Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1876-2/0080
70

In den Zwischenräumen zwischen den Kernen befinden sich die von Ranvier in der letzten Zeit gefundenen
Einschnürungen. Von diesen interessanten Bildungen giebt es an den Nervenfasern constant eine in jedem solchen
Zwischenraum, gewöhnlich in gleicher, bisweilen aber in etwas ungleicher Entfernung von den Kernen. Diese Einschnürungen
, welche hauptsächlich der Schwannschen Scheide angehören, sind indessen von etwas wechselnder Beschaffenheit
. An der Schwannschen Scheide findet sich in der Regel eine grössere oder kleinere Erweiterung beiderseits
von der Einschnürung; die letztere bildet zwischen diesen etwas erweiterten Partien eine bald stärkere, bald
schwächere Verengerung, welche die ganze Peripherie der Scheide in sich begreift. Oft sieht man an dieser Verengerung
keine Verdickung oder andere derartige Bildungen der Scheide, sondern sie hat dort dieselbe Dicke wie an
beiden Seiten. Oft, und dies scheint das gewöhnlichste Verhältniss zu sein, rindet sich dagegen, eben an der Einschnürungsstelle
selbst in der Scheide eine kleine, ringförmige Verdickung, welche im optischen Querschnitt als ein kleiner,
dreieckiger, etwas glänzender, mit der Spitze nach der Axe der Nervenfaser gerichteter Fortsatz erscheint; bisweilen
sieht man am optischen Querschnitt eine solche Verdickung nur an der einen Seite der Scheide. Die Myelinscheide
hört gewöhnlich dicht bei oder in der Nähe dieser Einschnürungen auf, indem sie sich gewissermassen um den Axen-
cylinder zuspitzt, welcher seinerseits das Lumen der Einschnürung in der Regel nicht erfüllt. Hie und da haben
wir indessen die Myelinscheide sich continuirlich durch die Einschnürung fortsetzen gesehen, und dann findet sich
an dieser Scheide nur eine grössere oder kleinere Verengerung. Zuweilen sind interessanter Weise sogar solche
Einschnürungen der Schwannschen sowohl als der Myelinscheide so unbedeutend und so wenig markirt, dass man
sie nur mittelst der Berechnung ihrer Lage mitten zwischen zwei Kernen finden kann. Wir nennen diese die »unvollständigen
)) Einschnürungen. Mit dem Silberreagenz färben sich die Einschnürungsstellen als braune Ringe; auch
der Axencylinder wird in der Nähe oft etwas gefärbt. Um die Aussenseite der Einschnürungen haben wir gewöhnlich
eine feinkörnige, protoplasmatisch aussehende Ansammlung gefunden, welche die Einschnürungsstelle erfüllt;
durch Anilin wird sie röthlich gefärbt, aber in dieser körnigen Partie haben wir keinen Kern oder andere derartige
Bildungen wahrgenommen. Betreffs der histologischen Bedeutung dieser Einschnürungen ist es deutlich, (Jass
sie den Grenzen zwischen den tubulären Zellen entsprechen, aus welchen die Schwannsche Scheide zusammengesetzt
ist; die Kerne dieser Zellen sind die von einer körnigen Protoplasmazone umgebenen Kerne, welche, immer nur je
einer, in der Mitte zwischen den Einschnürungen liegen. Davon überzeugt man sich auch durch Untersuchung
der Nerven von Embryonen. Diese hier gegebene Schilderung vom Bau der Nervenfaser gilt für alle mit Myelinscheide
versehenen Fasern, sei es dass diese Fasern breiter oder schmäler sind. Wie bekannt, haben sie nämlich
eine sehr verschiedene Breite, und dies in vielen Gradationen. Die breiteren und die schmäleren Fasern kommen
in den meisten Nervenbündeln auf einander vermischt vor; bald sind die breiteren überwiegend, bald die schmäleren.
Die Kerne der schmäleren mit Myelinscheide versehenen Fasern liegen, wie oben erwähnt wurde, in kürzerer Entfernung
von einander und haben gewöhnlich eine geringere, nicht selten gar keine protoplasmatische Umgebung,
woneben die Einschnürungen dieser Fasern oft nicht so stark ausgeprägt und im Allgemeinen ihre Schwannschen
Scheiden schwer wahrzunehmen sind. Zunächst um isolirte Axencylinder sahen wir bisweilen eine körnige, scheiden-
förmige Bildung, die mit Myelin nicht übereinzustimmen schien, und am optischen Querschnitt der Cylinder eine
Menge dichtstehender feiner Punkte, welche das Aussehen von feinen optischen Faserdurchschnitten hatten. Ausser
diesen mit Myelinscheide versehenen Nervenfasern findet sich mehr oder weniger zahlreich in den Bündeln der verschiedenen
Nervenstämme eine andere Art von Nervenfasern ohne Myelinscheide, wTelche man beim ersten Betrachten
kaum als Nervenfasern erkennt. Sie bestehen nämlich aus äusserst schmalen, ungefähr cylindrischen, gleich breiten,
etwas glänzenden Fasern, an welchen man eine Schwannsche Scheide nicht deutlich wahrnehmen kann, obwohl eine
solche aus mehreren Gründen unzweifelhaft vorhanden ist. In gewissen Entfernungen besitzen auch diese Nervenfasern
die länglichen Kerne, entbehren aber in der Regel der protoplasmatischen Umgebung um dieselben. Einschnürungen
konnten wir an diesen Fasern nicht finden. Uebrigens sind auch die fraglichen Fasern von etwas,
wenn auch nur wenig verschiedener Dicke, und die schmälsten mit Myelinscheide versehenen Fasern bilden gewissermassen
eine Art Uebergang zwischen ihnen und den breiteren myelinhaltigen Fasern. Die so eben geschilderten
myelinfreien Fasern kommen, wie erwähnt wurde, nicht in allen Bündeln der peripherischen Nerven vor, und wo sie
vorkommen, sind sie in verschiedener Anzahl vorhanden.

Ziemlich gleichartige Verhältnisse fanden wir bei allen von uns untersuchten Thieren. Die Entfernung zwischen
den Einschnürungen wechselt indessen nicht nur nach der Breite der Nervenfasern bei derselben Thierart, sondern
Verschiedenheiten sind in den verschiedenen Thierklassen vorhanden; so ist z. B. diese Entfernung viel grösser bei


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1876-2/0080