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hohen Grad das Balkengerüst hier, mit den Verhältnissen im übrigen Opticusstamm verglichen, über das Nervengewebe
Uebergewicht genommen hat (Taf. XXXIV Fig. 13). Die Nervenbündel sind relativ schmal und von einander weit getrennt.
Das soeben beschriebene Balkengerüst der Lamina ist, wie oben erwähnt wurde, zwar eine Fortsetzung des Balkengerüstes
des übrigen Sehnervenstammes, es stammt aber hauptsächlich aus den bindegewebigen Theilen, welche die Lamina
nach aussen hin umgeben, sowie aus dem die Centralgefässe begleitenden Bindegewebe. Aus dem letzteren sieht
man also überall am Längs- und Querschnitt Balken zwischen den Nervenbündeln sich einsenken (Taf. XXXII Fig. 1).
Der Ursprung aus den umgebenden Gebilden ist etwas verwickelter. Am Fundus der Scheidenräume hört nämlich
die Piaischeide nicht auf; sie sendet zwar einen Theil ihres Gewebes nach aussen in die Sclera hinein, indem ihre
Bündel sich in mehrere auflösen, welche circuläre Bündel der Sclera zwischen sich aufnehmen. Ein anderer Theil
der Piaischeide setzt sich aber nach vorn fort, die unmittelbare äussere Begrenzung der Lamina, gewissermassen ihre
umhüllende Scheide, bildend. In dieser Weise geht sie bis zur Chorioidea fort und in dieselbe über, einen hellen Saum
hier darstellend (Taf. XXXII Fig. 1; Taf. XXXIII Fig. 7), um erst dann an der vorderen Fläche der Chorioidea vollständig
in derselben sich zu verlieren. Sie bildet indessen keine ganz absperrende Barriere. Denn, ausser den aus ihr
selbst entspringenden Balken der Lamina cribrosa, lässt sie eine grosse Anzahl von Balken der Sclera hindurch.
Sowohl am Längs- wie am Querschnitt sieht man diese Balken aus der Sclera durch die Piaischeide dringen, um sich
als Balken der Lamina auszubreiten und zu zertheilen; die hintersten senken sich gewöhnlich etwas nach hinten,
die mittleren gehen gerade quer über die Opticusaxe, die vorderen steigen von der vorderen Ecke der Sclera nach
vorn hervor, leise convexe Bogen zwischen den Nervenbündeln bildend. Aber auch aus der Chorioidea findet man
hie und da einzelne Balken in die Lamina eindringend (Taf. XXXII Fig. 1). Diese letzteren Balken sind indessen
feiner und dünner, und wie schon oben bemerkt wurde, sind im Allgemeinen die Balken der chorioidalen Lamina
feiner als die scleralen. Ungefähr in der Ebene der vorderen Grenze der Chorioidea hört nun aber, nicht so scharf
als hinten, die Lamina auf, indem ihre Balken verschwinden. Diese vordere Grenze der Lamina ist ziemlich gerade,
öfters zeigt sie doch eine leise Steigung nach der Mitte, d. h. nach den Centralgefässen zu. Oft bildet deswegen
diese vordere Grenze einen von dem vorderen Niveau der Chorioidea sich erhebenden, nach vorn convexen Bogen.
Die jetzt geschilderte Beschaffenheit des Balkengerüstes der Lamina cribrosa betrifft den Menschen. Bei Thieren ist
es in mehrfacher Beziehung etwas verschieden. Abgesehen von den Thieren (Frosch, Kaninchen u. A.), wo sie ganz
fehlt oder auch nur sehr rudimentär ausgebildet ist, wird sie bei anderen Thieren in der Weise gebildet, dass die
Balken von der Chorioidea in bedeutender Menge einströmen, so z. B. beim Hund (Taf. XXXIII Fig. 10); beim Schaf
wird sie sogar fast überwiegend durch die Chorioidea gebildet. Oft folgen dann den Balken mehr oder weniger
Pigmentzellen in die Lamina hinein; so beim Hund und in grosser Ausdehnung beim Schaf. Beim Schaf findet man
oft auch am Längsschnitt einen von Pigment begleiteten Balkenstreifen schief nach vorn und innen in die Papilla
optici hinein ziehend; eine ähnliche Bildung kam hier und da auch bei anderen Thieren (Hunde) vor.

Wenn man nun den feineren Bau der Balken der Lamina näher verfolgt, findet man (s. z. B. am Querschnitt),
dass sie aus einzelnen steifen Faserzügen zusammengesetzt sind, welche in verschiedenen Richtungen verlaufen, sich
mit einander in mannigfacher Weise verflechtend, hier und da die Nervenbündel durch feinere Abzweigungen in klei
nere secundäre Bündel zerspaltend (Taf. XXXIV Fig. 13, 14).

Ausser den beschriebenen Bestandteilen der Lamina cribrosa kommt aber nun auch eine Menge von Zellenelementen
in ihr vor, welche nach Carminfärbung oder nach Osmiumbehandlung deutlich hervortreten. Es ist in
der That keine leichte Aufgabe die Anordnung und die eigentliche Natur derselben auszufinden. Im Allgemeinen
erkennt man indessen ohne Schwierigkeit, dass diese Zellen eine unmittelbare Fortsetzung der oben beschriebenen
Zellen des Opticusstammes darstellen. Am Anfang der Lamina sieht man auch leicht, dass sie denselben Character
behalten. Durch die veränderte Beschaffenheit der bindegewebigen Balken wird aber die Anordnung der Zellen etwas
verschieden. Am Längsschnitt findet man sie in den Spaltenräumen zwischen den Nervenbündeln und meist nach
der Quere gerichtet liegend. Sie haften gewöhnlich den Balken ziemlich innig an; um ihre Kerne findet sich eine
Protoplasmazone, welche flächenhaft verbreitert den Balken anschmiegt und mit ihren geplatteten Ausläufern theils
denselben folgt, theils auch frei die Spaltenräume durchspinnt, ein intricates Netzwerk mit darin befindlichen, in verschiedenen
Richtungen verlaufenden Löchern und Canälen bildend. Dieses durchlöcherte körnig-protoplasmatische
Gewebe bedeckt die Oberfläche der Nervenbündel (Taf. XXXIV Fig. 8, 10, 11, 12), es streckt sich aber auch zusammen
mit feinen fadenartigen Zellenausläufern in das Innere derselben hinein, zwischen den feinen Nervenfasernbündelchen
ein feines Netzwerk von feinkörnigem Gewebe bildend. Ob indessen alles dies körnige Gewebe von Ausläufern


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