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mit ihrer Bindegewebsscheide in den Stromamaschen liegen)), dass also die an isolirten Elementen vorhandenen bindegewebigen
Hüllen keine künstlich abgelöste Schicht des Stroma sind. Sogenannte blasse Nervenfasern traf er nie
in diesen Ganglien; die Nervenröhren zeigten »stets dunkle Doppelränder und bestanden, wie alle andern ähnlich
aussehenden, aus Axencylinder, Markinhalt und bindegewebiger, gekernter Scheide (Neurilemm). Einer innern Primitivscheide
(Schwann) entbehren sie)). Im Durchmesser fand er viele Variationen. Dagegen fehlten hier die von ihm
im Sympathicus beschriebenen Uebergangsfasern. An den Nervenzellen ist die Kapsel eine »bindegewebige, con-
centrisch geschichtete und enthält ovale Kerne oft in ziemlicher Zahl)). Ein Plattenepithel auf der Innenseite der
Kapsel fand er nie; dagegen sah er gegen den Fortsatz der Zelle hin längs des Protoplasmarandes eigenthümliche
Gebilde von der Grösse, aber nicht von dem Glanz der Kapselkerne »ohne einen Saum, der als Zellsubstanz hätte
gedeutet werden müssen». Ihre Form war meist eckig, ihre Zahl wechselnd, ein bis zwölf. »Ob ich es hier vielleicht
doch mit einem Analogen des Fräntzelschen Epithels zu thun hatte, weiss ich nicht». Er nennt sie »Polarkerne».
In frischem Zustande untersucht, erscheint die Zellsubstanz glänzend, undurchsichtig und homogen; nach wenigen
Minuten nimmt der Glanz ab, die Homogenität schwindet, Alles wird durchsichtiger; das Pigment sammelt sich zu
einem Haufen gelber Körner, während die Substanz ein sehr fein granulirtes Ansehen bekömmt. Der Kern ist gewöhnlich
einzeln, selten doppelt vorhanden; ein Mal sah er drei Kerne in einer Zelle. Für die Bläschennatur des
Kerns und das Vorhandensein einer Membran an demselben spräche sein Verhalten gegen Goldchlorid. Stera-
zeichmingen im Kern, Fortsätze des Nucleolus konnte er nicht sicher nachweisen. Betreffs der Fortsätze der Zellen
spricht er sich dahin aus, class die Spinalganglienkörper entschieden unipolar seien; nie sah er oppositipole oder
überhaupt Zellen mit zwei Fortsätzen. Der Fortsatz ist immer eine clunkclrandige Nervenröhre. Einige Mal sah er
den Axencylinder dieser Nervenfaser durch die Zelle hindurch zum Kern vordringen. Ob hier eine wirkliche Endigung
im Kern oder bloss eine Einstülpung des Protoplasma vorlag, konnte er nicht entscheiden. Sehr selten erschien es
ihm so, als ob der Axencylinder sich am Zellenrand verästelte. Von apolaren Zellen erkannte er eine Art, die »den
Eindruck von verkümmerten oder noch unentwickelten Elementen machen»; sie finden sich fast immer einzeln den
unipolaren Zellen beigegeben, und zwar in der Weise, dass sie in deren Kapsel Platz nehmen ; er nennt sie »Beizellen».
Die Zellen der spinalen Ganglien sind nach Max Schültze x) von dichtem faserigen Bindegewebe umhüllt;
»jede Zelle liegt ferner in einer Art Kapsel von kernhaltigem Bindegewebe, innerhalb welcher sie sich bei Anwendung
stärker erhärtend wirkender Flüssigkeiten zusammenzieht». Diese kernhaltige Kapsel ist die Fortsetzung der
Schwannsehen Scheide. Die meisten Zellen sind unipolar; an einzelnen findet man aber mehrere Fortsätze, die indessen
nicht so entgegengesetzt polar sind wie bei Fischen, wo sie als Verdickungen der Axencylinder in Erweiterungen
der Schwannschen oder sogar der Myelinscheide der Nervenfasern liegen; an den Zellen des Acusticus fehlt die
Schwannsche Scheide. Eine fibrilläre Structur ist an den Zellen vorhanden.
Nach Henle und Merkel 2) liegen die Nervenzellen der Spinalganglien frei in Hohlräumen, deren Wand zahlreiche
, in Form und Grösse den Körnern des Gehirns ähnliche Körperchen enthält. Durch Versilberung erhielten
Henle und Merkel gleiche Resultate wie Fraentzel und sahen in der Profilansicht der Ganglienzellenscheiden die
über das Niveau der Wand vorspringenden Kerne von einem zarten, der Zellensubstanz entsprechenden Saume überzogen
. Doch meinten sie auch freie Kerne zwischen der Nervenzelle und der Wand des Hohlraums wahrgenommen
zu haben; die Kerne lägen in vielen dieser Scheiden zu unregelmässig, um überall für Kerne eines Pflasterepithelium
gelten zu können. Sie fanden sich im Ganzen veranlasst anzunehmen, »dass die die Nervenzellen der Ganglien
trennenden Scheidewände, neben den gestreckten Kernen der Nervenfasern und Capillargefässe, kuglige Kerne (Körner)
enthalten, die sich in gewissen Fällen zu einem Epithelium entwickeln».
Bidder 3) untersuchte die Spinalganglien, besonders der Cervicalnerven, auch das Ganglion Gasseri beim
Kaninchen, um die Zahl der Kerne in den Ganglienzellen derselben zu prüfen. Eine zweifellos zweikernige Zelle
traf er hier nur selten; die Kernkörperchen waren aber auch in den einfachen Kernen häufig mehrfach vorhanden.
Er giebt ferner an, in den cerebrospinalen Ganglien bei wiederholter Untersuchung öfters bipolare Zellen gefunden
zu haben, und zwar gingen die beiden Fortsätze in entschieden entgegengesetzter Richtung ab. »Aber auch wo sie
dicht neben einander von der Zelle abgehen und nach einer Seite gerichtet erscheinen, ist damit ihr weiterer
Fortgang in entgegengesetzter Richtung keineswegs widergelegt».
J) Strickers Handbuch der Lehre von den Geweben. Bd I. 1868—1871.
2) Zeitschrift für rationelle Medicin. 3. Reihe. Bd 34. 1808.
8) Archiv für Anatomie, Physiologie und wissenschaftliche Medicin. 1869.
Key und Retzius. Studien in der Anatomie des Nervensystems. 6
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