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werden könnten. An einigen, namentlich kleineren, fand er keine Fäden in der Hülle; sie erschien vielmehr vollkommen
homogen. Nach diesen Befunden darf man nach Arnold wohl annehmen, dass auch die Hüllen der Ganglienkörper
des Sympathicus aus Zellen sich aufbauen, die zu einer homogenen Membran verschmelzen, in der als Andeutung
ihrer früher zelligen Structur theils Kernbildungen, theils ein Netz vod anastomosirenden dunklen Linien
(Fäden) zurückbleibt, während eigentlich zellige Bestandtheile an den ausgebildeten Hüllen vollständig mangeln.
Ganz ebenso wie die Kapseln verhalten sich auch die Scheiden der zutretenden Nervenfasern; auch in ihnen finden
sich Netze von Fäden und Kernbildungen. Betreffs der Ganglienkörper selbst hält Arnold seine früheren Angaben
über die Structur derselben aufrecht und sucht sie durch neue Thatsachen zu bestätigen. Bei der Untersuchung
ganz frischer, ihrer Hülle beraubter Ganglienkörper stellt sich das Kernkörperchen als rundes glänzendes Korn dar,
das fast immer einen, zuweilen mehrere Flecke besitzt. Von dem Kernkörperchen gehen feine matte Fäden aus, die
bei Zusatz sehr verdünnter Essigsäure als sehr deutliche, scharf contourirto Fäden sich erkennen lassen. Dieselben
durchsetzen "radiär die Kernsubstanz, treten in die Belcgungsmasse ein und lassen sich in dieser noch ziemlich weit
gegen die Basis des Ganglienkörpers verfolgen. Die Belegungsmasse besitzt an ganz frischen hüllenlosen Körpern
eine körnig-fibrilläre Structur. Diese Zeichnung steht gegen den Kern hin mit einzelnen der den letzteren durchsetzenden
Fäden in Verbindung, während die fibrilläre Streifung gegen die Basis in feine Fäden ausläuft, aus denen die
Spiralfaser an dieser Stelle sich zusammensetzt. An der Basis des Ganglienkörpers setzen sich mit diesem zwei oder
mehr Fasern in Verbindung, von denen die eine die Charactere eines Axencylinderfortsatzes besitzt und wie dieser
mit dem Kernkörperchen durch ein blasses Band zusammenhängt, während die andere spiralig um diese gewunden
ist. Durch Goldchlorid gelang es ihm die Spiralfaser mehr oder weniger roth zu tingiren; er sucht die Nervennatur
derselben aufrecht zu halten. Verfolgt man nach Goldtinction die Spiralfasern gegen die Basis der Ganglienkörper
zu, so verlieren sie sich daselbst in einem körnig-fibrillären Gewirr, das meistens intensiv roth gefärbt ist und offenbar
dem Fadcnnetz entspricht, aus dem die Spiralfaser ihren Ursprung nimmt. Durch dieses Verhalten verliere die
Ansicht Fraentzels, der in dieser Zeichnung die Contouren von Epithelien erkennt, an Wahrscheinlichkeit.
Die Ganglienzellen des Sympathicus verhalten sich nach der letzten Darstellung Köllikers ') im Wesentlichen
genau so wie in den Spinalganglien, nur sind sie durchschnittlich kleiner, gewöhnlich ziemlich gleichmässig rund.
»Nach dem, was ich bei den Säugethieren und beim Menschen gesehen)), sagt er, »stimmen die sympathischen Ganglien
mit denen der Rückenmarksnerven insofern überein, als sie vorwiegend unipolare, seltener bipolare Zellen enthalten,
weichen jedoch darin ab, dass in ihnen sicher apolare Zellen in bedeutender Menge sich finden, und die entspringenden
Ganglien fasern ohne Ausnahme von den feinsten sind, welche in peripherischen Nerven vorkommen, und wahrscheinlich
in den meisten Fällen in verschiedenen Richtungen aus den Ganglien heraustreten. Nach Remak kommen in den
Ganglien des Sympathicus nur multipolare Zellen vor, was bestimmt unrichtig ist)). Auch hier besitzen die Ganglienzellen
eine kernhaltige Scheide, welche in die Scheiden der Fortsätze übergeht. Die vom Nucleus und Nucleolus
(nach einigen Histologen) abgehenden Fasern konnte Kölliker nicht wiederfinden, will sie aber nicht ganz in Abrede
stellen. Auch die Fasernetze von Arnold und Courvoisier vermochte er nicht zu sehen, will sie aber auch nicht ganz
leugnen. Die Spiralfasern der Zellen des Froschsympathicus enthalten einige, ja selbst viele Kerne in ihren Netzen.
Es schien als ob diese Fasernetze mit ihren Kernen sammt den von ihnen abgehenden Spiralfasern eine besondere
innere Scheidenbildung um die fraglichen Zellen darstellen. Er will aber kein bestimmtes Urtheil abgeben; er sah
ja auch in einem Falle eine Zelle mit zwei Ausläufern, welche in echte kernlose Nervenfasern übergingen, von denen
die eine einige Spiraltouren um die andere beschrieb.
Friedländer 2) fand die Herzganglienzellen des Frosches ganz wie sympathische Ganglienzellen gebaut. Sie
entlassen fast regelmässig aus einem Pole zwei Nervenfasern, die in verschiedener Weise, oft in spiraligen Windungen,
angeordnet sind, die sich aber beide mit Gold intensiv violett färben. Die Spiralfasern sind nun in keiner Weise
anders denn als Nervenfasern aufzufassen. In sehr vielen Fällen sah er Fortsätze vom Kernkörperchen durch den
Kern und die Zellensubstanz in verschiedener Richtung hindurchtreten. Auch sah er häufig Theilungen der Spiralfaser
beim Eintritt in die Zelle. Eine deutliche Anschauung von einem Netzwerk im Sinne Arnolds und Courvoisiers
war er aber nicht im Stande zu gewinnen. Er erkennt mithin auch nicht die Commissurenfädcn Courvoisiers an. Dagegen
überzeugte er sich mit aller möglichen Bestimmtheit vom directen Uebertritt der Spiralfaser in die Zellensubstanz.
Die gerade Faser besitzt schon längere Zeit vor ihrem Eintritt keine Markscheide mehr.
1) Handbuch der Gewebelehre des Menschen. Fünfte Auflage. 1867.
2) Untersuchungen aus dem physiologischen Laboratorium in Würzbarg herausgeg. v. A. von Bezold. Zweites Heft. Leipzig 1867.
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