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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1876-2/0044
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Die Zellen Substanz, welche ohne Reagenzien, 12—24 Stunden nach dem Tode untersucht, ein matt glänzendes,
schwach körniges Aussehen hat und von festweicher zäher Beschaffenheit ist, zeigt nach Behandlung mit den verschiedenen
Reagenzien, besonders mit Ueberosmiumsäure und chromsaurem Kali, ihre Zusammensetzung aus Körnchen
deutlicher. Man sieht dann, vorzugsweise an dünnen Randpartien und abgerissenen Theilen, dass die kleinen rundlichen
oder ovalen Körnchen in sehr reichlicher Zahl in eine homogene helle Substanz eingebettet liegen. Diese
Körnchen sind stark lichtbrechend und geben, besonders wenn nicht scharf in den Focus eingestellt, undeutliche,
kreisförmige Zeichnungen in ihrer Peripherie. Durch solche optische Täuschungen erscheint es, als ob sie in ihrem
Inneren einen dunkleren Körper enthalten und, weil die Körnchen so dicht an und über einander liegen, hat es
den Anschein, als ob von ihrem Rande Ausläufer ausgehen; bei scharfer Einstellung sahen wir aber mit den stärksten
uns zugänglichen Vergrösserungen nie einen solchen Bau der Körnchen. Wir können uns deswegen der Arndtschen
Darstellung nicht anschliessen. Ebenso wenig sehen wir, wie einige Forscher, in diesen Körnchen nur optische Durchschnitte
von Fäden, welche die Zellensubstanz in den verschiedensten Richtungen durchziehen sollen; hie und da
scheint es zwar, besonders nach gewissen Behandlungsmethoden, als ob die Körnchen zu Reihen angeordnet seien;
ob dies die Folge einer wirklichen Anordnung ist, lassen wir dahin gestellt, umsomehr als man in den meisten Fällen
nichts davon sieht und es von einer Täuschung herrühren kann. Nach Erhärtung in Chromsäurelösungen und dergl.
sieht man, wie bekannt, oft in der Substanz concentrische Streifen, welche zuweilen auf entsprechende Structur-
verhältnisse gedeutet worden sind. Unserer Ansicht nach sind aber in den Spinalganglien des Menschen diese Streifen
nur scheinbar oder durch die Reagenzien (Schrumpfung und dergl.) enstandene Kunstproducte. Eine andere Frage
ist aber die, ob sonstige Verschiedenheiten in der Anordnung, der Beschaffenheit oder Grösse der Körnchen vorhanden
sind. Bei genauem Betrachten der fraglichen Substanz und einer gewissen Einstellung fallen einige Körnchen
durch einen schärferen dunkleren Glanz auf, während die übrigen heller und undeutlicher hervortreten. Bei veränderter
Einstellung des Mikroskops ändert sich das Aussehen jener Körnchen, indem sie das der letzteren annehmen,
während einige von diesen wiederum den Charakter jener bekommen. Es erhellt also aus dieser Beobachtung, dass
die scharf und dunkel hervortretenden Körnchen die genauer in den Focus eingestellten, die hellen, schwach und
undeutlich aussehenden dagegen die weiter vom Focus abliegenden sind. Eine wirkliche Verschiedenheit an Grösse
oder sonstiger Beschaffenheit konnten wir nicht feststellen. Sie sind so klein, dass sie an der Grenze der Messbar-
keit stehen. Auch in Betreff der Anordnung beobachteten wir nie wirkliche Verschiedenheiten unter den Körnchen.
Immer schienen uns dieselben, obwohl sehr reichlich, so doch ziemlich regelmässig und in gleicher AVeise in der
homogenen Substanz zerstreut; sie waren in der Mitte nicht reichlicher als am Rande vorhanden; ebenso wenig fand
sich am letzteren eine Verdichtungsschicht u. s. w. Natürlicherweise schliessen wir uns ganz der nunmehr allgemein
angenommenen Ansicht an, dass keine Zellenmembran die Gangiienzellensubstanz umgiebt und sie nach aussen hin
abschliesst; die Bilder, welche durch eine Doppelcontour auf eine solche Membran hindeuten könnten, sind nur die
Folge einer optischen Täuschung; es ist jene glänzende, breite, nicht scharfe Contour, die man immer an der Wölbung
einer stärker brechenden gerundeten Substanz findet. Eine wirkliche Farbe kann man an den beschriebenen
Körnchen ebenso wenig wie an der homogenen Zwischensubstanz erkennen. Die Körnchen können zwar etwas,
wenn auch nur sehr schwach gelblich erscheinen, doch möchte dies nicht von einer wirklichen Farbe herrühren.
Durch Ueberosmiumsäure werden die Körnchen, sowie, obwohl schwächer, die Zwischensubstanz etwas dunkler;
jene sind aber keineswegs Fettkörnchen; dagegen spricht ihre ganze Beschaffenheit und ausserdem ihr Verhalten
gegen Chloroform und Aether, durch welche sie nicht aufgelöst werden. Durch rothes Anilin wird die ganze Zellensubstanz
mehr oder weniger stark roth gefärbt; durch Goldchlorid wird sie violett. Ausser der homogenen Zwischensubstanz
und den Körnchen findet man in der Zellensubstanz, welche offenbar nichts Anderes als eine Art
Protoplasma ist, zuweilen nach Behandlung mit gewissen Reagenzien (z. B. mit schwacher Ueberosmiumsäure und
dann mit Wasser u. s. w.) Häufchen heller Bläschen, welche vacuolartige Gebilde zu sein scheinen; sie sind unserer
Ansicht nach durch die Einwirkung der Reagenzien entstanden. Sonst findet man in der Zellensubstanz keine Spur
von fadenartigen Bildungen oder dergl. Nach starkem Erhärten der Zellensubstanz, z. B. nach Behandlung mit starker
Ueberosmiumsäure, entstehen oft Risse und Spalten, so dass die Substanz in mehrere Partien sich theilt. Zuweilen
erscheinen diese Spalten als Fadennetze. Wenn ein Riss bis zum Kern verläuft, kann er sogar das Aussehen eines
Faserausläufers erhalten. In der beschriebenen Zellensubstanz liegt nun der Haufen von Pigmentkörnchen. Eilst
von sehr wechselnder Ausbreitung und Grösse. Gewöhnlich bildet er eine compaktere Ansammlung, welche mit
ziemlich bestimmter Grenze an der einen Seite der Ganglienzelle liegt; zuweilen finden sich die Körnchen über eine


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