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naler Felder mit geraden Contouren eine andere Zeichnung von kleineren Feldern mit sich schlängelnden Contouren
(Fig. 10) entsteht; letztere entspricht vollständig dem Lymphendothel des Frosches und gehört einer serösen Bekleidung
an, welche eine geräumige äussere Scheide um diese Nerven bildet. Grosse Pigmentzellen finden sich gewöhnlich
an ihr.
An Zerzupfungspräparaten sowohl von frischen als von in Osmiumsäure erhärteten oder überhaupt an nicht,
besonders gefärbten Nerven des Neunauges sieht es auf den ersten Blick im Allgemeinen so aus, als wäre gar
kein Gewebe zwischen den einzelnen Nervenfasern vorhanden. Diese scheinen mit ihren Schwannschen Scheiden
ganz nackt zu sein. Viele Fasern sind in der That an solchen Präparaten gewiss ganz nackt, was doch auf Zer-
reissungen beruht. An vielen findet man, auch bei einer mehr oberflächlichen Beobachtung, hie und da einzelne
dünne ITäutchenzellen mit länglich-ovalen Kernen haftend, und bei genauerem Nachsehen sieht man an mehreren
Fasern eine feine Linie nach aussen von der Schwannschen Scheide, dieser entweder mehr dicht anliegend oder
auch von derselben mehr oder weniger weit abstehend, mit der Faser parallel verlaufend; diese Linie oder dieser
Saum zeigt sich als der optische Durchschnitt einer äusserst dünnen Scheide, an welcher man hie und da kleine
Faltungen sieht, und die von den oben genannten, bei der Zerzupfung gewöhnlich zerrissenen oder verschobenen
Häutchcnzellen gebildet wird (Taf. XI Fig. 7, 12, 15, 16). Wenn die Scheide mit ihren Häutchenzollen in unveränderter
Lage sich befindet, sieht man häufig, wie die Kerne derselben sich nach beiden Seiten von ihr ausbuchten. Sie liegen
also in der Scheide oder in deren Häutchenzellen selbst und über ihrer Mitte sieht man nicht selten einen dunkleren
Streifen verlaufen, welcher nichts Anderes ist als der optische Durchschnitt der Scheide (Fig. 11). Die Zellenscheide
scheint indessen nicht ganz vollständig, sondern mehrfach unterbrochen zu sein, wovon unten mehr. An ihrer
Innenseite, zwischen ihr und der Schwannschen Scheide, sieht man sehr häufig feine, helle Fibrillen, welche so durchscheinend
sind, dass sie sehr leicht der Aufmerksamkeit entgehen (Fig. 11); bisweilen findet man nur solche Fibrillen mehr
oder weniger dicht an der Schwannschen Scheide liegend, ohne dass sie nach aussen von einer zusammenhängenden
Zellenscheide begrenzt zu sein scheinen. Hie und da treten jedoch die Häutchenzellen mit grösseren oder kleineren
Ausbreitungen nach aussen von den Fibrillen auf, und wo sie ganz fehlen, sind sie gewiss künstlich bei der
Präparation entfernt worden. Alle diese Verhältnisse werden besonders deutlich nach Färbungen der Osmiumpräparate
mit Anilin oder Carmin, oder nach frischer Einlcgung der Nerven in Bealesches Carmin. Am schönsten
und lehrreichsten sind die Osmium-Anilin-Präparate. Die Häutchenzellen mit deren Kernen, welche die Scheiden
bilden, werden dadurch in der Umgebung der Kerne gefärbt und treten mit ihren ausserordentlich dünnen Ausbreitungen
i sehr gut hervor. Man sieht sie theils in continuirlichem Zusammenhang mit einander stellenweise vollständige
Scheiden bilden, oder man findet sie auch, nachdem sie sich in der Umgebung des Kernes gleichförmig ausgebreitet
haben, peripherisch durchlöchert werden und verzweigte platte Ausläufer aussenden (Fig. 17). Diese verbinden sich mit
ähnlichen Ausläufern der naheliegenden Zellen, und so werden die von diesen Zellen gebildeten Scheiden durchlöchert
. An den durch Zerreissen iöolirten Zellen sieht man häufig sehr feine isolirte Fibrillen haften (Fig. 18), oder
man sieht auch die Zellen zwischen den Fibrillen ausgespannt; von den Rändern solcher Zellen scheinen die Fibrillen
dann ganz frei und nackt zu verlaufen, und ganz sicher gehen sie theilweise, wie oben erwähnt wurde, auch in natürlicher
Laere sranz frei zwischen den Zellen oder der Zellenscheide und der Schwannschen Scheide der betreffenden Nerven-
faser fort. Nach Behandlung mit Säuren, ja im Allgemeinen auch nach frischem Einlegen der Nerven in Bealesches
Carmin, quellen die Fibrillen ebenso wie die Schwannschen Scheiden selbst mehr oder weniger; sie bilden dann bisweilen
eine zusammenhängende Schicht um die Nervenfaser, und diese Schicht wird dann nach aussen von den Häutchenzellen
und der von ihnen gebildeten, mehr oder weniger durchbrochenen Scheide begrenzt. Uebrigens wechseln die Fibrillen
ziemlich bedeutend in der Zahl. An vielen Stellen desselben Nerven sucht man sie an den Nervenfasern vergebens,
oder sie kommen nur vereinzelt vor, während sie an andern zahlreicher sind und sehr deutlich hervortreten.
Die soeben geschilderte Häutchenzellenscheide mit den Fibrillen rings um die einzelnen Nervenfasern entspricht
der Fibrillenscheide bei anderen Thieren, nur sind die Fibrillen viel spärlicher als z. B. beim Menschen, oder sie
können stellenweise ganz fehlen. Fassen wir die Beschreibung der Fibrillenscheide beim Petromyzon zusammen, so
finden wir, dass sie so gebaut ist, dass nach aussen von der Schwannschen Scheide sich feine helle Bindegewebs-
fibrillen finden, welche im Allgemeinen sehr spärlich, theilweise doch reichlicher vorhanden sind, und welche theils frei
verlaufen, theils an den nach aussen von ihnen belegenen Häutchenzellen haften. Diese Zellen wiederum sind äusserst
dünn und breiten sich theils zu einer in kürzerer oder längerer Ausdehnung ganz zusammenhängenden Scheide um
die einzelnen Fasern ausserhalb der Fibrillen aus, oder die Häutchenzellen sind in ihren Ausbreitungen durchlöchert
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