Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1876-2/0086
76

als ein besonderer Bestandtheil der Nervenfasern durch Remak und Purkinje—Rosenthal unterschieden worden war,
beschrieb man das Nervenmark als eine weisse, fettartige Substanz (Schwann), oder als eine besondere »Markscheide»
(Purkinje—Rosenthal), oder Myelinscheide um den Axencylinder. Wie oben erwähnt wurde, hielten indessen noch
lange Zeit hindurch manche Histologen (bes. Valentin, Henle, Bidder) den Axencylinder für einen nach dem Tode
durch Gerinnung oder dergl. abgesonderten Theil des Markes, allmählig aber wurde diese Ansicht in der Art
modifizirt, dass man denselben als schon während des Lebens angelegt betrachtete, um endlich zur Lehre von seiner
normalen Präexistenz überzugehen. Die Markscheide wurde im Allgemeinen von den Histologen als eine mehr oder
weniger flüssige, fettige oder öl artige, durchsichtige, gleichartige (unstructurirte), glänzende, nach dem Tode coagu-
lirende Substanz beschrieben. Das geronnene Mark erscheine nicht mehr ganz homogen, sondern krümlich, körnig,
aus unregelmässigen Massen zusammengesetzt. Je nach dem Fortschreiten der Gerinnung erscheint die Markscheide
dünner oder dicker, immer aber doppeltcontourirt. Nur einige abweichende Ansichten wurden ausgesprochen; unter
diesen möchten folgende hervorzuheben sein. Stilling sah im Marke ein complicirtes Netzwerk sehr feiner Fasern
oder Röhrchen; er beschreibt mehrere verschiedene Gestalten der geronnenen Markscheide. Nach Mauthner trotzt
dieselbe jeder Erkenntniss ihres inneren Baues; nur eine eigenthümliche concentrische Streifung ist hervortretend. Im
Allgemeinen wurde die Markscheide als den Axencylinder eng umfassend beschrieben. Klebs wollte aber einen Raum
mit einer periaxialen Flüssigkeit zwischen ihnen gefunden haben. Ranvier beschrieb regelmässige, mit den Einschnürungen
der Schwannschen Scheide zusammenfallende Unterbrechungen der Markscheide. Schmidt sah diese Scheide
als aus zwei Schichten gebildet an, einer äusseren fibrillären und einer inneren, den Axencylinder umgebenden, feinkörnigen
, »medullären». Die zarten glatten Fibrillen der Myelinscheide seien wahrscheinlich nervöser Natur. Er
schildert dann die bekannten, schon von Stilling abgebildeten, dachziegelförmigen Spalten der Myelinscheide, und
darauf wurden dieselben auch von Lanterman als constante, nicht künstlich entstandene Bildungen beschrieben.
Nach Roudanovsky besteht das Myelin aus in einander liegenden Röhren, deren innerste den Axencylinder
umschliesst.

Wenn wir ferner einen Rückblick auf die Ansichten über die Nervenfaserscheide werfen, finden wir schon
bei älteren Forschern Angaben über eine röhrenförmige Beschaffenheit der Nervenfasern. So meldet z. B. Leeuwenhoek,
dass er in einem dünnen Nerven etwa 1000 Röhren gerechnet habe. Ob Fontana die betreffende Scheide gesehen
hat, müssen wir dahingestellt lassen. Barbä spricht von einer zelligen und aus unzähligen, unter sich verbundenen
Fäden bestehenden Scheide der einzelnen Nervenfäserchen. Ehrenberg äussert von seinen cylindrischen Nervenröhren
, dass sie nach Auspressen des Markes als leere Hüllen mit innerer und äusserer Wandgrenze sichtbar bleiben.
Lauth spricht auch von Wänden der Nervenröhren; ebenso Berres. Nach Valentin besitzt jede Nervenfaser eine
zellgewebige, aus feinsten longitudinal verlaufenden Fäden bestehende Scheide, die so überaus zart ist, dass sie
ihres Inhaltes beraubt, gewöhnlich dem Anblicke verschwindet und nur in höchst seltenen günstigen Fällen ihre einzelnen
Fasern erkennen lässt. Remak scheint in seinen ersten Mittheilungen die fragliche Scheide nicht genau von
der Myelinscheide unterschieden zu haben. Purkinje sah an Querschnitten an der Peripherie der Neiwency linder
eine kreisförmige Doppellinie, entsprechend der umhüllenden Membran, welche gefässartig das Nervenmark enthält.
Obwohl also schon von verschiedenen Forschern mehr oder weniger deutlich gesehen und erwähnt, wurde die Scheide
doch zuerst von Schwann genauer beschrieben. Sie hat nach ihm gar keine faserige Structur, ist dünn, blass
und von granulirtem Aussehen; an ihrer inneren Fläche finden sich bei ganz jungen Nerven constant, bei etwas
älteren in einzelnen Fällen noch Zellenkerne. Diese Scheide sei als die Zellenmembran durch Verschmelzung primärer
Zellen anzusehen. Nach ihm wurde sie später die Schwannsche Scheide genannt, welche Benennung auch in
der folgenden Beschreibung beibehalten werden soll. Purkinje—Rosenthal sahen in der betreffenden Scheide öfters
Kerne sowie hie und da Fasern. Gerber erwähnt innerhalb der durch scharfe Contouren bezeichneten stärkern Primitivschläuche
eine zartere, mit sehr schief stehenden, spiral angeordneten Kegeln besetzte Linie, welche von einem im
frischen Nerven thätigen Flimmerepithelium herzurühren scheine. Henle konnte in der blassen Scheide der primitiven
Nervenröhren keine Kerne finden; er erwähnt Einschnürungen an derselben, die er mit denjenigen der Bindegewebs-
bünclel vergleicht. Nach Hannover ist die »Zellenscheide» der Nervenfaser ein hohler, aus einer homogenen, sehr
blassen Membran gebildeter Cylinder, an dem er eine Zusammensetzung aus Fasern nie deutlich wahrnehmen konnte.
Robin beschreibt in den Spinal wurzeln der Rochen breite doppeltcontourirte Nervenröhren, die von einer Strecke zur
anderen eingeschnürt sind. Czermak erwähnt ebenfalls Einschnürungen der Scheiden, hält sie aber nur für zufällig,
durch die Gerinnung des Markes entstanden. Dann wird die Schwannsche Scheide von den Histologen im Allgemeinen


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1876-2/0086