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feinen Neurilem bedeckt, Zuweilen gelingt es, eine Fortsetzung dieser Substanz von den Strängchen der hinteren
Nervenwurzeln bis auf die Oberfläche der Spinalganglien zu verfolgen. Wahrscheinlich sei die von Remak früher
beschriebene Epitheliumschicht zwischen Neurilem und Primitivröhren der Nervensträngchen eine Fortsetzung dieser
glashellen Substanz, welche aus kernhaltigen Zellen mit und ohne Fortsätze und aus zarten, mit Kernen versehenen,
durch Essigsäure sich nicht verändernden Fasern besteht.
Nach Kölliker *) erhalten die Wurzeln der Rückenmarksnerven eine zarte Bekleidung von der Pia mater,
setzen sich converdrend durch den Subarachnoidalraum fort und durchbohren dann, jede für sich, auch die Arachnoidea
und Dura mater, welche letztere ihnen eine festere Hülle abgiebt. Das von der Pia abstammende und wie diese
gebaute Neurilem der Nervenwurzeln bildet sowohl eine äussere Hülle um dieselben wie innere Scheidewände um
die einzelnen Nervenbündel.
Luschka 2) hebt hervor, dass die Arachnoidea cerebralis sich nicht da einfach umschlägt, wo die Nervenwurzeln
die Dura mater verlassen; im Gegentheil entsendet sie mit jedem austretenden Gehirnnerven eine scheidenförmige
Umhüllung, welche zusammen mit den entsprechenden Scheiden der Dura und Pia mater den Anfang zur Bildung
eines Neurilems darstellt. Auch am Rückenmark geht nur ein geringer Theil der Arachnoidea, vorwiegend die oberste
Schicht, auf die Innenfläche der Dura über, während die übrige Haut scheidenartige Fortsätze für die Nerven nach
aussen hin sendet.
Sobald die Nervenfasern der cerebrospinalen Nerven zu den Wurzeln zusammentreten, werden sie nach Sitakpey 3)
zu Bündeln vereinigt, von denen jedes von einer Scheide des Neurilems bekleidet wird. Diese Bekleidung wird
im Allgemeinen als eine Verlängerung der Pia mater betrachtet, und in der That finde man an verschiedenen
Nervenwurzeln sehr deutlich ihre Verbindung mit dieser Membran. Die Nervenwurzeln laufen unterhalb der Arachnoidea
und durchbohren dieselbe nicht beim Austritt aus der cranio-vertebralen Höhle; denn die viscerale Lamelle
der Arachnoidea setzt sich am Nerven fort und umgiebt ihn lose bis zur Austrittsöffnung in der Dura mater, um
dann den Nerven zu verlassen, auf die innere Fläche der letzteren Haut zu verlaufen und in die parietale
Lamelle der Arachnoidea überzugehen. Die Dura mater begleitet aber durch die Bcincanäle die Nerven hindurch
und geht in ihre äussere Scheide über; diese Scheide behält aber nicht lange die dichte fibröse Beschaffenheit der Dura.
Nach Hyrtl 4) lässt es sich durch den Scalpell nachweisen, dass jene scheidenartigen Fortsätze der Arachnoidea,
welche die Gehirnnerven begleiten, an den betreffenden Austrittslöchern dieser Nerven blind endigen. Die Arachnoidea
setze sich demnach auch nicht auf die Innenfläche der Dura fort.
Nach Frommann 5) erhalten die Nervenwurzeln bei ihrem Austritt aus dem Rückenmark von der Pia sowohl
eine Hülle, welche sie als Ganzes bekleidet, als Fasern, welche sich zwischen die einzelnen Nervenfasern einschieben
und sie von einander sondern. An Querschnitten derselben sieht man von der queren Lage der Pia einen
Theil ihrer Fasern sich abzweigen, der sich dem abtretenden Wurzelstamm als äussere Bekleidung anlegt und zahlreiche
Reiser nach innen schickt, Ein anderer Theil durchsetzt die Wurzel, selten in gerader Richtung, meist in
einem nach aussen convexen Bogen und spaltet sich in mehrere Faserbündelchen, von denen eine grosse Anzahl
feiner Aeste sich abzweigen, die nach aussen und innen, namentlich aber nach aussen zwischen den Nervenfasern
weiter verlaufen. Der Rest der Fasern löst sich zu einem Netzwerk auf, das quer den Wurzelstamm durchsetzt,
Die kleineren der vorderen WTurzelstämmchen lassen in der Regel keine Durchbrechung seitens der Piafasern
erkennen. Diese streifen nur vorbei und geben Bündel zur äusseren Hülle, von der Fasern nach innen treten.
Die äussere Hülle wird ferner durch Fasern aus der longitudinalen Schicht der Pia verstärkt,
Nach der Darstellung in' Quain's Anatomie 6) werden die cerebralen und spinalen Nerven, wenn sie zu ihren
Austrittsöffnun2:en innerhalb der Dura mater treten, lose von tubulären Scheiden der Arachnoidea umgeben, welche
längs jedem Nerven vom visceralen zum parietalen Blatt sich erstrecken. Die Pia mater geht dagegen an den Nervenwurzeln
, sowohl am Rückenmark als am Gehirn, in das Neurilem über.
T) Mikroskopische Anatomie oder Gewebelehre des Menschen. Bd II. 1850.
2) Die Adergeflechte des menschlichen Gehirns. Berlin 1855.
3) Elements of Anatomy by J. Quain. Sixth Edition. Vol. I. London 1856.
4) Lehrbuch der Anatomie des Menschen. Achte Aufläse. Wien 18G3.
'•) Untersuchungen über die normale und pathologische Anatomie des Rückenmarks. Jena 1804.
6) Quain's. Anatomy. Sevcnth edition. Edited by Sharpey, Thomson and Cleland. P. II. London 1866.
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