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im hohen Alter häufiger, nach anhaltenden Congestionen gegen den Kopf am häufigsten und .grössten. Sie haben
die Grösse von Hirsenkörnern bis zu der einer Erbse; sind anfangs weiss und weich, späterhin gelblich oder graulich
und fester; sind sie grösser, so ragen sie durch die feste Hirnhaut, welche sie entweder ausdehnen oder auch durchbohren
, hervor in ihnen entsprechende Grübchen des Schädels, welche sie veranlassen, indess die Hirnhäute in ihrer
Nähe unter einander verwachsen sind.

Calmeil *) nennt die Pacchionischen Granulationen kurzweg »Vegetationen oder Granulationen der Pia mater»
oder andermals »fungöse Geschwülste», welche die Dura mater durchbohren und die innere Glastafel in bedeutender
Ausdehnung usuriren, nimmt aber nur diesen Grad der Entwickelung für die pathologische Deutung dieser Gebilde
in Anspruch. »Die Granulationen der Pia mater erwecken gewöhnlich nicht die Aufmerksamkeit; in gewissen Fällen
haben sie doch eine solche Entwickelung erhalten, dass man sie beachten muss.» »Die Vegetationen sind bald auf
beiden, bald nur auf einer Hemisphäre vorhanden.»

Andr^e 2) nimmt die Pacchionischen Granulationen summarisch als pathologische Producte der Pia mater in Anspruch
, und stellt sie den Verwachsungen der Pleuren zur Seite, welche von älteren Anatomen ja auch unter dem
Namen Ligamenta pleuras als normale Zustände hingestellt wurden; nach ihm ist ihr Vorkommen gar nicht constant.

Nach Cloquet 3) finden sich die Pacchionischen Granulationen weder bei Kindern, noch bei allen Individuen. Ihr
feinerer Bau und ihre Function sind nach ihm völlig unbekannt. Sie führen Gefässe, aber keine Nerven. In den
Sinus longitudinalis dringen sie oft ein, sind dann von der inneren Haut desselben bedeckt. Man bemerkt wenige
von ihnen am Torcular Herophili, mehr am occipitalen Theil der Sinus laterales. Im Sinus rectus findet man sie
zuweilen an der Mündung der Galen'schen Venen. In den übrigen Sinus fehlen sie. In der Pia mater trifft man
auch entsprechende Körperchen, besonders längs dem Sinus longitudinalis sup., um die cerebralen Venen. Hier sind
sie von der Arachnoidea umhüllt, und ihre Grösse wird beträchtlicher je näher sie dem Sinus stehen. Einige gehen
zwischen den Fibern der Dura, welche die Venen durchlassen, und sie stehen in etwaiger Weise in Verbindung mit
den Granulationen des Sinus. An der Basis des Gehirns und an den übrigen Sinus finden sich keine ähnliche Verhältnisse
. Auch die »innere» Pia mater trägt solche Granulationen, besonders an den Plexus chorioides, sogar des
viertes Ventrikels.

In Hildebrandt-Webers Handbuch 4) werden diese Bildungen in folgender Weise beschrieben. »Theils zwischen
den beiden Platten der harten Hirnhaut, theils auf ihrer auswendigen Platte, am obern Theile derselben, meist in
der Nähe der Sichel, liegen hie und da kleine Körperchen (Glandulae Pacchioni), an unbestimmten Stellen, von unbestimmter
Anzahl, welche von verschiedener Gestalt, meist rundlich, von verschiedener Grösse, theils weicher, theils
härtlicher, röthlich oder gelbbräunlich sind. Einige derselben liegen dicht zusammen. Die inwendige Fläche der
Hirnschale hat Grübchen, in denen sie liegen, so weit sie aus der harten Hirnhaut herausragen. Andere ähnliche
liegen an den Fortsetzungen der inwendigen Platte, welche die Sichel ausmachen. Der Nutzen dieser Körperchen
ist noch unbekannt. Einige haben sie mit Unrecht für Glandulae conglobata?, gehalten. Bei Kindern fehlen sie.»

Valentin 5) sagt von den Pacchionischen Körperchen: »Selten auf der äusseren, häufig aber auf der inneren Fläche
der harten Hirnhaut (sowie an manchen anderen Stellen, z. B. in der Nähe der Flocken, an den grossen Einschnitten
des grossen und des kleinen Gehirnes u. s. f.) liegen, oft vorzüglich beiderseits längs der Sichel, weissliche, gelbliche,
röthliche oder gelblichbraime, plattrundliche Körperchen, welche stets Producte krankhafter Ausschwitzung und keine
besonderen Lymphdrüsen zu seyn scheinen, bisweilen feinste Blutgefässe in sich haben, oft mit der Gefässhaut innig
verbunden sind, sich nicht selten Höhlungen in dem benachbarten Theile der harten Hirnhaut und selbst der Innenfläche
der Schädeldeckenknochen ausgraben, die erstere dann häufig durchbohren, mitunter auch sich in die Höhlung
des oberen Sichelblutleiters eindrängen und den Namen der Pacchionischen Drüsen (glandulae Pacchionii) führen.
Sie bestehen entweder aus Exsudatkörperchen oder, wenn sie älter sind, aus festen cylindrischen Exsudatfasern,
in welchem letzteren Falle sich ihre Bestandtheile oft als hirsenkorn-ähnliche Bläschen oder so geformte solide Körperchen
darstellen. Neben ihnen finden sich nicht selten andere krankhafte Exsudate.»

*) De la paralysie consideree chez lcs alienes. 1826. — Nach L. Meyer in Virchow's Archiv. Bd. 19.

2) Clinique medicale d. malad, d. l'enceph. — Nach L. Meyer in Virchow's Archiv. Bd. 19.

3) Traite d'Anatomie descriptive. Quatrieme edition. T. II. Paris 1828.

4) Handbuch der Anatomie des Menschen. 4:te Ausg. Bd. III. Braunschweig 1831.

5) Sömmerring's Hirn- und Nervenlehre, umgearbeitet von G. Valentin. Leipzig 1841, (4:te Bd. von Sömmerring's »Vom Baue
des menschlichen Körpers»).


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