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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1876-2/0122
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schnell fort. Bei denselben Hessen sich auch mit besonders gutem Erfolg Injectionen in feine peripherische Verzweigungen
ausführen. In der Fig. 8 der Taf. XVII haben wir bei Loupenvergrösserung eine solche Injection in
ein vielfach verzweigtes Nervennetz der Haut des Kaninchens abgebildet. Die feineren Zweige dieses Netzes waren
eben solche, die nur einige wenige Nervenfasern enthielten; die injicirte Flüssigkeit verläuft in solchen Zweigen theils
rein in den perineuralen Spaltenräumen, theils auch im subperineuralen Raum. In den feinen Nervenzweigen der
Muskeln gelang es uns auch dann und wann die Injectionsflüssigkeit weit nach der Endverbreitung hin, in die nur
spärliche Nervenfasern enthaltenden Zweige zu injiciren (Taf. XVII Fig. 9). Unsere Versuche, in dieser Weise
die verschiedenen nervösen Endorgane zu füllen, sind indessen bisher nicht gelungen, obwohl die Injection mehrmals
weit gegen dieselben hin verlief; durch Berstung der dünnen Perineuralscheicle entstand ein Extravasat, welches
das gewünschte Resultat vereitelte. Wir glauben aber, dass ein solches Resultat in gewissen Fällen gar nicht
unerreichbar ist.

Was stellen nun diese durch die Injection dargelegten Spaltenräume und Bahnen vor, welche Bedeutung haben
dieselben für den Bau und das Leben der Nerven? Wir werden versuchen, diese wichtige Frage zu beantworten.

Schon a priori dürfte man wohl annehmen, dass ein physiologisch so bedeutungsvolles Gewebe, wie das der
Nerven, für seine Ernährung plasmatischer Bahnen nicht entbehren kann, um so mehr als dies Blutgefässe nicht besonders
reichlich sind. Nun lässt sich eben von den serösen Räumen des Gehirns und Rückenmarks, theilweise durch
die Vermittelung der Cerebrospinalganglien, ein weitläufiges System von Bahnen in allen cerebrospinalen Nervenstämmen
und Zweigen bis in die Peripherie hinaus injiciren; diese Bahnen führen durch weite offene Spaltenräume
ins Innere der Nervenstämme, um da überall die einzelnen Nervenfasern zu umspülen. Dann ist weiter hervorzuheben
, dass durch Stichinjection immer eben ganz dieselben Bahnen sich füllen; nie gelang es uns aber bei unseren
äusserst zahlreichen Versuchen Netze zu injiciren, welche den gewöhnlichen Lymphgefässen anderer Organe entsprächen
. Wenn also in der That plasmatische Bahnen in den Nerven vorhanden sind, scheint es fast unumgänglich,
das beschriebene Spaltensystem für ein Plasmasystem zu halten. Dass letzteres in seiner Anordnung und Gestalt so
erheblich von dem gewöhnlichen Lymphgefässsystem des Körpers abweicht, dürfte in der That nicht so sonderbar
sein, als es anfangs erscheinen könnte. Erstens besitzen ja die nervösen Centraiorgane auch keine wirkliche Lymph-
gefässc, sondern verschiedenartig gestaltete, weitere oder engere seröse Räume und Saftbahnen; dann findet man ja
auch anderswo Gewebsgruppen, welche keine eigentliche Lymphgefässe, sondern nur Saftbahnen aufzuweisen haben.
Nach Allem scheint uns deswegen die Annahme nothwendig zu sein, dass in dem beschriebenen, durch die Injection
dargelegten Spaltensystem in der That die Saftbahnen der Nerven vorliegen. Diese Saftbahnen besitzen nun
aber, wie die der cerebrospinalen Ganglien, keinen Ablauf direct nach aussen in das allgemeine Lymphgefässsystem
des Körpers. Nie sahen wir nämlich wirkliche Lymphgefässe von denselben aus sich füllen. Dagegen
haben sie den mehrfach erwähnten Ablauf gegen die serösen Räume der nervösen Centraiorgane hin. Für die Fortbewegung
der in diesen Saftbahnen befindlichen Säfte gelten nun dieselben Verhältnisse wie für die in den Saftbahnen
im Allgemeinen.


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