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und durch Versilberung markiren sich die Grenzen der polygonalen Häutchenzellen. Die Nervenfasern selbst sind
noch immer ganz nach dem gewöhnlichen Gesetz gebaut; besonders könnte hervorgehoben werden, dass die Schwannsche
Scheide nicht frei absteht, sondern im natürlichen Zustande der Myelinscheide dicht anliegt; die von Protoplasma
umgebenen Kerne und die Einschnürungen der Schwannschen Scheide sind ganz wie an den Fasern der Nerven-
fei '
stamme vorhanden.
Es behält also jede myelinhaltige Nervenfaser in ihrem Verlaufe nach der Peripherie hin und bis zu den
Endorganen vollständig1 den oben geschilderten Bau der cerebrospinalen Nervenfasern, aber ausserhalb ihrer
Schwannschen Scheide behält sie auch als Fortsetzung ihrer bindegewebigen Scheidenbildungen gewöhnlich eine
mehr oder weniger entwickelte Fibrillenscheide sowie immer eine geräumige Perineuralscheide, welche von einem
dem Epineurium entsprechenden Bindegewebe umgeben ist. Es sei dies hervorgehoben, weil man im Allgemeinen
die fraglichen Verhältnisse entweder nicht klar oder sogar unrichtig aufgefasst zu haben scheint.
Zuweilen sahen wir an einzeln verlaufenden Nervenfasern noch eine Einrichtung, welche wir mit einigen Worten berühren
wollen. Wir fanden nämlich (Taf. XVI Fig. 10) ausserhalb der die Nervenfaser, wie gewöhnlich, umschliessenden
Fibrillenscheide, zwischen dieser und der Perineuralscheide, eine Zone, welche im optischen Durchschnitt als Körnchen
erscheinende Gebilde enthielt, Bei näherer Betrachtung erwiesen sich diese Körnchen als optische Querschnitte von
queren oder schiefen, ringförmig verlaufenden Fibrillen, welche in reichlicher Menge den subperineuralen Raum einnahmen
. Von der Fläche her, bei höherer oder niedrigerer Einstellung des Mikroskops betrachtet, zeigte sich die Nervenfaser
in diesem Räume von einer Fibrillenscheide umsponnen, welche der oben in der Ersten Hälfte dieser Arbeit
bei gewissen subarachnoidalcn Balken beschriebenen sowie der bei den Pacinischen Körperchen der Vögel vorhandenen
ganz ähnlich ist, Die soeben besprochene Bildung scheint aber bei den Nervenzweigen nur als seltenere Ausnahme
vorzukommen. Jedenfalls bietet sie aber ein histologisches Interesse.
Bei. der Darstellung der bindegewebigen Scheidenbildungcn der Nervenzweigo bei den Thieren werden wir
auf die Verhältnisse welche bei der Verzweigung der Nerven nach den Endausbreitungen herrschen, noch einmal
zurückkommen.
Die besonders interessante Frage vom Uebergang der Nervenscheiden in die Schcidenbildungen der peripherischen
Endoro\ane wird in der betreffenden unten folgenden Abtheilung (s. die Pacinischen Körper u. s. w.) berück-
sichtigt werden.
Nach dieser ausführlicheren Schilderung der bindegewebigen Schcidenbildungen der Nerven beim Menschen
können wir in Betreff der Verhältnisse bei anderen Wirbelthier en kurz sein. Von den untersuchten Säugcthieren
boten besonders die Nerven des Hundes einen fast vollständig übereinstimmenden Bau, sowohl bezüglich des Peri-
als des Epi- und Endoneurium, dar. Beim Kaninchen waren zwar ebenfalls die Verhältnisse im Ganzen dieselben;
mir schien die Fibrillenbildung in den perineuralen und endoneuralcn Lamellen schwächer ausgeprägt zu sein. So
auch beim Buchfinken. Beim Frosch zeigte sich diese Fibrillenbildung noch weniger entwickelt, Zwar findet man im
Inneren der Nervenbündel um die einzelnen Nervenfasern, besonders die gröberen, deutlich ausgeprägte Fibrillen-
scheiden; die endoneuralcn und»perineuralen Lamellen zeigten sich aber im Allgemeinen mehr homogen und wenig
gestreift, Beim Hecht fanden wir ebenfalls diese Lamellen sehr homogen; um die einzelnen Nervenfasern sahen wir
nur eine spärliche Fibrillenbildung, dagegen hie und da, besonders um die gröberen Fasern, fast homogen erscheinende
, ziemlich weit abstehende Scheiden, welche die Schwannsche Scheide aussen umgeben; jene Scheiden entsprechen
den Fibrillenscheiden höherer Wirbelthiere. Ebenfalls fanden wir beim Frosch und Hecht die auch bei
den anderen erwähnten Thieren immer in grösserer oder geringerer Zahl vorhandenen, den Nervenfasern aussen
anliegenden Häutchenzellcn. Durch Versilberung liess sich nun aber bei allen von uns untersuchten Vertebraten
im Perineurium eine schöne Zeichnung polygonaler Felder hervorrufen, welche vollständig der beim Menschen beschriebenen
entspricht. Durch stärkere Einwirkung des Reagenzes trat oft eine mehrschichtige derartige Zeichnung
hervor. In der Taf. XV haben wir Proben solcher versilberter Nerven aus mehreren Gegenden des Körpers bei
verschiedenen Thieren (Hund, Schaf, Kaninchen, Sperling, Frosch und Barsch) zusammengestellt. An diesen Figuren,
welche in derselben Vergrösserung ausgeführt sind, sieht man, dass die Gestalt der polygonalen Felder bei den
verschiedenen Thierclassen ungefähr dieselbe bleibt, d. h. dieselben Variationen aufzuweisen hat, dass aber ihre
Grösse eine wechselnde ist, Beim Frosch (Fig. 10) und Barsch (Fig. 11) sind nämlich die Felder bedeutend
grösser als bei den höheren Thieren. In Betreff des Frosches möchte auch hervorzuheben sein, dass an den
durch die serösen Cisternen und Höhlen gehenden Nervenstämmen ausserhalb der perineuralen Zeichnung polygo-
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