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lamellären Scheidewände, welche wir das Endoneurhm der Ganglien nennen, und die in den verschiedenartigsten
Richtungen in der Gangliensubstanz sich vertheilen, bedingt wird. Unter diesen endoncuralen Scheidewänden laufen
die gröberen Blutgefässstämme, um sich, wie oben erwähnt wurde, in der Gangliensubstanz zu verzweigen und mit
ihren feineren Maschen die Ganglienzellen zu umspinnen.

Hiernach gehen wir zu den Ergebnissen unserer Injectionen in Betreff der Saftbahnen dieser Organe über.

Bei der Beschreibung der Nervenwurzeln erwähnten wir, auf welchen Bahnen die vom Subduralraum und von
den Subarachnoidalräumen injicirten Flüssigkeiten durch die Wurzeln bis zu den Ganglien gelangen. An den letzteren
breiten sie sich nun theils in der sie äusserlich umgebenden Hülle aus, theils dringen sie mit den eintretenden
Nervenstämmchen ins Innere des Ganglion ein (Taf. IV Fig. 1—5, 10; Taf. V Fig. 1—3). Diese beiden Injcctions-
wege können bald gleichzeitig, bald auch nur einzeln gefüllt werden. Beide können sowohl von der subduralen
als von der subarachnoidalen Flüssigkeit injicirt werden, im Allgemeinen hält sich aber erstere mehr an der äusseren
Hülle, letztere hingegen dringt mehr mit den Nervenstämmchen ins Innere des Ganglion. Indessen vermischen
sich die aus den beiden verschiedenen Räumen stammenden Flüssigkeiten in den Ganglien, indem ihre Bahnen hier
zusammenlaufen. In der äusseren Hülle geht die Flüssigkeit zwischen den perineuralen Lamellen um das Ganglion
fort und füllt die zahlreichen, unter sich zusammenhängenden Spaltenräume (Taf. IV Fig. 4; Taf. V Fig. 1—3);
ferner dringt sie, theils nach aussen — und zwar besonders schön bei derartig leicht fliessenden Massen, wie Asphalt-
Chloroform — zwischen die mehr unregelmässigen und vielfach verbundenen Lamellen des das Perineurium von aussen
bekleidenden Epineurium (Taf. V Fig. 3), theils in die Spaltenräume zwischen den ins Innere des Ganglion eingehenden,
sich immer mehr verzweigenden, endoneuralen Lamellen, um dann zuletzt in das eigentliche interstitielle Gewebe einzutreten
. Hier breitet sie sich in den feinen Gängen und Spaltenräumen dieses Gewebes aus und bildet reichliche,
nach allen Seiten hin anastomosirende, feinmaschige Netze und Ausbreitungen, welche in den Zwischenräumen des
interstitiellen Gewebes zwischen den Ganglienzellenkapseln hervordringen und diese umspülen. Diese Netze sind,
besonders wenn die Asphalt-Chloroform-Masse benutzt wird, sehr zierlich (Taf. V Fig. 1—3) und geben eine gute
Erläuterung über die Beschaffenheit der Saftbahnen im Inneren des Ganglion. Mit den eintretenden Nervenstämmchen
läuft nun andererseits die Flüssigkeit auch fort; sie dringt dabei theils zwischen die lamellären Hüllen derselben,
theils in ihrem Inneren zwischen den dort befindlichen Häutchen sowie um die Nervenfasern in das Ganglion, um bei
dem Auflösen der Nervenstämmchen in feinere Bündel mit diesen ins interstitielle Gewebe des Ganglion auszutreten
und dasselbe System von reichlichen kleinmaschigen Gängen und Spaltenräumen zwischen den Ganglienzellenkapseln
zu füllen, welches bei der Beschreibung der vom Perineurium des Ganglion eindringenden Injection erwähnt wurde.
Wenn das Richardsonsche Blau bei diesen Injectionsversuchen von den Rückenmarksräumen aus angewandt wurde,
füllte sich gewöhnlich (Taf. IV Fig. 2, 3) das ganze Gewebe derart, dass es auf grössere oder kleinere Strecken
durch und durch blau wurde, indem auch die Lamellen und im Ganzen das interstitielle Gewebe von der während
längerer Zeit (einige Stunden bis zu einem Tage) auf sie einwirkenden Injectionsflüssigkeit gefärbt wurden. Wenn
aber die Asphalt-Chloroformmasse zur Injection benutzt war, wurden die dünnen Lamellen davon nicht gefärbt,
sondern traten deutlich hervor; die injicirte Masse blieb in den schon oben beschriebenen Bahnen, den reichlichen
Netzen von Spalten und Gängen. Nachdem sie also — die subdurale sowohl als die subarachnoidale Masse —
die Gangliensubstanz durchdrungen und erfüllt hat, sammelt sie sich am äusseren Ende des Ganglion um die und
in den austretenden Nervenstämmchen wieder, indem sie theils in deren lamellären Hüllen und inneren Fortsetzungen,
theils in ihrem Inneren zwischen den Nervenfasern hervordringt. In dieser Weise läuft sie also in die peripherischen
Nervenstämme über.

Wenn man aber statt der Füllung von den Rückenmarksräumen aus eine Stichinjection in die Spinalganglien
macht, füllt sich ebenfalls in grösserer oder geringerer Ausdehnung das reichliche Saftbalmsystem der Gangliensubstanz
. Im interstitiellen Bindegewebe werden mithin Netze von vielfach unter einander anastomosirenden, die
Zwischenräume der Ganglienzellen durchspinnenden Gängen injicirt. Bei Anwendung der Asphalt-Chloroform-Masse
werden die injicirten Netze sehr feinmaschig (Taf. V Fig. 1—3), bei der des Richardsonschen Blaues (Taf. IV Fig.
4, 5) mehr grobmaschig; sie ähneln, besonders in letzterem Falle, bei stärkerer Füllung oft im höchsten Grade
wirklichen Lymphgefässnetzen; ampullenartige Erweiterungen erscheinen an den Gängen in reichlicher Zahl. Von
diesen Netzen läuft die Flüssigkeit auch bei der Stichinjection in spaltenförmigen Räumen zwischen den feineren
endoneuralen Lamellen und von den letzteren in immer grössere derartige Spalten aus, um endlich zwischen den
Axel Key und Gustaf Retzius. Studien in der Anatomie des Nervensystems. 13


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