Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1876-2/0092
82

Fig. 30). Von den schiefen Unterbrechungen gehen bald viele nach einander in einer Richtung, bald sieht man
wieder eine oder mehrere eine entgegengesetzte Richtung einschlagen. Die Länge der einzelnen Abtheilungen ist
wechselnd; bald sind sie kurz, bald länger, gewöhnlich sind regellos kürzere und längere nach einander geordnet.
Unserer Ansicht nach dürfte man nun in diesen Unterbrechungen, die auch nach anderen Behandlungsmethoden
erscheinen können und deren Entstehungsweise schwer zu erklären ist, nicht normale Bildungen erblicken, sondern
eher durch eine eigenthümliche Art von Zerspaltung der erhärteten Myelinscheide künstlich entstehende Brüche.
Nach schwächerer Erhärtung in Ueberosmiumsäure erscheint zuweilen die Myelinscheide nicht homogen, sondern
mehr körnig, in anderen Fällen aber concentrisch geschichtet, in noch anderen tritt eine Menge von kleinen, glänzenden
, hellen, vacuolenähnlichen, oft einen dunklen Punkt enthaltenden Figuren in ihr auf. Zuweilen erscheinen in
ihr fadenartige Zeichnungen u. s. w. Diese verschiedenen Differenzirungen sind offenbar die Folgen des einwirkenden
Reagenzes.

Wie weit erstreckt sich nun die Myelinscheide nach innen gegen den Axencylinder zu? Wird letzterer von
ihr dicht umfasst oder giebt es hier, wie Klebs meint, einen periaxialen Raum? Wir haben uns mehrfach bemüht,
diese schwierige Frage zu beantworten. An frischen Nervenfasern war es uns leider nicht möglich, das Verhältnis®
der Myelinscheide zum Axencylinder genau zu beobachten; die flüssige Beschaffenheit der ersteren und das undeutliche
Hervortreten des letzteren machten unsere Versuche in dieser Richtung vergeblich. Nach guter Erhärtung in
Ueberosmiumsäure kommen verschiedenartige Bilder zur Anschauung, sowohl solche, bei welchen ein ganz deutlicher
Raum zwischen der Myelinscheide und dem Axencylinder vorhanden ist, als solche, wo die Scheide letzteren dicht
umschliesst; beides könnte aber künstlich entstanden sein, indem theils der Axencylinder durch Schrumpfung verschmälert
, theils auch die Myelin scheide zusammengezogen sein kann. An Querschnitten von in Ueberosmiumsäure und
dann in Alkohol erhärteten Nerven (Taf. XIII Fig. 8—10) sieht man in der Regel den Axencylinder von der Myelinscheide
ziemlich dicht umgeben. Dies ist auch der Fall bei Querschnitten von Nerven, die in Müllerscher Lösung,
Holzessig u. s. w. und später in Alkohol (Taf. XII Fig. 2, 3, Taf. XIII Fig. 2—7) erhärtet wurden. An den mit anderen
Flüssigkeiten, z. B. Chloroform, behandelten Nervenfasern gelang es uns ebenso wenig sichere Resultate zu erreichen.
Wie in der Ersten Hälfte dieser Arbeit bei den Nervenfasern des Opticus hervorgehoben wurde, spricht an den
varikösen Stellen das Verhalten der Myelinscheide zum Axencylinder für das Vorhandensein eines von einer Flüssigkeit
eingenommenen periaxialen Raumes; in den meisten Fällen bestehen die Varikositäten, bei den Opticusfasern
sowie bei varikösen Fasern im Allgemeinen, keineswegs aus Anhäufungen des Myelins, sondern aus Erweiterungen
der Myelinscheide durch eine helle, wahrscheinlich flüssige Substanz, welche eben an den varikösen Stellen zwischen
dem Axencylinder und der Myelinscheide sich angesammelt hat. Die Ernährung des Axencylinders scheint ebenfalls
eine derartige Saftbahn zwischen ihm und der Myelinscheide zu verlangen. Dafür spricht auch das Eindringen
färbender Flüssigkeiten von den Einschnürungsstellen aus zwischen die betreffende Scheide und den Axencylinder.
Die Versilberungsflüssigkeit dringt ja z. B. oft weit auf dieser Bahn fort und das Carmin färbt in weiter Strecke
die Axencylinder, wobei es sich sogar zuweilen in körniger Gestalt an der Oberfläche des Axencylinders ausscheidet.
Wir müssen aber diese Frage als unentschieden betrachten, so lange wahrscheinlich nur an frischen Nerven zu
findende, ganz sichere Beweise fehlen.

Die in der beschriebenen Weise sich verhaltende Myelinscheide läuft nun bei jeder Markfaser rings um den
Axencylinder, vom Austritt aus dem Centraiorgan bis zur Nähe der Endausbreitung fort, aber doch nicht ununterbrochen
. Ausser den schon erwähnten, nach unserer Meinung künstlich entstandenen LTnterbrechungen der Myelinscheide
, giebt es an ihr eine Art von constanten, regelmässigen, nämlich die erst von Ranvier an den Einschnürungsstellen
als normale beschriebenen (Taf. VI Fig. 1—6; Taf. VII Fig. 11—15). Bei den allermeisten der letzteren
Stellen verhält sich die Myelinscheide in der Weise, dass sie an jeder Seite einer Einschnürung und in nur geringer
Entfernung von ihr sich verengert und dann mehr oder weniger stumpf abgerundet endigt. Es sind dies die von
uns so genannten »vollständigen» Einschnürungen. In selteneren Fällen kommt es vor, dass die Myelinscheide an
den Einschnürungsstellen sich zwar verengert, aber doch keine wirkliche Unterbrechung erleidet, sondern durch die
betreffende Einschnürung sich verdünnt fortsetzt; diese Form nannten wir »unvollständige» Einschnürungen (Taf. VII
Fig. 16). Bei der Beschreibung der Schwannschen Scheide werden wir auf die allgemeine Anordnung der Einschnürungen
und auf ihre Verschiedenheiten bei verschieden breiten Nervenfasern eingehen. Hier sei indessen schon
bemerkt, class sie bei allen myelinhaltigen Fasern als normale Bildungen vorhanden sind. Die Breite dieser Fasern
ist bekanntlich im Ganzen eine sehr wechselnde (s. z. B. Taf. VI Fig. 1—6), indem zwar jede einzelne ihre Dicke


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1876-2/0092