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ganglienzellen vom Frosch, dass sie in frischem Zustande nie homogen erscheinen, sondern stets eine feine mole-
culäre Trübung zeigen, welche auf eine netzförmige Anordnung zurückzuführen ist; die Knotenpunkte der feinen
Netzfäden imponiren bei flüchtiger Betrachtung als Körnchen.
Wenn man also die verschiedenen Ansichten über die Substanz der Spinalganglienzellcn zusammenzufassen
sucht, findet man, dass die meisten Forscher sie als mehr oder weniger feinkörnig beschreiben, als aus einer
entweder zähen oder flüssigen, homogenen Grundmasse mit eingebetteten Körnern bestehend. Diese Körner oder
Kügelchen werden von Arndt eingehender und zwar als von eigenthümlicher Gestalt und Anordnung dargestellt.
Einige Flistologen sehen nun aber die Körnchen als Knotenpuncte feiner Netzfäden an. Von Anderen werden sie
als postmortale Bildungen betrachtet, indem sie im frischen Zustande nicht vorhanden sein, sondern mehr oder
weniger lange Zeit nach dem Tode erscheinen sollen. Ausserdem sahen Einige in ihr eine innere, von Körnchen
nicht eingenommene Zone.
Innerhalb dieser in der einen oder anderen Weise aufgefassten Substanz beschreiben die Forscher erstens
den Kern, dann aber auch oft einen Pigmenthaufen als eingebettet. Das Pigment wurde schon früh von Valentin
erwähnt. Volkmann sah beim Frosch einen Farbstoff, welcher aus lauter Pünktchen und überaus feinen Kügelchen
zu bestehen schien. PIenle fand häufig eine Stelle der Oberfläche durch körniges Pigment auffallend gelb oder
röthlich gefärbt; beim Frosch war dies immer der Fall. Von einigen Verfassern wird aber dies Pigment nicht erwähnt,
von anderen als constanter Bestandtheil der Zellen beschrieben. So z. B. bespricht Kölliker in ihnen eine fast ohne
Ausnahme in der Nähe des Kernes liegende und im Alter zunehmende Ansammlung von gelben oder gelbbraunen
grösseren Pigmentkörnern. Endlich äussert Arndt, dass er Pigment nur in den Ganglienkörpern des Menschen und
Kaninchens gefunden habe; es besteht das eine Mal mehr aus gelblichen Kügelchen, das andere Mal mehr aus regelmässigen
, vielfach verbogenen, wie geschrumpften Schollen und liegt immer am Uebergange der Einstrahlung der
Ganglienkörperfortsätze in das Protoplasma des Körpers, also in der Nähe des Kerns.
Der Kern der Ganglienzellen, dessen zuerst von Valentin erwähnt ist, wurde im Allgemeinen als eine bläschenförmige
, runde oder ovale, scharf begrenzte Bildung dargestellt. Purkinje beschrieb an ihm eine Hülle. Henle sah
zuweilen statt eines Kerns zwei solche Gebilde. Darauf beschrieb Harless an den Ganglienkugeln der Lobi electrici
der Zitterrochen Ausläufer vom Kern; er sah nämlich einen Zusammenhang des letzteren mit den eintretenden Nervenfasern
. An den Ganglienzellen der spinalen (und sympathischen) Ganglien vom Frosch gelang es dann Lieberküehn
zuweilen die Nervenfasern sogar in den Kern eintreten zu sehen, wobei dieser einer Anschwellung der Faser ähnelte.
Kölliker sah den Kern aber nur als ein meist sehr klar hervortretendes kugelrundes Bläschen mit deutlicher Wand
und ganz hellem, flüssigem Inhalt. Axmann liess hingegen die helle Scheibe oder den Kern in den Axencylinder
übergehen. Gerlach konnte sich von einem solchen Zusammenhang nicht überzeugen. Stelling sah das Parenchym
des Kerns aus seinen Elementarröhrchen gebildet. G. Wagener bestätigte wieder die Lieberkühnschen Angaben,
indem er vom Kern eine Röhre sich in die Nervenfaser fortsetzen sah. Frommann fand auch vom Kern ausgehende
Fortsätze, die röhrige Verlängerungen desselben bildeten; ausserdem sah er im Inneren des Kernes eine Anzahl
feiner Fäserchen, welche verschieden weit hinaus zu verfolgen waren. Nach Polaillon ist der Kern im Allgemeinen
sphärisch und besitzt eine Membran und einen körnigen Inhalt. Fraentzel konnte wieder nicht selten die Nervenfaser
bis zum Kern, aber nie weiter verfolgen. Courvoisier fand den Kern gewöhnlich einzeln, selten doppelt oder
zu dreien vorhanden; für die Bläschennatur desselben und die Existenz einer Membran an ihm spräche sein Verhalten
gegen Reagenzien; Sternzeichnungen im Kern konnte er nicht sicher nachweisen, er sah aber einige Mal
den Axencylinder zum Kern vordringen, ob aber auf Grund einer wirklichen Endigungsweise oder nur einer Einstülpung
des Protoplasma konnte er nicht entscheiden. Schwalbe sah keinen directen Zusammenhang zwischen
Kern und Nervenfaser. Biddee traf in den Zellen des Ganglion Gasseri nur selten zweifellos zwei Kerne. Auch
Stieda konnte von einem' Zusammenhang der Nervenfaser mit dein Kern nichts sehen. Im Allgemeinen ist nach
Arndt nur ein Kern, selten zwei oder drei vorhanden; sie liegen excentrisch, sind ausserordentlich dünn und flach,
bei scharfer Einstellung einfach contourirt; ihre Substanz scheint solid zu sein; beim Menschen und bei der Taube
liess sie hie und da die radiäre Anordnung ihrer Elementarbestandtheile erkennen. Fäden sah er aber nie den Kern
durchsetzen. Schwalbe fand bei den Ganglienzellen des Ganglion Gasseri vom Kaninchen und den Spinalganglien
des Frosches keine Membran am Kerne und keine wandständige Kernkörperchen wie in den Zellen der Ganglicn-
zellenschicht der Retina.
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