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begrenzt sind. Zuweilen sind diese kleinen Löcher sehr wenig angedeutet; dies ist besonders der Fall, wenn das
Präparat stark erhärtet wurde. An anderen Präparaten aber, und zwar besonders an solchen, bei welchen eine Stich-
injection von Müllerscher Lösung oder noch besser von Ueberosmiumsäure gemacht wurde, erscheint das ganze,
zwischen den Zellen befindliche, oder interstitielle, Gewebe als von zahllosen Löchern und Spalten durchbrochen.
Durch die injicirte Säure werden nämlich letztere ausgespannt und in solchem Zustande erhärtet. Zwischen den
Löchern .und Spalten findet sich eine grosse Menge äusserst dünner, homogener oder schwach körniger Häutchen,
welche in der verschiedensten Weise sich mit einander verbinden, mithin ein schwammiges Gewebe bilden. An
den Häutchen liegen die erwähnten Kerne; diese sind kuglig oder öfter eiförmig und von einer Protoplasmazone
umgeben. Sie entsprechen zusammen mit dem Protoplasma Zellen, welche den Häutchen anhaften und in kleine
Spalten hineinragen. Diese Zellen lösen sich ziemlich leicht von den Häutchen ab und erscheinen dann als frei in den
Spaltenräumen liegende, mehr oder weniger protoplasmareiche Zellen von bald rundlicher, bald eckiger, bald spindelförmig
ausgezogener, gewöhnlich etwas scheibenartig abgeplatteter Gestalt; oft bilden sie flügelartige Ausläufer,
welche in verschiedenen Richtungen zwischen den Häutchen verlaufen. Die Zellen liegen mehr oder weniger
reichlich in das interstitielle Gewebe eingestreut; in der Regel sind sie zahlreich vorhanden. Hie und da treten
ausserdem in diesem interstitiellen Gewebe mehr oder weniger ausgesprochene Fibrillen auf.
In dem auf diese Weise zusammengesetzten Zwischengewebe liegen die Ganglienzellen nebst ihren Ausläufern
sowie die Blutgefässe und die Nervenfasern eingebettet. Die Kapseln der Ganglienzellen stossen unmittelbar an
dasselbe, indem letzteres ihnen anhaftet; sie sind aber gegen dasselbe scharf abgegrenzt und lassen sich, wie
oben erwähnt, vollständig und ohne besondere Schwierigkeit von ihm isoliren. Die von den Zellen nach verschiedenen
Richtungen hin ausstrahlenden Ausläufer durchkreuzen, von ihren Scheidencanälen umgeben, das Zwischengewebe,
in welchem sie bisweilen weit verfolgbar sind, leider aber zuletzt sich den Blicken entziehen. Die Blutgefässe
bilden im interstitiellen Gewebe mehr oder weniger zahlreiche und feine Schlingen zwischen den Ganglienzellenkapseln
. Hier verlaufen ferner Nervenfasern entweder einzeln, oder auch zu mehreren vereinigt; ein Theil derselben
ist mit Myelinscheide versehen und besitzt vollständig den oben bei den cerebrospinalen Nerven beschriebenen
Bau solcher Fasern, indem ihre Schwannsche Scheide von Protoplasma umgebene Kerne zwischen je zwei Einschnürungen
zeigt. Diese Myelinfasern sind gewöhnlich von geringer Breite und haben oft eine variköse Beschaffenheit
. Sie biegen sich in den verschiedensten Richtungen um die Ganglienzellenkapseln und bilden in dieser
Weise umwindende Fasern. Ausser diesen myelinhaltigen Nervenfasern giebt es dann aber in dem Zwischengewebe
der Ganglien eine Menge anderer Nervenfasern, welche ohne Myelinscheide sind und den gewöhnlichen myelinfreien
Fasern entsprechen. Diese Fasern sind sehr schwer in dem verwickelten Gewebe zu verfolgen; man erkennt sie am
besten, wenn sie zu Bündeln zusammentreten, wobei sie eben durch die Anordnung und Beschaffenheit ihrer Kerne
bemerkbar sind. Solche Bündel, welchen oft myelinhaltige Fasern sich anschliessen, und die wahrscheinlicher Weise
eine grössere Zahl von Ganglienzellenausläufern in sich aufnehmen, oder sogar aus solchen grösstenteils bestehen,
bilden im interstitiellen Gewebe bogenförmige Schlingen zwischen den Ganglienzellenkapseln.
Das das Innere der Ganglien bildende Gewebe, welches somit, abgesehen von den in ihre Kapseln eingeschlossenen
Ganglienzellen und den Ausläufern derselben, aus einer, Nervenfasern und Blutgefässe enthaltenden, bindegewebigen
Stützsubstanz besteht, wird ferner, ganz wie in den cerebrospinalen Ganglien, in eine Menge kleinerer Fächer
abgetheilt. Es geschieht dies durch feine Häutchen oder Lamellen, welche ohne bestimmte Grenze mit den oben
geschilderten feinen Häutchen des durchlöcherten, schwammigen, interstitiellen Gewebes zusammenhängen. Einige
oder mehrere Häutchen legen sich an einander und laufen parallel durch die Gangliensubstanz fort, indem sie sich
anderen Lamellenpartien anschliessen, mit ihnen einzelne Lamellen austauschen und in dieser Weise kleinere oder
grössere Theile des Gangliengewebes umfassen und abgrenzen. Solche Lamellenzüge legen sich mehr und mehr
zusammen und bilden Scheidewände, welche das Ganglion in verschiedenen Richtungen durchziehen, um zuletzt an
die Ganglienoberfläche zu treten und, dahin gelangt, sich immer mehr verbreitend, mithin einen dreiseitigen Querschnitt
darbietend, nach beiden Seiten der Oberfläche ihre Lamellen abzugeben. Diese, das Innere der Ganglien
durchziehenden Lamellen nebst dem übrigen, oben geschilderten, häutig schwammigen Bindegewebe zwischen den
Ganglienzellen bilden das von uns sogenannte Endoneurium der Ganglien. Die endoneuralen Lamellen stimmen
vollkommen mit den gleichnamigen, bei den cerebrospinalen Ganglien und Nervenstämmen beschriebenen überein
und ähneln, wie diese, ebenfalls den subarachnoidalen Häutchen. Sie haben ein elastisches Aussehen, sind von
Häutchenzellen bekleidet und enthalten sich verschiedenartig kreuzende fibrilläre Faserzüge. Ausserdem verlaufen
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