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Ö,i5 Mm. Länge. Die gewöhnliche Grösse ist ungefähr von 0,07 Mm. Länge und 0,05 Mm. Breite. Sie liegen im Bindegewebe
der Dura zerstreut, mit der Längsaxe den Durabündeln parallel. Die Durabündel biegen sich in schwachen
Krümmungen um die Lacuncn, diese also zwischen sich aufnehmend. Die canalförmigen Ausläufer der Lacunen kann
man zwischen den Bündeln mehr oder weniger weit verfolgen, bis sie zwischen denselben spitz enden. Zuweilen
sind diese Ausläufer aber nur kurz. Nachdem wir an der Innenseite der Lacunen einen bekleidenden Zcllcnbcleg
vergebens gesucht hatten, gelang es uns aber ein dünnes elastisches Häutchen an derselben zu finden (Fig. 9 a).
Dies Häutchen, welches eine Menge feiner Fasern enthält und deswegen am Querschnitt wie punktirt erscheint,
liee-t der Wand der Lacune so dicht an, dass es nur schwierig sich davon ablöst. Nach Eintrocknen und Wieder-
aufweichen der Dura gelingt dies indessen sehr oft; dabei bleibt an den Schnitten das Häutchen mehr oder weniger
von der Wand getrennt als eine rundliche, ovale oder sonst verschieden gestaltete Figur im Inneren der Lacune
liegen, gewöhnlich aber durch feine Fasern mit der Wand vereinigt (Fig. 7 6, 9 b). Nicht selten sieht man die Lacunen
von einem sehr eigenthümlichen Balkennetz durchzogen, welches mehr oder wenig reichlich sein kann.
Dies Netz (Fig. 8 A, B) besteht aus glänzenden Fasern, den elastischen sehr ähnlich, welche von der Lacunenwand,
oft mit verbreiterter Basis, ausgehen und sich im Inneren der Lacunen in verschiedener Weise verzweigen und
anastomosiren. Zuweilen sind diese Balken relativ grob, zuweilen und gewöhnlich aber fein; zuweilen so fein, dass
man sie bei stärkster Vergrösserung kaum wahrnehmen kann; an solchen feinen Fasern kommen oft kleine glänzende
Knoten vor. Zwischen den Häutchen und der Lacunenwand sieht man hie und da Zellenkerne. Das zwischen den
Lacunen befindliche Bindegewebe ist wie sonst gebaut und enthält zwischen seinen Bündeln die gewöhnlichen Zellenformen
und elastischen Fasern. Ausser den beschriebenen elastischen Balkennetzen enthalten die Lacunen nichts als
klare Flüssigkeit, besonders keine Gewebsbestandtheile; sie können deswegen möglicherweise als eine Art Behälter
des Gewebssaftes angesehen werden.
Wir haben manche Versuche gemacht, die Lacunen zu injiciren; dies gelang merkwürdigerweise fast nie. Wenn
wir durch Stichinjection das Röhren- oder Spaltensystem (Saftcanalsystem) der Dura in der Nähe der Lacunen füllten,
blieben dieselben von der Injectionsflüssigkeit unberührt und wenn wir mitten zwischen ihnen die Flüssigkeit einführten
oder sogar stärker einpressten, konnte in grosser Ausdehnung eine interfibrilläre Injection entstehen, ohne dass sie
davon in sich etwas aufnahmen. Sie lagen sogar als zerstreute oder reichlichere, helle, ampulläre Blasen mitten im
vollständig infiltrirten Duragewebe. Die Flüssigkeit umgab sie rings, von ihrem Lumen nur durch ein dünnes Häutchen
getrennt. Nur in einigen sehr seltenen Fällen war dieselbe wirklich mehr oder wenig in sie eingedrungen. Dies Verhalten
bei der Injection des Duragewebes spricht natürlicherweise im höchsten Grade gegen eine offene Verbindung
der Lacunen mit dem übrigen Saftcanalsystem der Dura. Als wir diese sonderbaren Gebilde zuerst fanden, hielten
wir es für möglich, dass sie etwaige Kunstproducte sein könnten, z. B. durch Eintreibung von Luft bei der Herausnahme
der Dura entstanden. Nach genauen Untersuchungen besonders an Osmiumpräparaten., überzeugten wir uns
indessen auf das Bestimmteste von ihrem normalen Vorhandensein. Luftblasen, welche so leicht kenntlich sind, findet
man in den Lacunen nicht. Die Lacunen kommen an mehreren Stellen der Dura vor, fast nur aber in der Nähe
der Sinus, und zwar in etwas wechselnder Anzahl. Bisher sahen wir sie nur beim Menschen. Aber nicht nur um
den Sinus longitudinalis sind sie vorhanden sondern auch um den Sinus transversus (Fig. 6, 9), wo sie reichlich
vorkommen können, und um den Sinus petrosus superior (Fig. 3, 5).
Betreffs der Verbreitung der in der Dura vorhandenen, von den Verfassern so vielfach besprochenen Nerven
und Nervenffeflechte haben wir nichts Neues zu berichten. Ihren feineren Bau untersuchten wir beim Hunde und
Kaninchen. Auch hier, in der fibrösen Dura eingeschlossen, sind sie von einem dünnen Perineurium umhüllt, das
sehr schöne Endothelzeichnung durch Silberlösung giebt und sich an jeder Theilung des Stämmchens theilt, wobei
oft die Scheide etwas weiter absteht. Eben an den Nerven der Hundedura fanden wir zum ersten Mal im Jahre 1869
die perineurale Endothelzeichnung (S. f. unten). Bezüglich der Endigungen dieser Nerven konnten wir nicht ins Klare
kommen. Beim Kaninchen begleiten die Nervengeflechtc gewöhnlich die grösseren Gefäss-stämmc. Einmal sahen
wir neben einem solchen eine Bildung, die einem kleinen Ganglion sehr ähnlich war.
An allen Stellen, wo Arachnoidalzotten vorkommen, ist die Dura in eigenthümlicher Weise cribrirt. In der
Taf. XXVII Fig. 2, 6, 7 haben wir diese Cribrirung wiederzugeben versucht. Es laufen hier dickere Balken in
kreuzenden Richtungen, zwischen sich Löcher frei lassend, durch welche die Zotten hineinschiessen. Ueber das nähere
Verhältniss der Dura zu diesen Zotten sowie ihren Uebergang an den Nervenwurzcln und ihren Antheil an der Zusammensetzung
der spinalen Ganglien wird hier unten in den betreffenden Capiteln berichtet werden.
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