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Beim Ochsen (Taf. XXVI Fig. 3) und beim Schafe trifft man indessen ein ganz anderes Gefäss-system. Hier sind
nämlich weder bei natürlicher noch bei künstlicher Injection etwaige eigentümliche, sackartig erweiterte Gefässe
zu sehen. Die langen schmalen Arterien (a) biegen durch schlingenförmige Capillaren (c) in ganz gewöhnliche Venen (v)
um, welche dann neben den Arterien ihren Weg nehmen. Durch Behandlung mit Silberlösung (wie an der angeführten
Fig. 3) sieht man sehr schön die Anordnung dieses ganzen Blutgefäss-systems, dessen Maschen weit und relativ
spärlich sind; die Endothelzeichnung in der Wand der Gefässe wird auch in diesen Bildern sehr zierlich. Kein
anderes Gefäss-system, keine Lymphgefässe u. s. w. treten durch Injectionen oder andere Methoden hervor. Auch
bei einigen Vögeln (Huhu, Gans) untersuchten wir die fraglichen Verhältnisse. Auch hier fanden sich nur erweiterte
Venen, keine ampullenartige Erweiterungen der Capillaren und keine Lymphgefässe; im Vorbeigehen mag erwähnt
werden, dass bei diesen Vögeln die Arterien oft eigentümliche Knäuel von dicht gedrängten Schlingen bilden.

Aus dieser Darstellung geht also hervor, dass beim Menschen und einigen Thieren die feineren Blutgefässe,
besonders die Capillaren und Venenwurzeln der Dura cerebralis eigentümlich gestaltet, d. h. mit merkwürdigen
Erweiterungen versehen sind, dass diese erweiterten Gefässe aber nicht blutlose Anhängsel der Blutgefässe sind,
sondern normalmässig immer Blut führen, dass sie also gar nicht zu den Lymphgefässen zu zählen sind und endlich,
dass wirkliche Lymphgefässe durch keine der angewandten Methoden dargestellt werden konnten. Bei anderen
Thieren sind die Blutgefässe der Dura gar nicht oder fast nicht eigenthümlich gestaltet, woneben keine andere
Gefässe in ihr wahrzunehmen sind.

Bei Besprechung der Einstichinjectionen wurde erwähnt, dass sich oft in dem Gewebe der Dura bei diesen
Injectionen eigenthümlich gestaltete Röhrensysteme füllen. Es schiesst nämlich die Injectionsflüssigkeit von der Einstichstelle
in stiftförmige Figuren aus, die einander parallel und nahe stehend sind (Taf. XXIV Fig. 3, 4, 5). Wenn,
wie es gewöhnlich geschieht, die Injection in mehrere Schichten der Dura eindringt, kreuzen die Röhrensysteme
der verschiedenen Schichten einander unter verschiedenen Winkeln in der Richtung der Fibrillen (Fig. 3, 4). Wenn
die Injection stark wird, stehen die Röhre so dicht gedrängt, dass man kaum das Duragewebe erblickt. Die Röhre
stimmen in ihrer Gestalt ganz mit den Bowman'schen »corncal tubes» überein. Jedes Rohr ist gewöhnlich ganz
gerade, scheint im Allgemeinen cylindrisch zu sein, wie an den Querschnitten besonders gut zu sehen ist (Fig. 6),
und endet spitz. Sie lösen sich oft (Fig. 5) in eine Anzahl feinerer, entweder dicht beisammenliegender oder von
einander sich trennender Röhrchen auf. Man sieht dann nur einen dünnen Streifen des Duragewebes zwischen den
einzelnen Röhrchen. Sie anastomosiren indessen nur mehr selten mit einander. Natürlicherweise muss die Gestalt
und Anordnung dieser Röhrensysteme eben durch den Bau der Dura, durch die Anordnung der Fibrillenbündel,
bedingt sein. Sic bieten mithin die Anordnung der Spaltensysteme in der Dura dar. Es entsteht nun die Frage, ob
diese Räume natürlich präformirt d. h. natürliche Bahnen sind. Das ist aber eine etwas zu schwierige Frage, um sie hier
endgültig zu beantworten. Zwar ist es mehr als wahrscheinlich, ja sogar notwendig, dass wirkliche Saftcanals}^steme
in der Dura vorkommen. Durch Injectionsmethoden sind indessen ausser den Blutgefässen diese die einzigen Canäle,
die dargestellt werden können; also ist es auch höchst wahrscheinlich dass diese Röhrensysteme die Safte anäle darstellen
. Für ihre natürliche Existenz spricht ferner in hohem Grade der Umstand, dass sie bei sehr gelinder Injection
der Blutgefässe streckenweise von ihnen aus sich füllen (Taf. XXIV Fig. 7). Bei Injectionen von dem subduralen
und den subarachnoidalen Räumen aus, in Zusammenhang mit der Injection der Arachnoidalzotten und der Blutgefässe
findet man sie oft stellenweise gefüllt, wobei sie teils bestimmt von den Blutgefässen aus injicirt wurden,
teils aber war unter anderen Verhältnissen möglicherweise auch die Masse von ihnen aus in die Blutgefässe eingedrungen
. Dies spricht also für das Vorhandensein von Stomata im Venenendothel, eine Thatsache, die wir aber
nicht direct wahrnehmen konnten.

Wie sind nun diese in der verschiedenen Weise injicirten Bahnen begrenzt, und wie verhalten sie sich zu den
die Dura zusammensetzenden Gewebstheilen? AVenn man an dünnen Lamellen der injicirten Dura die Zellenkerne
durch essigsaures Carmin färbt, sieht man bald, dass die injicirten Röhre den Zellenreihen folgen. Bei stärkerer Injection
werden diese letzteren sogar durch die Röhre ersetzt. Hie und da findet man Zellenkerne, welche dicht an
den Seiten der Röhre liegen.

Wenn man statt des Richardsonschen Blaues eine leichtflüssigere Masse anwendet, besonders die von Ludwig
eingeführte ausgezeichnete Masse aus Asphalt, welches in Chloroform gelöst ist, erhält man bei Stichinjection den schon
beschriebenen ähnliche Bilder. Nur läuft die Masse viel leichter und reichlicher in dem Duragewebe umher, ohne
Key und Retzius. Studien in der Anatomie des Nervensystems. 42


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