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Sonst sind die verschiedenen Modificationen ihres Baues ganz den oben geschilderten ähnlich. Was ihr Verhältniss
zu den Einschnürungen betrifft, so liegen sie am häufigsten ungefähr in der Mitte zwischen denselben. Die Ganglienzellen
des Acusticus entbehren auch keineswegs, wie Max Schultze meint, der Kapseln, sondern sind im unbeschädigten
Zustande ganz wie die Zellen des Vagus und Trigeminus von kapselartig erweiterten Fortsetzungen
(Fig. 23) der Schwannschen Scheiden der mit ihnen sich verbindenden Nervenfasern umgeben. Innerhalb dieser
Kapseln setzen sich auch oft die Myelinscheiden als vollständige Myelinkapseln um die Zellen fort.
In den Spinalganglien des Hechtes, denen wir indessen keine eingehendere Untersuchungen widmeten, fanden
wir die Ganglienzellen mit denen der eigentlichen Ganglien des Trigeminus und Vagus übereinstimmend. Ausser
den scheinbar apolaren Zellen kamen auch hier nur unipolare zur Anschauung. Wir wollen aber ebenso wenig wie
bei jenen in Folge dieser Befunde das Vorkommen von bipolaren Zellen in Abrede stellen.
Wenn es Verhältnissmässig schwer ist, die Ganglienzellen beim Hecht mit ihren Ausläufern schön isolirt zu
erhalten, so gelingt dies um so leichter an denen des Neunauges (Taf. III Fig. 25—27). Wir haben vorzugsweise
das grosse Ganglion des Trigeminus untersucht und nur vergleichende Untersuchungen an andern Ganglien angestellt
. Das genannte Ganglion lässt sich sehr leicht herauspräpariren; ohne alle Maceration, auch nach Conservirung
in verschiedenen Flüssigkeiten, sogar an alten Spirituspräparaten, isoliren sich die Zellen beim Zerzupfen in einer
Weise, wie wir es an den Ganglien von anderen Thieren nie gesehen haben.
Die Zellen sind im Allgemeinen verhältnissmässig gross und von etwas wechselnder Gestalt; entweder sind sie
mehr kuglig geformt, oder, was gewöhnlicher, etwas oval ausgezogen, oft mit einer schwachen Abplattung. Die Substanz
der Zelle bietet keine andere Eigentümlichkeiten dar, als dass nach Behandlung mit Osmiumsäure scharf begrenzte,
schwärzlich contourirte, einzelne, glänzende, feine Körnchen zerstreut in derselben hervortreten (Taf. III Fig. 26).
Der Zellenkern ist gross, sieht bei frischer Untersuchung und nach guter Conservirung ganz homogen aus und ist ganz
klar und durchsichtig; in seinem Innern tritt der grosse compacte Kernkörper scharf hervor. In letzterem rindet man
theils gar keine Andeutung eines Nucleololus, theils einen einzigen, theils zwei oder noch mehr. Gewöhnlich sehen
die Nucleololi wie kleine Vacuolen aus. Nie findet man eine Andeutung von Ausläufern aus dem Kern oder aus
dem Kernkörper und ebenso wenig irgend welche an denselben sich ansetzende Fäden.
Die Ganglienzelle ist rings von einer Kapsel umgeben, die ganz der an den Zellen der höheren Thiere entspricht
(Taf. III Fig. 25—27). Sie besteht also aus einer dünnen, aber verhältnissmässig ziemlich starken, homogenen
Haut, an deren innerer Fläche mehrere Kerne hervortreten. Diese Kerne, welche so klein sind, dass sie im Längenmasse
kaum das des Kernkörperchens der Ganglienzelle erreichen, sind ein wenig länglich ausgezogen und zeigen
sich theils oval, theils ganz rund, je nach der Richtung, in der man die optischen Durchschnitte derselben erhält.
Sie sind von einer dünnen Protoplasmalage umgeben. Zwischen den Kernen verdünnt sich das Protoplasma noch
mehr, überzieht jedoch überall vollständig die ganze Innenwand der Kapsel. Ziemlich häufig sieht man die Kerne
ein wenig abgelöst von der Kapselwand liegen, und die dünne Protoplasmalage hat sich dann häufig in grösserer
oder kleinerer Ausdehnung von der Kapselwand abgetrennt. Bisweilen haften die von der Wand abgelösten Kerne
an der Oberfläche der Ganglienzelle selbst; besonders häufig ist dies der Fall bei der Abgangsstelle der Ausläufer,
wo die Kerne auch oft ein wenig dichter liegen. Uebrigens sind dieselben so zahlreich, dass man an der Circumferenz
des optischen Durchschnittes einer Zellenkapsel nicht selten bis zu 15 Kernen oder noch mehr zählen kann. An der
Aussenseite der Kapsel sieht man häufig grössere oder kleinere Fetzen vom interstitiellen Gewebe haften. Dieses
Gewebe ist bei dem Petromyzon sehr wenig entwickelt und in Folge dessen lassen sich die Elemente so leicht
isoliren. Die genannten Fetzen bestehen aus dünnen, körnig-protoplasmatisch aussehenden Häutchen und Häutchenzellen
mit rundlichen platten Kernen (Taf. III Fig. 25). Bisweilen sieht man an ihnen hie und da eine schwache
fibrilläre Differenzirung.
Wenn man die Ganglienzellen nicht ganz frisch, sondern nach Conservirung in verschiedenen Flüssigkeiten
untersucht, findet man in der Regel einen mehr oder weniger beträchtlichen Raum zwischen der Kapsel mit ihrer
Zellenbekleidung und der Oberfläche der Ganglienzelle selbst. Hier entsteht also wiederum die oben mehrmals
berührte Frage, ob sich wirklich während des Lebens ein Zwischenraum hier findet oder ob derselbe nur
künstlich entstanden ist. Wenn man genau beobachtet, findet man, dass in den Fällen, wo man den Raum
sieht, die Oberfläche der Ganglienzelle nicht eben und glatt ist, sondern an derselben kleine Einsenkungen vorkommen;
wenn man die Lage dieser Einsenkungen dann mit der Lage der Kapselkerne vergleicht, wird man weiter einsehen,
dass diese einander entsprechen. Es erhellt daraus, dass die Ganglienzelle vorher der Kapselwand so dicht an-
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