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injicirte Flüssigkeit hie und da in grösseren Spaltenräumen, indem sie zwischen den endoneuralen Lamellen verläuft.
In den endoneuralen Spaltenräumen geht sie immer weiter fort.und tritt dann zuletzt an der Ganglienoberfläche in
die zwischen den perineuralen Lamellen befindlichen Spaltenräume aus, um in diesen und durch dieselben sich in
oben geschilderter Weise in die abgehenden Nervenzweige u. s. w. zu verbreiten. Vom Inneren des Ganglion
läuft aber die Flüssigkeit auch unmittelbar im Inneren dieser Nervenzweige, zwischen deren Nervenfasern und
endoneuralen Lamellen, mehr oder weniger weit fort, um auch dann früher oder später in die perineuralen
Spaltenräume auszutreten. Umgekehrt kann man auch das Innere der Ganglien sowie deren Scheidenräume von
den betreffenden Nervenzweigen aus injiciren, wenn man die Canülenspitze in sie, in der Richtung nach dem Ganglion
hin, einführt. Nie sahen wir die Flüssigkeit von den sympathischen Ganglien in wirkliche abführende Lymphgefäss-
stämme eintreten. Es entspricht mithin dies ganze Bahnsystem vollständig dem der cerebrospinalen Ganglien. Auf
die dort angegebenen Gründe hin glauben wir dasselbe als das Saftbahnsystem der sympathischen Ganglien
betrachten zu müssen.
Der Bau der sympathischen Nerven.
Geschichtliches.
Bichat *) suchte im Gegensatz zu den früheren Anschauungen über den Sympathicus die Ansicht einzuführen,
dass »dieser Nerv in der That nicht existirt», dass der zusammenhängende Strang, welchen man vom Halse bis zum
Becken wahrnimmt, nichts Anderes ist als eine Reihe von Nervenanastomosen, eine Reihe von Zweigen, welche die
über einander liegenden Ganglien zu einander absenden, und nicht ein Nerv, vom Gehirn oder Mark ausgehend.
Bichat betrachtete jedes Ganglion als das besondere Centrum eines kleinen Nervensystems, vom cerebralen ganz
verschieden und sogar von den kleinen Nervensystemen anderer Ganglien getrennt. Betreffs der Functionen der von
diesen Centren ausgehenden Nerven, bemerkt er, dass sie gar nicht dem cerebralen System angehören; sie dienen
nicht den Empfindungen; sie sind der freiwilligen Bewegung ganz fremd; man findet sie nur an den Organen des
inneren Lebens.
Bogros 2) machte Injectionen von Quecksilber in den Sympathicus. Sie ergaben ihm bei dem Halssympathicus,
den Nervi cardiaci und gewissen Zweigen des Plexus solaris ähnliche Resultate wie bei anderen peripherischen Nerven.
Wenn er die Nervenwurzeln durch die Dura mater injicirte, drang das Quecksilber in die Ursprungszweige des Sympathicus
hinein.
In den drei Sinnesnerven und im sympathischen Nerv fand Eitrenberg 3) variköse Röhren, und diese waren
bündelweise von Neurilemröhren (Sehnenfasern und Gefässnetz) umgeben; die ersteren drei waren unmittelbare Fort-
') Anatomie generale appliquec a la Physiologie et a la Medecine, übers, v. Pfaff, Th. 1,1, Leipzig 1802; ebenso wie: Nonvelle
Edition. Tome premier. 1821.
2) Repertoire general d'anatomie et de physiologie. Paris 1827. T. IV. (Nach Robin, Archives generales de Medecine 1854, citirt).
3) Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie. Bd 28, 1833; sowie in seiner: Beobachtung einer auflallenden bisher unerkannten
Structur des Seelenorgans bei Menschen und Thieren. Berlin 1836.
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