http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1876-2/0070
60
beträchtlicher Grösse und haben ein glattes Aussehen». Auch an einer anderen Stelle giebt Hassall an, dass die
Scheide der Nervenröhren aus kernhaltigen Fäden bestehe.
Remak, welcher es früher dahingestellt Hess, ob der Axencylinder ein solider Körper oder selbst schlauchförmig
sei, und dann in den Nervenröhren des Flusskrebses ein aus vielen Fäden bestehendes Axenbündel fand,
überzeugte sich durch neuere Untersuchungen dass die Axenfaser der Wirbelthiere während des Lebens schlauchförmig
ist und nannte sie »Axenschlauch». Derselbe liegt nach ihm der Markscheide dicht an und schrumpft durch
Einwirkung verschiedener Agentien zu dem Axencylinder der Autoren zusammen. Die sehr dünne, aber feste Wand
des Axenschlauches zeigt regelmässige Längsfaserung. In dem Canale des Schlauches konnte er keine feinere
Fasern bemerken.
Die von Bogros und Cruveilhier erwähnte eigene Scheide der Nervenbündel wurde dann von Robin 2)
eingehender untersucht und als Perineurium (perinovre) beschrieben. Dies Perineurium findet sich nach ihm in allen
Nerven (mit Ausnahme des Opticus, Auditorius und Olfactorius) von dem Ausgang der sensibeln Nerven aus den
Ganglien und dem der motorischen aus der Dura mater bis zu ihren Endigungen oder nahe zu diesen. Am Sym-
pathicus ist es an den weissen Wurzeln und weissen Visceralzweigen vorhanden, fehlt aber den grauen Wurzeln
und den grauen Visceralbündeln. Es findet7sich im Ganzen von der Mitte des intrauterinen Lebens an. Seine allgemeine
Form ist die der Röhre und es umhüllt immer eine gewisse Anzahl von Primitivfasern. Nie dringt ein
Capillargefäss durch das Perineurium, um in das Innere des Nervenbündels zwischen den Nervenfasern einzutreten.
Innerhalb des Perineurium finden sich zwischen den Nervenfasern »laminöse Fasern» (fibres lamineux). Das Perineurium
verzweigt sich in derselben Weise wie die Nervenbündel selbst, so in den Plexus und wenn der Nervenstamm
seine Zweige abgiebt. Wenn eine Nervenfaser frei endigt, verengt sich das Perineurium allmählig und hört ein
oder mehrere Millimeter vor der Endigung derselben auf; an den Pacinischen Körpern begleitet das Perineurium die
Nervenfaser bis zu der Anschwellung, deren Schichten in Zusammenhang mit ihm stehen; so auch in den Tastkörperchen.
Das Perineurium ist resistent gegen Bersten, es ist ungefärbt, durchsichtig und faltet sich leicht. Durch Essigsäure
treten an seiner äusseren Fläche feine, elastische, längsgehende, wellenförmige, kaum oder gar nicht verzweigte
Fasern hervor; diese gehören aber nicht dem Perineurium, sondern dem umgebenden Bindegewebe an. Das Perineurium
besteht aus einer homogenen Substanz, welche mit Kernen versehen ist. Diese Substanz ist hie und da sehr fein
längsgestreift, ferner überall sehr feinkörnig. Die Kerne liegen in ihr eingeschlossen; dieselben sind an verschiedenen
Stellen von verschiedener Anzahl, oval, breit und platt, gewöhnlich der Länge nach placirt. Robin hielt das Perineurium
für ein ganz besonderes anatomisches Element; das einzige, welches demselben ähnelt, sei die elastische
Substanz der Blutgefässe; aber auch diesem gegenüber gäbe es mehrere wichtige Unterschiede.
Gerlach 3), welcher früher die Preeexistenz des Axencylinders nicht angenommen hatte, schloss sich nach
späteren Untersuchungen der entgegengesetzten Ansicht an. Derselbe ist nach ihm von homogenem, seltener leicht
körnigem Gefüge und wird vom Nervenmark dicht umgeben. Die Hülle oder Scheide der Nervenprimitivfasern ist
structurlos, häufig jedoch leicht granulirt; die Kerne in derselben werden nur an jüngeren Fasern beobachtet.
An den von Nervenmark leeren und zusammengefallenen Stellen der Scheide vermisst man nur selten eine kegelförmige
Gestalt, oder die von zwei Kegeln, deren Spitzen vereinigt sind. Die einzelnen Primitivfasern sind durch
Bindegewebe zu Bündeln vereinigt; sämmtliche Bündel eines Nerven werden wieder durch eine Scheide, das Neurilem,
zusammengehalten, die aus Bindegewebe mit elastischen Fasern besteht. Nach innen geht das Neurilem in jenes
Bindegewebe über, welches die Primitivfasern zu Bündeln vereinigt. Das Neurilem und seine Fortsätze nach innen
zu führen die Blutgefässe der Nerven.
Nach Rudolph Wagner 4) giebt es so zahlreiche Uebergänge von den dicken zu den feinen Nervenfasern,
dass ihm die Annahme eigner nutritiver Fasern zweifelhaft wurde.
An den Nervenstämmen fand Donders 5) gemeinschaftlich mit Mulder »ein festes faseriges Gewebe als allgemeine
Hülle, die sich nach innen fortsetzt und von lockerem Bindegewebe durchkreuzt wird, welches letztere die
1) Amtlicher Bericht über die neunundzwanzigste Versamml. der Gesellsch. deutscher Naturforscher und Aerzte zu Wiesbaden
im Sept. 1852. Wiesbaden 1853.
2) Archives generales de Medecine. 1854.
3) Handbuch der allgemeinen und speciellen Gewebelehre des menschlichen Körpers. Zweite Auflage. Mainz 1854.
4) Weitere Untersuchungen über die Structur der Ganglien. 1847. S. seine Neurologische Untersuchungen. Göttingen 1854.
5) Archiv für Ophthalmologie. Bd. I. Abtheilg. II. 1855. Unter Hinweis auf Mulders Proevc eener physiologische Scheikunde.
Aufl. 6. 1845.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1876-2/0070