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oder weniger getrennt und die zwischen ihnen liegenden Spaltenräume in grösserer oder geringerer Ausdehnung
gefüllt (Taf. XVII Fig. 7). Zuweilen ist dabei die Flüssigkeit auf weite Strecken nur zwischen einigen, ja sogar
nur zwischen zwei der Lamellen gelaufen, zuweilen und öfter hat sie ihren Weg zwischen mehreren oder allen
Lamellen des Perineurium gefunden. Eben dies Verhältniss, dass oft viele der perineuralen Spaltenräume gleichzeitig
gefüllt werden, beweist offenbar, dass sie hie und da unter einander zusammenhängen. In dieser Weise wird nun
das Perineurium der einzelnen Nervenbündel eines Nervenstammes mehr oder weniger weit nach der Peripherie hinaus
gefüllt; bald werden nur wenige der Bündel, bald und öfter mehrere derselben injicirt. Wenn, wie dann und
wann geschieht, die Bündel zusammenlaufen, oder durch Zweige mit einander anastomosiren, setzt sich die Flüssigkeit
voir einer zur anderen durch das Perineurium der Anastomosenzweige fort, und bei der Theilung der Bündel läuft
auch die Flüssigkeit im Perineurium der einzelnen Zweige weiter.
Diese perineuralen Spaltenräume, welche die unmittelbaren Fortsetzungen der entsprechenden Spaltenräume
der Cerebrospinalganglicn bilden, sind nun die von der aus den serösen Räumen der nervösen Centraiorgane in-
jicirten Flüssigkeit vorzugsweise und in der Regel benutzten Bahnen. Dieselbe bleibt aber nicht immer in ihnen.
Im Gegentheil verbreitet sie sich oft von da sowohl nach aussen als nach innen; im erstcren Falle setzt sie sich
zwischen den epineuralen Lamellen fort und kann dabei entweder nur einzelne oder auch viele der epineuralen Spaltenräume
, nicht nur die inneren mehr concentrischen, sondern ebenfalls die äusseren unregelmässigen, füllen. Es entsteht
dadurch, besonders an den Stellen, wo mehrere Bündel an einander stossen, oft ein ziemlich verworrenes Netz
von injicirten Spalten und Gängen. Diese epineuralen Spaltenräume hängen centralwärts mit den entsprechenden
epineuralen Räumen der Cerebrospinalganglien zusammen; bei letzteren sind indessen die epineuralen Injectionen
gewöhnlich reichlicher als an den Nervenstämmen.
Ins Innere der Nervenbündel setzt sich ferner oft die Flüssigkeit von den perineuralen Spaltenräumen mehr
oder weniger zwischen den an gewissen Stellen sich einbiegenden endoneuralen Lamellen in die endoneuralen Spaltenräume
fort. Sie breitet sich dabei in grösserer oder geringerer Ausdehnung in den inneren Theilen des Bündels aus,
indem sie erstens hauptsächlich zwischen den sich immer weiter vertheilenden Lamellen verläuft und die Nervenfasergruppen
in dieser Weise umspült. Die injicirte Flüssigkeit bleibt aber nicht in den endoneuralen Spaltenräumcn,
sondern breitet sich auch hie und da von denselben in die Nervenfasergruppen selbst aus. Ihr Verhalten zu letzteren
ist etwas eigenthümlich. Sie bleibt nicht in den Spalten ausserhalb der Fibrillenscheiden, noch dringt sie nur in
diese hinein, sondern sie füllt den ganzen Raum ausserhalb und innerhalb der Fibrillenscheiden, bis zu den Schwannschen
Scheiden. Am Querschnitt eines in dieser Weise injicirten Nerven erscheint an den injicirten Stellen das ganze
Gewebe von der Flüssigkeit erfüllt, also als eine von dem Richardsonschen Blau tingirte Masse, in welcher die von ihren
Schwannschen Scheiden umgebenen Nervenfasern als mehr oder weniger dicht gedrängte, weisse Inselchcn hervortreten
(Taf. XVII Fig. 5). Da die Fibrillenscheiden nie eine Abgrenzung für die Injection bilden, ist es deutlich, dass, wie
oben hervorgehoben wurde, dieselben nicht vollständig und undurchbrochen, sondern vielmehr mehrfach durchdringlich
sind. Die Schwannschen Scheiden grenzen aber immer die Injectionsflüssigkeit ab; nie sahen wir letztere
ins Innere der Nervenfaser eingedrungen. Die Nervenfasergruppen können in dieser W'eise in mehr oder weniger
reichlicher Ausdehnung von der blauen Flüssigkeit durchdrungen werden; letztere hält sich bald mehr im centralen
Theil, bald mehr in den peripherischen Partien des Nervenbündels. An den Längsschnitten der injicirten Nerven
sieht man, dass die Injectionsmasse nicht in begrenzten netzförmigen Maschen die Fasergruppen der Nervenbündel
durchzieht, sondern dass sie in der That, wie oben angegeben wurde, der Länge des Nerven nach sämmtliche
Spalten zwischen den Fasern erfüllt.
Wenn man bei der Injection von den serösen Räumen der Centraiorgane aus statt des Richardsonschen Blaues
die Asphalt-Chloroformmasse anwendet, bekommt man Injectionsbilder, welche mit den eben beschriebenen fast vollständig
übereinstimmen. Es füllen sich mithin erstens die perineuralen Spaltenräume der einzelnen Nervenbündel
in verschiedener Zahl und Ausdehnung; von diesen läuft dann die Masse theils in die epineuralcn Spaltenräume aus,
theils setzt sie sich in den Räumen zwischen den endoneuralen Lamellen ins Innere der Nervenbündel fort, um von
diesen letzteren Spaltenräumen in den Nervenfasergruppen, um und zwischen den einzelnen Nervenfasern sich auszubreiten
; bei schwächerer Füllung bildet sie hier nur spärlichere Maschen, bei stärkerer nimmt sie, wie bei der
Injection des Richardsonschen Blaues, den ganzen Zwischenraum zwischen den Nervenfasern, ausserhalb sowohl als
innerhalb der Fibrillenscheiden, ein; durch die Schwannschen Scheiden fanden wir sie nie ins Innere der Nervenfasern
eingetreten.
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