicht nur der
Umgebung der Blutgefässe an, sondern kommen überall in ziemlich gleicher Weise vor. Wir machen diese Bemerkung
, weil es uns scheint, als ob die von Waldeyer in der letzten Zeit aus der Nagethierdura erwähnten »peri-
vasculären)) Bindegewebszellen nichts Anderes als diese überall in der Dura befindlichen, d. h. eigentlichen Durazellen
sind. Um die Blutgefässe findet man schöne adventitielle hie und da ganz weit abstehende Scheiden von zusammenhängenden
Häutchenzellen gebildet; ferner sieht man hie und da grosse rundliche Pigmentzellen. Sonst haben
wir in der Umgebung der Gefässe keine eigenthümliche Zellen gefunden, nur wie erwähnt die dem ganzen Dura-
gewebe zukommenden, oben geschilderten, eigentlichen Durazellen.

Im Dura^ewebe kommen auch wie bekannt elastische Fasern vor. Sie sind aber in verschiedenen Gebenden
in sehr verschiedener Zahl vorhanden. In der Dura cerebralis findet sich im Allgemeinen nicht viel von solchen
Fasern. So besonders am Scheitelgewölbe, wo sie oft nur spärlich vorhanden sind. Etwas reichlicher kommen
sie an der Schädelbasis, z. B. der Fossa cerebelli vor. An Querschnitten sieht man sie hier in der Regel reihenweise
Key und Retzius. Studien in der Anatomie des Nervensystems. 41


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