Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1876-2/0147
137

sind die Zellen etwas abgeplattet. Wenn man in dünnen Lösungen von Chromsäure oder chromsaurem Kali u. dergl.
macerirte Ganglien zerzupft, bekommt man an den dadurch isolirten nackten Ganglienzellen in der Regel keine oder
nur wenige anhaftende Ausläufer; letztere werden gewöhnlich mehr oder weniger abgerissen. Dann und wann findet
man jedoch Zellen, von welchen ein oder mehrere Ausläufer ausgehen, die zwar oft schon in der Nähe ihrer Wurzel
abgerissen, zuweilen aber sogar eine weite Strecke zu verfolgen sind. Da aber mithin die Zellen durch diese Präparation
so leicht verstümmelt werden, ist es in der That sehr schwierig, bei solchen die ursprüngliche Zahl der
Ausläufer zu bestimmen. Bei der am besten gelungenen Isolirung bekommt man indessen kaum weniger als zwei,
gewöhnlich drei oder vier oder auch noch mehr Ausläufer. Diese entspringen von den Zellen als directe Fortsetzungen
der Zellensubstanz und mit einer gegen letztere kegelförmig verbreiterten Wurzel, um sich dann allmählich
noch weiter zu verschmälern. Ihr Ursprung aus den Zellen ist gar nicht an bestimmte Stellen gebunden. Bald
laufen zwei Ausläufer von zwei entgegengesetzten Enden der Zelle aus, während dabei oft ein dritter ungefähr
mitten zwischen ihnen abgeht. Bald entspringen zwei nahe an einander von einer Seite der Zelle. Bald, und dies
findet oft statt, geht ein Ausläufer von einem Ende, zwei von dem entgegengesetzten aus, während dabei oft ein
oder einige dünne Ausläufer in den Zwischenräumen zwischen ihnen entspringen. In anderen Fällen gehen von
jedem Ende und etwas von einander entfernt zwei Ausläufer aus. In noch anderen Fällen entspringen mehrere von
einer Seite der Zelle, oder es nimmt eine grössere Zahl derselben von allen Seiten der Zelle ihren Ursprung.
Kurz gesagt: es rinden sich äusserst wechselnde Verhältnisse, für welche wir keine bestimmte Gesetze aufstellen
können. Da aber die meisten Zellen mehr als zwei Ausläufer besitzen, kann man sie als in der Regel multipolar
bezeichnen; diese Ausläufer gehen von der Zelle in mehr oder weniger verschiedenen Richtungen aus einander. Ihr
Verlauf ist im Allgemeinen gestreckt und gerade. Am Querschnitt sind sie rund oder rundlich. Ihre Dicke ist
wechselnd; von einer und derselben Zelle können sowohl breitere als schmälere Ausläufer entspringen; oft sind zwei
oder drei breit, während ausserdem einige schmälere zwischen jenen sich finden. Bei dem Ursprung aus der Zelle
zeigen sie dasselbe Aussehen wie die Zellensubstanz, indem die körnige Beschaffenheit letzterer eine Strecke
weit in die Ausläufer sich fortsetzt. Bald nach dem Abgange werden aber die Körnchen spärlicher und treten dann
nur in einzelnen Längsreihen in der Ausläufersubstanz auf. Diese hat nunmehr das Aussehen eines Axencylinders;
sie ist graulich, fast homogen oder schwach und undeutlich der Länge nach gestreift, Nie konnten wir indessen
eine solche Streifung in die Zellensubstanz hinein verfolgen. Nie sahen wir von den Ausläufern Fadenbildungen
bis zum Kern oder gar zum Kern körperchen treten; von derartigen Einrichtungen giebt es nach unserer Meinung-
gar nichts, sondern die Ausläufer sind, wie hervorgehoben, als unmittelbar aus der Zellensubstanz entspringend
anzusehen. Wenn man nun die Ausläufer in ihrem Verlaufe verfolgt, sieht man an ihnen die geschilderte
Beschaffenheit; obwohl ihre Ränder so ziemlich parallel und gerade sind, findet die oben erwähnte allmählige
VeriüiiP;unp; statt. Zuweilen theilen sich indessen die Ausläufer bald nach ihrem Austreten dichotomisch in zwei,
mehr oder weniger gleich starke Zweige (Taf. XIX Fig. 3). In anderen Fällen geschieht diese Theilung erst
später (Taf. XIX Fig. 1, 7) nach kürzerem oder längerem Verlaufe. In noch anderen Fällen entspringen von ihnen
nur einzelne schmälere Zweige. Die Zweige treten in spitzem Winkel in verschiedenen Richtungen aus einander;
sie theilen sich oft bald wieder und sogar zu wiederholten Malen dichotomisch. Andere Ausläufer gehen aber, soweit
sie zu verfolgen sind, unverzweigt fort; ob diese sich nicht später theilen, müssen wir dahin gestellt lassen, halten
aber eine solche Verzweigung für nicht unwahrscheinlich. Obgleich wir die Ausläufer oft auf weite Strecken verfolgen
konnten, sahen wir nie eine Myelinscheide an ihnen auftreten; ob eine solche an denselben vorkommt, können
wir mithin nicht entscheiden. Im Allgemeinen konnten wir bei den Ausläufern keine derartig verschiedene Beschaffenheit
finden, dass wir unter ihnen verschiedene Arten aufzustellen vermöchten; wir sahen mithin keinen, welcher
speciell als sogenannter »Axencylinderfortsatz» bezeichnet werden könnte. Ebenso wenig sahen wir beim Menschen
den Spiralfasern der sympathischen Ganglienzellen des Frosches entsprechende Fasern. Wenn man die Zellen
in ihrer natürlichen Lage an Schnittpräparaten der gehärteten Ganglien betrachtet, findet man häufig die Zellen
geschrumpft und ohne Ausläufer, indem letztere bei der Schrumpfung abgerissen sind. Zuweilen gelingt es aber
an solchen Präparaten die Ausläufer wenigstens zum Theil mit den Zellen zusammenhängend zu finden (Taf. XVIII
Fig. 1, 2). Man sieht dann bald nur einzelne, bald mehrere, bald sehr zahlreiche Ausläufer von verschiedenen
Seiten und in verschiedener Tiefe der Zellen entspringen. An diesen Präparaten gelingt es zwar oft die Ausläufer
eine ziemlich weite Strecke in der Zwischensubstanz zu verfolgen; sie vermischen sich aber früher oder später mit
Key und Retzius. Stadien in der Anatomie des Nervensystems. 35


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/key1876-2/0147