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sehr bald bemerkbaren Fortsätzen noch eine Anzahl feinerer aussenden)); letztere sind sehr blass und zerreissen leicht,
sie kommen deswegen nur ausnahmsweise zur Wahrnehmung. Diese feineren Fortsätze sind nach Arndts Anschauung
die Fasern, welche eine Verbindung mit anderen Körpern herstellen und damit den Commissurenfasern entsprechen,
welche Courvoisier bei den sympathischen Ganglienkörpern beschrieben hat. Derartige Bilder sind jedoch seltener
zu sehen. Dagegen findet man zwei Fortsätze an den Körpern sehr häufig und an intacten immer. Eine ganz
klar ausgesprochene Bipolarität hält Arndt somit bei allen Thierklassen für ausgemacht; und für beinahe ebenso^
unzweifelhaft, dass auch einige der Ganglienkörper multipolar sind. Ob es hier aber wirklich unipolare Ganglienkörper
giebt, lässt er dahin gestellt. »In seiner Kapsel erhalten, lässt aber fast jeder wohl entwickelte Körper
wenigstens zwei Fortsätze erkennen». Die beiden Hauptfortsätze »entspringen für gewöhnlich sehr nahe bei einander,
aber nicht vom Rande des Körpers, wie so häufig angegeben wird, sondern von einer seiner Flächen» und zwar
aus der Nähe des Kernes. Bald tritt jeder Fortsatz für sich ab, in eine von der Kapsel stammende Scheide eingeschlossen
. Bald treten die beiden Fortsätze dicht an einander liegend von dem Körper ab, wobei entweder jeder
seine eigene Scheide besitzt, oder beide in einer gemeinschaftlichen Scheide nebeneinander abziehen. Die Scheide
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der Fortsätze trägt immer den Charakter der betreffenden Kapsel, ist also entweder mehr fibrös, oder besteht mehr
aus embryonalen Zellen. Ob die feinen Fortsätze auch Scheiden haben, konnte Arndt nicht entscheiden. Zuweilen,
aber nur selten, geht der eine Fortsatz in einem Bogen von dem anderen und in einer anderen Richtung ab. »Die
spinalen Ganglienkörper dürften der Regel nach nur aus einer einzigen Zelle sich entwickeln»; doch kommt es vor,
dass auch sie aus mehreren Zellen entstanden sind (S. unten Arndts Ansichten betreffs der sympathischen Ganglienkörper
). Wenn unipolare Körper vorkommen, sind sie nicht zu normalen entwickelt. So auch die zuweilen vorhandenen
»Doppelkörper», bei welchen an jedem nur ein Fortsatz sich findet; ob aber letztere Körper sich je mit
Nervenfasern verbinden, muss eine offene Frage bleiben. Apolare Ganglienkörper kommen vor; sie sind klein,
rundlich, liegen in sehr kernreichen Hüllen und sind im Ganzen als eine Bildungshemmung, eine Verkümmerung
zu betrachten. Dann kommen aber auch »leere Schläuche ohne all und jeden Inhalt» vor, wahrscheinlich durch
Zerstörung der Ganglienkörper leer geworden. Die Fortsätze der bipolaren Ganglienkörper sind entweder beide
markhaltig oder beide marklos oder der eine markhaltig, der andere marklos.
Die Substanz der Spinalganglienkörper ist im Ganzen der der sympathischen Körper gleich (S. das Capitel
über letztere); da aber die spinalen einfache Körper darstellen, sind sie nur aus den kleinen sphäroiden Körpern gebildet;
Arndt sah bei ihnen niemals etwas von den Ellipsoiden, welche nach ihm bei den sympathischen die Lateralsubstanz
bilden. Die Substanz der Spinalganglienkörper besteht also aus kleinen, weisslich glänzenden, sphäroiden Körperchen,
welche durch eine matt grauliehe, elastisch dehnbare Substanz untereinander verbunden sind und in ihrem Inneren
einen zerklüfteten Hohlraum enthalten, der von einem dunkeln Kügelchen differenter Substanz eingenommen wird.
Die sphäroiden Körperchen, welche Arndt nunmehr »Elementarkügelchen» nennt, liegen gewissermassen eingebettet
in ein Protoplasma, und als optischen Ausdruck bekommt man ein feines grauliches Netzwerk zu sehen, das die
lichte, aber von dunkeln, gewimperten Körperchen durchsetzte Substanz nach allen Richtungen durchzieht. Die
Kügelchen liegen aber in diesem Protoplasma zu Gruppen vereinigt. Drei, vier, sechs und noch mehr der letzteren
sind ausserdem von einem besonderen Protoplasmamantel umgeben. Nur nach den Fortsätzen hin und um den Kern
herum zeigen die Kügelchen eine mehr gleichmässige Lagerung und lassen Reihenbildungen erkennen. In der Nähe
des Kerns sind die letzteren sehr scharfe Kurven. Pigment fand er nur in den Ganglienkörpern des Menschen und
Kaninchens; es besteht das eine Mal mehr aus gelblichen Kügelchen, das andere Mal mehr aus unregelmässigen
vielfach verbogenen, wie geschrumpften Schollen. Es liegt unter allen Urnständen am Uebergange der Einstrahlung
der Ganglienkörperfortsätze in das netzförmige (reticuläre) Protoplasma des Körpers selbst, also in der Nähe
des Kerns. Im Allgemeinen ist nur ein Kern, selten sind deren zwei oder gar drei vorhanden. Die Kerne liegen
wohl immer excentrisch, sie sind ausserordentlich dünn und flach und bei scharfer Einstellung einfach contourirt;
ihre Substanz scheint im Allgemeinen solid zu sein; beim Menschen und bei der Taube Hess sie hin und wieder
die radiäre Anordnung ihrer Elementarbestandtheile erkennen. Jeder Kern hat ein Kernkörperchen; viele haben
aber auch deren mehrere. Wo zwei Kerne vorhanden sind, meint Arndt, dass diese Ganglienkörper aus zwei Bildungszellen
hervorgegangen sind. Betreffs der Polarkerne Courvoisiers äussert er, zwischen denselben und unzweifelhaften
Kapselkcrnen wesentliche Unterschiede nicht feststellen zu können.
»Die spinalen Ganglienkörper» sagt Arndt ( »erscheinen sonach den sympathischen gegenüber als verhältniss-
mässig einfache Körper. Während diese der Regel nach aus Zellencomplexen hervorgegangen und auch Zellen-
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