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die Zellenkapseln »umwindend» beschriebenen Nervenfasern zu entsprechen und mithin an der Aussenseite der Kapseln
zu liegen. Um die Kapseln biegen sich nämlich, wie schon oben angedeutet wurde, Nervenfasern in sehr wechselnder
Anordnung. Sie umstricken und umspinnen die einzelnen Ganglienzellen, schmiegen sich zwischen sie, um ihren Weg
in dieser Weise, nur auf kleine Strecken verfolgbar, fortzusetzen (Taf. II Fig. 4).
Was wird aber aus den beschriebenen Ausläufern der Spinalganglienzellen, in welcher Beziehung stehen sie
zu den Nervenfasern? Dass sie Axencylindern ihrem Aussehen nach ganz ähneln, wurde schon oben erwähnt.
Ihre von der Kapsel herstammende Scheide ist dem Baue nach der Schwannschen Scheide der markhaltigen Nervenfasern
gleich. Obwohl es uns beim Menschen nie mit einiger Sicherheit gelang, einen Zellenausläufer mit seiner
Scheide bis zum Uebergang in eine wirkliche markhaltige Nervenfaser zu verfolgen, stehen wir doch nicht an, den
Zusammenhang der fraglichen Ausläufer mit solchen Nervenfasern als fast unzweifelhaft anzusehen, um so mehr,
da wir einen solchen Zusammenhang bei anderen Vertebraten darlegen konnten.
Es ist hiernach noch zu erörtern, ob alle Ganglienzellen der Spinalganglien mit Ausläufern versehen (unipolar)
sind, oder ob in der That apolare Zellen vorkommen. Wie erwähnt wurde, findet man an Isolirungspräparaten
solche apolare Zellen in grosser Menge. Ebenso erscheinen an Schnittpräparaten die meisten Zellen ohne Ausläufer.
Da nun aber, wie bekannt, die Ausläufer durch das Präpariren besonders leicht abgerissen werden, lässt sich aus
solchen negativen Befunden nichts Sicheres schliessen. Unserer Ansicht nach darf man im Ganzen in dieser wichtigen
Frage noch keine bestimmte Schlüsse ziehen. Aus dem Vorhandensein kleinerer Ganglienzellen sowie einer
scheinbaren Apolarität derselben im Allgemeinen Schlüsse auf Entwickelungs- und Verkümmerungsformen zu ziehen,
scheint uns noch ein wenig verfrüht.
Die Ganglienzellen des Ganglion Gasseri zeigten uns mit denjenigen der Spinalganglien ganz übereinstimmende
Verhältnisse.
Die Cer ebrospinalganglienz eilen anderer Wirbelthiere.
Da es von grossein histologischen Interesse ist, die Spinalganglienzellen anderer Wirbelthiere mit denjenigen
des Menschen zu vergleichen, haben wir eine Reihe von Untersuchungen in dieser Richtung ausgeführt. Wir untersuchten
besonders die Spinalganglien beim Hunde, bei der Katze, beim Kaninchen, Frosch, Hecht und Neunauge.
Beim Hunde (Taf. III Fig. 8—10) prüften wir die fraglichen Zellen vorzugsweise in ganz frischem Zustande,
gleich nach dem Tode des Thieres. Dieselben lassen sich hier dann ziemlich leicht isoliren. In Humor aqueus
liegend zeigen sie ein grau-weisses aber glänzendes, schwach und undeutlich körniges Aussehen. Die Gestalt der
aus ihren Kapseln isolirten Zellen ist die einer mehr oder weniger unregelmässigen Kugel oder die des Eies, zuweilen
der Birne. Oft sah man eine einseitige Abplattung. Kern und Kernkörperchen treten in der Regel deutlich
hervor; oft sahen wir im Kern zwei Kernkörperchen, von welchen das eine zuweilen etwas grösser war. Der Kern
ist kuglig oder etwas eiförmig, zuweilen ein wenig abgeplattet; er ist ganz hell und klar, homogen, ohne Körnchen,
Fäden oder dergl. im Inneren und ohne Ausläufer nach aussen hin. Im Ganzen hat er das Aussehen eines scharf
begrenzten Bläschens; eine wirkliche Membranbildung konnten wir indessen an ihm nie mit Sicherheit darlegen.
Das Kernkörperchen hat eine ganz kuglige Gestalt, ist stark lichtbrechend, glänzend, mit einem Stich ins Gelbliche
oder Grünliche; hier sind ebenfalls weder Membranbildung, noch nach aussen abgehende Ausläufer zu sehen.
Das Pigment ist deutlich entwickelt; es besteht aus braungelben Körnern, welche zuweilen etwas zerstreut oder
auch in einem Streifen nahe an der Oberfläche der Zellensubstanz, zuweilen um den Kern herum, liegen, gewöhnlich
aber einen bestimmt ausgesprochenen Haufen bilden, welcher ziemlich constant seine Lage in der Nähe des Ausläufers
hat. Letzterer, den wir auch beim Hunde nur einfach gefunden haben, geht mit einem verbreiterten, oft
etwas schiefen Fusse von der Zellensubstanz, dem Protoplasma, aus, ohne weiter in die Zelle hinein verfolgt werden
zu können. Er zeigt gewöhnlich eine undeutliche Längsstreifung, in deren Streifen oft schwache Körnchen hervortreten
. Der grösste Durchmesser der von uns gemessenen Ganglienzellen des Hundes betrug 0.03 bis 0.09, im
Mittel aber 0.06 Mm. Die Grösse des Kerns war im Mittel 0.014 Mm., die des Kernkörperchens 0.004 Mm.
Die Zelle ist immer von einer Kapsel umgeben, welche schon im frischen, unerhärteten Zustande zuweilen mit
der eingeschlossenen Zelle sich isoliren lässt und ihre Textur zeigt. Diese Kapsel besteht aus einer dünnen
homogenen Membran und einer sie inwendig bekleidenden Zellenschicht mit dicht liegenden Kernen und einem
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