http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1876-2/0136
126
mit seinen ampullären Maschen die Ganglienzellenkapseln umspinnt. In den Kapseln selbst findet man nie die Injection
sflüssigkeit, noch in den von ihnen abgehenden canalförmigen Scheiden um die Ausläufer der Ganglienzellen.
Zuweilen sieht man die Flüssigkeit in ähnlichen Maschen in die Nervenfaserbündel des Ganglion, ihre Fasern
umspinnend, laufen. Da sehr häufig die Flüssigkeit bei der Stichinjection in einen Nervenzweig, dicht an seiner
Vereinigung mit dem Ganglion, zuerst das eben erwähnte Lymphgefässnetz um die Ganglienzellen erfüllt, fliesst
sie in entgegengesetzter Richtung immer aus diesem Netz in die gröberen Spaltenräume und Gänge zwischen die
endoneuralen Fortsetzungen des Perineurium und aus diesen Räumen zu den Perincuralräumen selbst. Bei fortgesetzter
Injection breitet sich die Flüssigkeit über die ganze Fläche des Ganglion in seinen Perineuralräumen aus
und setzt sich dann in den Perineuralräumen der damit zusammenhängenden Nervenzweige fort. Zuweilen bleibt
jedoch die Injection sowohl am Ganglion, als an seinen Nervenzweigen, nur in den Perineuralräumen, ohne sich ins
Innere des Ganglion auszubreiten. Bei Stichinjection ins Ganglion selbst, wenn also die Canüle in sein eigenes Gewebe
eingeführt wird, füllt sich auch mit grosser Leichtigkeit dieses Lymphgefässnetz im Inneren der Ganglien und
die Flüssigkeit verläuft auf denselben Wegen, welche eben geschildert sind, in die Perineuralräume hinaus. Nie sahen
wir bei unseren Injectionen in den S}anpathicus Lymphgofässe ausserhalb des Ganglion oder des Nerven sich füllen und
nach den umgebenden Gewebstheilen abgehen. Wir hatten auch Untersuchungen über die sympathischen Ganglien
verschiedener Thiere ausgeführt und uns besonders bei denen der Batrachier (Frosch, Kröte) aufgehalten; an allen
mit Spiralfasern versehenen Ganglienzellen fanden wir diese constant in eine mit Myelinscheide versehene Nervenfaser
übergehen — andere Spiralfasern, aus Bindegewebe u. dgl., wie von Anderen geschildert worden, konnten
wir nie wahrnehmen — welche Nervenfaser, besonders bei der Kröte, diese ihre Myelinscheide bis an und auf die
Ganglienzelle, zwischen den hier an ihrer Basis angesammelten Zellenkernen, behält, wogegen die gerade Nervenfaser
, so weit als wir sie verfolgen konnten (und dies ist uns in nicht unbedeutenden Strecken gelungen) fortwährend
ihre blasse Beschaffenheit behält, d. h. keine Myelinscheide hat. Nie sahen wir die Spiralfaser an der Ganglienzelle
in ein Fasernetz übergehen.
Nach Sigmund Mayer *) besitzen die sympathischen Ganglien »eine bindegewebige Hülle, welche Fortsätze
zwischen die einzelnen Zellen sendet und so gleichsam Kapseln für die einzelnen Zellen herstellt. Das Bindegewebe
bildet somit ein Fächerwerk, in welches die Nervenzellen eingetragen sind; zu gleicher Zeit ist es der Träger der
Blutgefässe)). Die Ganglienzellen besitzen eine Plülle oder Kapsel, die ein Analogon der Nervenscheide ist; »sie besteht
aus Bindegewebe, in welches öfters Kerne sich eingestreut finden». »Zuweilen zeigt die bindegewebige Hülle eine
concentrische Schichtung ebenfalls mit eingestreuten Kernen». In der Substanz der Ganglienzellen, welche aus einer
homogenen Grundmasse mit darin reichlich eingestreuten feinen Körnchen bestellt, »sieht man gar nicht selten feine
Fäden in ziemlicher Anzahl verlaufen, welche vom Kern und Kerkörperchen ausstrahlen»; von der Existenz
dieser Fäden, giebt Mayer an, habe er sich hinlänglich überzeugt. »Die Substanz des Kernes ist nicht homogen,
es lassen sich feine Fäden in demselben beobachten, die aus dem Kernkörperchen entspringen». Nicht nur
beim Kaninchen und Meerschweinchen sind doppelte Kerne in der Mehrzahl der Zellen vorhanden; auch beim
Menschen, Hunde, bei der Katze, beim Frosch sah Mayer doppelte Kerne. Wie Bidder sah er zuweilen »Kern-
communicationsfäden» zwischen den beiden Kernen solcher Zellen. Die Kerne zeigen wie die Zellen nicht unbedeutende
Differenzen hinsichtlich'ihrer Grösse. Sowohl beim Frosch als bei Säugethieren kommen ausser den gewöhnlichen
Zellen auch grosse, mit einer Anzahl kleiner Kerne erfüllte vor, sowie kleine Zellen, deren Hauptmasse der Kern
einnimmt, und solche, in denen eine Anzahl von kleinen Kernen von nur wenig Zellsubstanz umgeben ist. Es giebt
in der That, nach Mayer, Zellen ohne Spur eines Fortsatzes. Solche sind u. A. die in Längsreihen angeordneten
quaderförmigen Zellen im Ganglion coeliacum und im Sympathicus beim Frosch; es scheint aber, als ob diese Zellen
erst in der Entwickelung begriffen wären» Die Mehrzahl der sympathischen Ganglienzellen ist entschieden multipolar;
die Fortsätze gehen zum Theil über in Nervenfasern, zum anderen Theile dienen sie zur Verbindung von Ganglienzellen
unter einander; letztere sind gewöhnlich sehr kurz, zuweilen wie kurze Brücken. Aus dem Ganglion coeliacum
des Kaninchens hat Mayer eine Zelle isolirt, welche neben mehreren verästigten Fortsätzen zwei andere, mit Nervenmark
belegte Fortsätze (Axencylinderfortsätze) besass. Spiralfasern kommen nicht bei allen sympathischen Zellen
des Frosches vor; dies t steht wahrscheinlich mit verschiedenen Entwickelungsstadien in Zusammenhang. Betreffs
des Ursprungs der Fortsätze sagt er, dass sie immer ans der Zellsubstanz selbst ausgehen, niemals aber mit Kern
) Strickers Handbuch der Lehre von den Geweben. Bd. II. 1872.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1876-2/0136